AA

Black Elite Brotherhood: Motorradclub oder Tarnung für rechtsextreme Aktivitäten?

©Robert Andreasch
In Vorarlberg rückt ein Name ins Zentrum einer Recherche über Subkultur, Symbolik und Strafakten: die Black Elite Brotherhood. Nach außen tritt sie wie ein klassischer Motorradclub auf.

Recherchen von VOL.AT zeigen jedoch, dass Mitglieder der Gruppe an rechtsextremen Aufmärschen in Deutschland beteiligt waren – darunter wiederholt ein führendes Mitglied aus Vorarlberg. Damit stellt sich die Frage, wie belastbar die Distanzierung des Clubs von diesem Mann und von extremistischen Aktivitäten ist.

Der Mann aus dem Ländle: Frank T. zwischen Kutte und Gerichtssaal

Es hätte eine dieser Geschichten bleiben können, die in Vorarlberg niemand wirklich mitbekommt. Eine von denen, die höchstens in der Gerichtsbericht-Spalte landen – drei Zeilen, fertig.

August 2025, irgendwo auf einer Vorarlberger Straße. Polizeikontrolle. Der 30-jährige Frank T. sitzt am Steuer, riecht nach Alkohol, wird laut, dann handgreiflich. Widerstand gegen die Staatsgewalt, Drohungen. Routine für die Beamten. Für die meisten Journalisten hierzulande: absolut unter dem Radar.

Die Ladung an Frank T. Der Vorwurf: Versuchter Widerstand gegen die Staatsgewalt. ©VOL.AT

Erstmals taucht in einem Bericht über den Prozess auf stopptdierechten.at auch der Name "Black Elite Brotherhood" auf. Damit stellte sich die Frage nach der Rolle von Frank T., der Struktur hinter der Gruppierung – und ob sich in Vorarlberg ein bislang kaum beachtetes rechtsextremes Netzwerk entwickelt.

Haft und weitere Ermittlungen

Nach seiner nicht rechtskräftigen Verurteilung zu sieben Monaten Haft am 8. Oktober sitzt Frank T. derzeit in der Justizanstalt. Nach Informationen von VOL.AT ist Frank T. mehrfach vorbestraft, darunter Verurteilungen wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung. 2021 wurde er als damaliger „Präsident“ einer Neonazi-Gruppe zu einer Haftstrafe verurteilt. Vorarlberger Ermittler haben T. erneut im Blick, wie aus informierten Kreisen bestätigt wird.

Die Selbsterzählung: "Kameradschaft“ und „Kinderschutz"

Auf ihrer Website beschreibt sich die Black Elite Brotherhood als informeller Motorradclub mit Werten wie „Respekt, Ehre, Zusammenhalt“ sowie einem Fokus auf Kameradschaft, Loyalität, Freiheit der Straßen und Kinderschutz. In den Social-Media-Auftritten dominieren Motive aus der Rockerszene – Kutten, gemeinsame Ausfahrten, klassische MC-Symbolik. Der Präsident tritt online unter dem Namen „Arminazo“ auf; Frank T. erscheint dort als „Sergeant at Arms“. In dieser Darstellung präsentiert sich der Club als unpolitischer Zusammenschluss. Das Thema Kinderschutz wird dabei wiederholt als zentrale Aufgabe hervorgehoben.

Das Foto stammt aus den öffentlich zugänglichen Social-Media-Auftritten der Black Elite Brotherhood. Es zeigt Frank T. (rechts) gemeinsam mit dem Präsidenten, der online unter ‚Arminazo‘ auftritt. ©Handout

Laut eigenen Angaben existiert der Club seit 2013, öffentlich sichtbar ist er jedoch erst seit etwa einem Jahr. Die tatsächliche Mitgliederzahl ist schwer einzuschätzen; Angaben zu Chaptern oder Ablegern ließen sich nicht verifizieren. Aus Fotos und Social-Media-Material ergibt sich ein Umfeld von mindestens 20 bis 30 Personen.

Pforzheim, 14. Juni 2025: Die Black Elite am Rand des CSD

Erstmals den deutschen Behörden aufgefallen ist die Black Elite auf der Demo in Pforzheim im Juni. ©Robert Andreasch

Am 14. Juni 2025 traten laut lokaler Presseberichte und einschlägigen Dokumentationen rund 90 bis 100 Rechtsextreme bei einer vom „Störtrupp (DST)“ organisierten Gegenkundgebung zum Pforzheimer CSD auf. Auf Fotos sind ein Totenkopf-Banner der „österreichischen Black Elite Brotherhood“ sowie einheitliche Kleidung einer „1161-Crew“ zu sehen, ein in der Szene als „Anti-Antifascist-Action“ verwendetes Motiv. Parallel dazu fand am Marktplatz die offizielle Pride-Veranstaltung der Stadt statt.

