"Verschreibung" sozialer Angebote laut Auswertung hilfreich
"Und besonders wichtig: 93 Prozent würden Social Prescribing weiterempfehlen. Das zeigt, dass wir Menschen erreichen, die wir sonst nur sehr schwer erreichen könnten", sagte Gesundheitsministerin Korinna Schumann (SPÖ) zu den nun vorliegenden Ergebnissen. Der Hintergrund des Pilotprojekts ist der Umstand, dass laut Studien jede fünfte ärztliche Konsultation ohne einen medizinischen Hintergrund erfolgt. So werden Ordinationen etwa aufgrund von Einsamkeit, Stress, finanzieller Sorgen, Überforderung im Alltag aufgesucht.
Gezielte Vermittlung
Social Prescribing setze genau bei diesen Problemfeldern an: "Wir verbinden Betroffene gezielt mit Angeboten außerhalb der klassischen Medizin - und das entlastet gleichzeitig die Ärztinnen und Ärzte", erläuterte Schumann. Als Beispiel wurde etwa der Fall einer 42-Jährigen genannt, die sich erschöpft, niedergeschlagen, aber ohne akute medizinische Ursache in eine Ordination begab. Im Gespräch ergaben sich finanzielle Sorgen und Einsamkeit als dahinterliegende Ursachen. "Durch Social Prescribing bekam sie einen Termin bei der Schuldnerberatung, fand ein soziales Angebot - einen Kochkurs - und berichtete später von deutlich mehr Stabilität im Alltag", berichtete die Ministerin - und derartige Beispiele fänden sich in dem Bericht zahlreich.
Insgesamt nahmen österreichweit 15 Einrichtungen aus sechs Bundesländern am Fördercall 2023-25 teil, darunter Primärversorgungseinheiten, pädiatrische Praxen und eine Einrichtung für nicht versicherte Personen. Sie erhielten Fördermittel von bis zu 60.000 Euro, optional ergänzt um eine Verlängerungspauschale. Aus den Daten ergab sich dabei, dass besonders Personen mit ökonomischen Belastungen, instabiler Lebenssituation und eingeschränkten sozialen Netzwerken durch das Social Prescribing erreicht werden konnten. 56 Prozent und somit mehr als die Hälfte der Patientinnen und Patienten war nicht erwerbstätig, häufig aufgrund von Pension (40 Prozent) oder gesundheitlichen Einschränkungen (37 Prozent).
Zentrales "Line-Working"
Vermittelt wurden die Personen dann weit am häufigsten an psychosoziale Beratungsstellen (51,5 Prozent in der Primärversorgung und 66,7 Prozent in der Pädiatrie), es folgen die Rechts- und Sozialberatung mit jeweils rund 25 Prozent. Auch Bewegungsangebote, soziale Angebote bzw. Treffen und die berufliche Beratung lagen im zweistelligen Bereich. Fachkräfte mit "Link-Working-Funktion" spielen bei der Vermittlung dabei eine zentrale Rolle: Sie klären Bedürfnisse und Ressourcen, entwickeln gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten einen Handlungsplan und begleiten deren erste Schritte.
Laut Schumann gehe das Projekt nun in eine nächste Phase: "Es gibt einen neuen Fördercall für 2026 bis 2028, mit insgesamt 4,8 Millionen Euro." Die GÖG entwickle zudem derzeit ein österreichweit einheitliches Modell, "und wir arbeiten darauf hin, dass dieser Ansatz eine flächendeckende Ergänzung zur klassischen Medizin wird."
(APA)
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