Zwischen Strategie, Sammelleidenschaft und Gemeinschaft: Vorarlbergs junge Kartenspielszene im Porträt
Gemeinsam spielen
Bunte Spielmatten, glänzende Karten und gespannte Gesichter: In Hohenems bei Sammelmania herrschte am Wochenende Hochbetrieb. VOL.AT war mittendrin, als sich Dutzende junge Menschen zum Pokémon-Turnier trafen – bewaffnet mit Deckboxen, Strategieplänen und einer ordentlichen Portion Begeisterung. Was auf den ersten Blick wie ein Kindergeburtstag wirkt, entpuppt sich schnell als erstaunlich komplexe und leidenschaftlich gelebte Szene.
Eine bunte Welt aus Karten und Geschichten
In Hohenems bei Sammelmania weht ein Hauch von Wettbewerb und Nostalgie. Hier treffen sich regelmäßig junge Menschen, um Pokémon-, Yu-Gi-Oh- und Magic: The Gathering-Karten zu tauschen, Decks zu testen und Turniere auszutragen. Einer von ihnen ist Ludo Metzler aus Schwarzenberg. Mit seinen 14 Jahren ist er bereits ein erfahrener Spieler. "Kartenspiele spiele ich, seit ich klein bin, weil meine Eltern mich dabei unterstützt haben. Pokémon spiele ich jetzt seit etwa drei Jahren – Turniere auch, seit es den Laden gibt", erzählt er mit hörbarem Stolz.
Für Ludo ist Pokémon mehr als ein reines Glücksspiel. "Natürlich gehört ein bisschen Glück dazu. Aber es geht auch um Strategie, Training und das richtige Deck. Man muss mit dem Deck affin werden", erklärt er – ein Statement, das zeigt, wie viel Tiefe in dem vermeintlich kindlichen Hobby steckt.
"Die Community ist einfach schön"
Was viele Spielerinnen und Spieler anzieht, ist nicht nur das Spiel selbst – sondern auch die Gemeinschaft. Mustafa Kaan Kaplan aus Dornbirn, 26 Jahre alt, begann vor fünf Jahren mit Magic: The Gathering und ist nun begeisterter One-Piece-Spieler. "Auch wenn man nicht spielt, kann man mit den Leuten einfach reden. Es bilden sich Freundschaften, und das ist wirklich schön", sagt er. Besonders gefallen ihm die Kartendesigns und der emotionale Bezug, den er über Animes und Spiele aufgebaut hat.
Sein Einstieg ins Turniergeschehen war fast schon filmreif: "Chris hat mich eingeladen. Ich musste nichts zahlen, er hat mir sogar die Getränke spendiert. Seitdem bin ich hooked", erinnert sich Mustafa und lacht. Selbst wenn er bei Turnieren nicht vorne mitspielt, zählt für ihn das Erlebnis: "Es ist das Feeling, das man dabei hat".
Vom Mitläufer zur Mitspielerin
Ganz neu in der Szene ist Lara Bilgeri, 23, die durch ihren Bruder zum Kartenspielen kam. "Mein Bruder hat immer gesammelt, und irgendwann hat er mich mit reingezogen. Jetzt spielen wir zusammen", erzählt sie. Seit vier Monaten ist sie nun aktiv – und fast täglich im Sammelmania anzutreffen. "Ich bin immer da. Bei Turnieren spiele ich meistens mit", sagt sie.
Was sie besonders schätzt: die Offline-Zeit. "Du bist nicht am Handy. Du spielst mit echten Leuten. Das ist einfach cool", bringt sie es auf den Punkt.
Mehr als nur ein Spiel
Was beim Zuhören auffällt: Diese jungen Menschen verbindet weit mehr als ein gemeinsames Hobby. Kartenspiele werden hier zum sozialen Treffpunkt, zur Bühne für strategisches Denken – und zur Gelegenheit, Freundschaften zu schließen, die offline beginnen. In einer Welt, in der viele Kontakte über Bildschirme laufen, bietet das Spiel mit echten Karten einen willkommenen Gegenpol.
Vielleicht ist genau das das Erfolgsrezept dieses kleinen Universums mitten in Hohenems.
(VOL.AT)
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