Mitglieder der Black Elite Brotherhood posieren für ein Foto am Rande des Neonazi Aufmarsches in Pforzheim. Zweiter von rechts Frank T. der offenbar auch die Funktion eines Ordners übernommen hat, wie auf der binde an seinem rechten Unterarm zu lesen ist. ©Robert Andreasch

Spiegel TV Beitrag zum Aufmarsch in Pforzheim - Mitten drin auch Mitglieder der Black Elite Brotherhood

Magdeburg, 23. August 2025: Bühne für „Die Heimat“ und JN

Am 23. August 2025 versammelten sich in Magdeburg rund 350 Neonazis zu einem Aufmarsch unter dem Motto „Familie, Heimat & Nation – gegen CSD & Perversion!“. Die Veranstaltung wurde von der rechtsextremen Partei „Die Heimat“ (vormals NPD) und ihrer Jugendorganisation JN organisiert. Parallel dazu fand der CSD mit mehreren Tausend Teilnehmern statt.

Redner: Kristian Klar („White Lives Matter“-Shirt, mehrfach vorbestraft, 23 Monate auf Bewährung 2024) und Thorsten Heise (NSU-Kontakte, mehrfach wegen Körperverletzung und Volksverhetzung verurteilt, Organisator des „Schild und Schwert“-Nazi-Festivals). Mittendrin, wie auf mehreren Fotos der Veranstaltung ersichtlich: Frank T. und weitere Sympathisanten der Black Elite.

Frank T. und Begleiter bei der Ankunft auf dem Aufmarsch in Magdeburg. ©recherche-nord
Ein weiteres Bild von Frank T. in Magdeburg. ©recherche-nord

Deutscher Verfassungsschutz bestätigt Auftreten von Black Elite Brotherhood

Der Verfassungsschutz Baden-Württemberg bestätigt gegenüber VOL.AT, dass die Black Elite Brotherhood seit den genannten Veranstaltungen „im rechtsextremen Kontext aufgefallen“ sei. Zudem gebe es enge virtuelle Verbindungen zum „Störtrupp“. Auch das Bundeskriminalamt verweist auf eine bestätigte Präsenz der Gruppe, erteilt darüber hinaus jedoch keine Auskünfte zu möglichen Ermittlungen.

Ableger auch in Singen am Bodensee

Nach VOL.AT-Informationen verfügt die Black Elite Brotherhood in Vorarlberg über kein eigenes Klubhaus. In Deutschland hingegen treten inzwischen Ableger der Gruppierung auf, insbesondere in Singen am Bodensee. Laut Angaben auf der Club-Homepage finden dort derzeit zahlreiche Veranstaltungen statt. Szene-Insider bestätigen gegenüber VOL.AT, dass es sich beim Standort Singen um einen sogenannten „Patch Over“ handelt – also den Übertritt eines bestehenden Chapters zu einem anderen Club. Der ehemalige Stones MC Singen soll hier in Zukunft die Basis des Black Elite Ablegers in Singen bilden.

Distanzierung oder Schutzbehauptung? Die Glaubwürdigkeitsfrage

Unmittelbar nach dem Prozess gegen Frank T. veröffentlichte der Club diese Stellungnahme auf seiner Homepage. ©Screenshot Black Elite

Der Club betont in seiner öffentlichen Selbstdarstellung "Unpolitischsein", Gemeinschaft und Kinderschutz. Gleichzeitig zeigen veröffentlichte Fotos auf der eigenen Homepage Bannerbezüge, Slogans und Auftritte neben einschlägig bekannten Akteuren. In einem im Oktober publizierten Statement distanziert sich die Black Elite Brotherhood von Frank T. und bezeichnet dessen Kontakte sowie dessen Teilnahme an rechtsextremen Aufmärschen als „privat“ und nicht dem Club zuzurechnen. Dem stehen jedoch zahlreiche Social-Media-Posts, einschlägige Bilder auf der Club-Homepage sowie das belegte Auftreten von Unterstützern mit Bannern der Black Elite Brotherhood beziehungsweise als „Sturntrupp 25“ (sic) oder auch mit T-Shirts auf denen der Zahlencode 1161 (Anti-Antifascist) zu lesen ist gegenüber – auch wenn führende Mitglieder wie der Präsident bislang nicht persönlich im rechtsextremen Kontext aufgetreten sind.

Mittlerweile offline, doch unmittelbar vor dem Aufmarsch in Pforzheim bewarb man noch aktiv den Support - Distanzierung sieht anders aus. ©Screenshot
Auf seinem Social Media Profil tritt T. hier auch gemeinsam mit Vertretern der "Jungen Nationalisten, der Jugendorganisation der rechtsextremen Partei "Die Heimat" auf. Ebenfalls direkt neben dem Logo der JN auch wieder das "Sturntrupp 25" Logo. ©Screenshot TikTok

Ausgangspunkt war eine Polizeikontrolle unter Alkoholeinfluss – inzwischen stellt sich die Frage, wie weitreichend die Verbindungen der Black Elite Brotherhood in die rechtsextreme Szene tatsächlich sind. Und ob sich in Vorarlberg über Jahre hinweg eine weitgehend unbeachtete Struktur entwickelt hat, die nachweislich enge Kontakte zu rechtsextremen Akteuren in Deutschland aufgebaut hat.

(VOL.AT)

  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Black Elite Brotherhood: Motorradclub oder Tarnung für rechtsextreme Aktivitäten?