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Arbeitslosigkeit steigt weiter: Fast 400.000 Menschen im November ohne Job

Die Arbeitslosigkeit ist im November weiter gestiegen.
Die Arbeitslosigkeit ist im November weiter gestiegen. ©APA/HANS KLAUS TECHT (Symbolbild)
Die Arbeitslosigkeit in Österreich ist auch im November weiter gestiegen.
Momentum Institut für Jobgarantie für Langzeitarbeitslose

Im November entspannte sich die Lage am Arbeitsmarkt nicht. Laut Arbeitsmarktservice (AMS) waren am Monatsende 399.199 Menschen arbeitslos oder in Schulung, ein Anstieg um 4,0 Prozent bzw. 15.236 Personen im Vergleich zum Vorjahr. Dies markiert den 32. Anstieg in Folge seit April 2023. Die Arbeitslosenquote stieg im November um 0,3 Prozentpunkte auf 7,5 Prozent.

Arbeitslosigkeit: Nur geringe Anzeichen auf Entspannung am Arbeitsmarkt

Eine rasche Besserung ist nicht in Sicht: "Erste Hinweise auf die angekündigte Erholung im Jahr 2026, etwa die leicht rückläufige Arbeitslosigkeit in der Arbeitskräfteüberlassung, sind zwar (mit viel gutem Willen und der Lupe) bereits erkennbar, aber noch so gering, dass sie eher auf eine überschaubare Belebung als auf kräftiges Wirtschaftswachstum im neuen Jahr hindeuten", kommentierte AMS-Vorstand Johannes Kopf.

Jeweils November inkl. Schulungsteilnehmer

Niederösterreich und Steiermark stärker von Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen

Besonders betroffen vom neuerlichen Anstieg waren die Bundesländer Niederösterreich (plus 6,9 Prozent) und die Steiermark (5,7 Prozent), wo zuletzt Unternehmen wie die voestalpine oder Wollsdorf Leder den Abbau von Stellen ankündigten. Relativ stark stiegen die Zahlen auch im Burgenland (plus 4,9 Prozent) und Tirol (plus 4 Prozent), weniger in Oberösterreich (plus 3,9 Prozent), Salzburg (plus 3,7 Prozent), Vorarlberg (plus 3,3 Prozent) und Wien (plus 3 Prozent). Positiv stach wie schon im Vormonat Kärnten hervor, wo es nur einen Anstieg von 0,7 Prozent - das sind 144 Personen - gab.

Jeweils November

Nach Branchen meldete das AMS den kräftigsten Zuwachs im Gesundheits- und Sozialwesen mit plus 16,8 Prozent. Grund sind laut Kopf vor allem statistische Effekte, da unlängst Beschäftigte im öffentlichen Bereich durch Auslagerung von Pflegeeinrichtungen aus Krankenhäusern dem Pflegesektor zugerechnet wurden, erklärte er im Ö1-"Mittagsjournal". "Dazu kommt, dass es ein Bereich ist, wo die Beschäftigung generell stark steigt, und wenn es mehr Beschäftigte in einem Bereich gibt, gibt es auch mehr Arbeitslose, weil Arbeitslosigkeit entsteht ja auch beim Jobwechsel", so Kopf weiter. "Die Zahlen aktuell besorgen mich nicht."

Arbeitslose im November nach Geschlecht, Alter und NationalitäŠt, Schulungsteilnehmer und offene Stellen

Hinter den Gesundheitsbereich reihen sich der Handel mit 7,4 Prozent, Verkehr und Lagerei mit plus 6,7 Prozent, sowie Gütererzeugung bzw. Industrie mit 5,2 Prozent. Neuerlich stark gestiegen ist die Arbeitslosigkeit unter Frauen, die mit plus 6,2 Prozent merklich schneller als jene für Männer (plus 2,1 Prozent) zulegte. "Wir wissen, dass die Arbeitsmarktsituation für Frauen in einigen Bereichen besonders schwierig ist. Genau deshalb braucht es zielgerichtete Maßnahmen und echte Unterstützung. Das AMS stellt dafür jedes Jahr rund 670 Millionen Euro bereit", sagte Arbeits- und Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) dazu laut Ministeriumsmitteilung.

Ein Trend setzte sich auch bei der Zahl der gemeldeten offenen Stellen fort, die Ende November gegenüber dem Vorjahr um 13,2 Prozent auf 71.933 sanken. Der Stellenmonitor des ÖVP-Wirtschaftsbunds, der alle Online-Jobportale erfasst, wies im November knapp 160.000 offene Stellen und damit ebenso weniger als im Vormonat aus. Ähnlich ist die Entwicklung bei den offenen Lehrstellen, deren Zahl sich laut AMS gegenüber dem Vorjahr sogar um 17,3 Prozent verringerte.

Winter dürfte Arbeitslosigkeit im Tourismus verringern

Zum Ausblick hieß es seitens des AMS, dass der Winter zwar wie saisonal üblich die Arbeitslosigkeit im Tourismus verringern, am Bau und in der Landwirtschaft aber erhöhen und damit die Gesamtarbeitslosigkeit anheizen werde. Danach dürften die beim AMS vorgemerkten Arbeitssuchenden wieder zurückgehen. Der frühe Ostertermin werde sich wohl zumindest positiv auf die März-Arbeitslosenzahlen auswirken, merkte Kopf an.

Unter anderem mit Blick auf Bau und Tourismus übte der AMS-Vorstand am Montag in einem "Kurier"-Interview auch Kritik, und zwar am "Zwischenparken" von Arbeitskräften beim AMS, um sie nach ein paar Wochen wieder einzustellen - ein Phänomen, das vor allem in diesen Branchen zu beobachten ist. Die Lösung aus Sicht von Kopf: "Man müsste bei den Arbeitszeitmodellen ansetzen. Im Tourismus gibt es beispielsweise keine Jahresdurchrechnung der Arbeitszeit. Man könnte in der Arbeitslosenversicherung Anreize setzen, etwa mit höheren Beiträgen oder dass die ersten zwei Wochen kein Arbeitslosengeld ausbezahlt wird."

Ministerin Schumann sagte am Rande eines Treffens auf europäischer Ebene in Brüssel, dass die von Kopf angesprochene Problemstellung bekannt sei und "große Kosten" für das AMS bedeuteten. Auf die Vorschläge von Kopf wollte sie vorerst nicht eingehen. Zunächst müsse darüber geredet werden, wie das "Zwischenparken" verhindert werden könne. Das Ziel müsse es sein, Menschen in Ganzjahresbeschäftigung zu bringen, "das 'Zwischenparken' kann keine Lösung sein", so Schumann.

Kritische Reaktionen auf erneuten Anstieg der Arbeitslosigkeit

Anlass für Kritik an der Regierung boten die aktuellen Daten den Oppositionsparteien. Die FPÖ stellte ihr ein "katastrophales Zeugnis" ihrer wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Tätigkeit aus, die Grünen stießen sich an jüngsten "Sozialkürzungen" und forderten im Lichte der steigenden Arbeitslosenzahlen eine Stärkung des "sozialen Netzes". Handlungsbedarf orteten auch die Arbeiterkammer (AK), die dafür appellierte, das Potenzial von Menschen mit Migrationshintergrund verstärkt zu nutzen, und der Gewerkschaftsbund (ÖGB), der Anreize in der Älterenbeschäftigung einmahnte. Die Industriellenvereinigung (IV) wiederum sah die Regierung gefordert, Lohnnebenkosten zu kürzen, um den Betrieben Wachstum zu ermöglichen und neue Jobs zu schaffen.

(APA/Red)

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