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Geplanter Kletterpark im Auwald in Hard: Anrainer fühlen sich überrumpelt

Strobel/VOL.AT
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Im Harder Auwald ist ein Kletterpark geplant. Während erste Konzepte bereits vorliegen, fühlen sich viele Anrainer zu spät informiert. Auch politisch wird das Projekt zunehmend kontrovers diskutiert.

In einem Waldstück hinter mehreren Wohnhäusern in Hard soll ein Kletterpark entstehen. Zwar ist das Projekt offiziell noch nicht genehmigt, doch erste Unterlagen und Konzepte liegen bereits vor. Viele Anrainer zeigen sich hinter vorgehaltener Hand überrascht – und kritisieren mangelnde Informationen. VOL.AT hat vor Ort nachgefragt, wie die Stimmung wirklich ist und was bisher bekannt ist.

Video: Kritik von Anrainer Othmar Stenech

Anrainer fühlen sich überrumpelt

Nur einer traut sich vor die Kamera: Während in der Nachbarschaft die Kritik wächst, bleibt es rund um die Wohnhäuser auffällig still. Viele äußern sich nur hinter vorgehaltener Hand.

Othmar Stenech, der seit 1953 in einem Haus am Rande des Auwalds lebt, sagt, er habe von den Plänen "nur durch Zufall" erfahren. Offizielle Informationen habe es "überhaupt keine" gegeben. Erst durch einen Nachbarn habe er Unterlagen gesehen. „Wir sind irgendwie überrumpelt worden“, sagt er. Besonders Sorgen macht ihm der mögliche Lärm: „Wenn da einer runterrutscht, dann schreit er. Und das nicht nur einmal am Tag.“

Stenech deutet von seiner Terrasse aus auf den möglichen Standort. ©Strobel/VOL.AT

Stenech geht außerdem von bis zu hundert Besuchern pro Tag aus und hält fest: "Für 100 Leute brauchst du Parkplätze – und die sind nicht vorhanden."

Auch zur Wahl des Standorts hat der Anwohner eine klare Meinung. "Rundherum sind wir nicht einverstanden, dass man so etwas in unserer unmittelbaren Nähe errichten wird." Er schlägt Waldflächen vor, die weiter vom Wohngebiet entfernt sind.

Betroffenes Gebiet

Grünen-Kritik: fehlende Pläne, fehlende Einbindung

Auch in der Gemeindevertretung sorgt das Projekt für Diskussionen. Grünen-Gemeindevertreter Sanel Dedic kritisiert die fehlende Transparenz: „In den Ausschüssen wurden keine Pläne präsentiert.“ Wichtige Unterlagen seien erst auf Umwegen bekannt geworden.

Sanel Dedic von den Grünen in Hard. ©VN

Dedic kritisiert zudem, dass es keine klaren Angaben zu möglichen Eingriffen im Wald gebe – etwa zu Rodungsflächen, Schneisen oder geplanten Fundamenten. Auch ökologische Auswirkungen seien aus seiner Sicht bislang nicht ausreichend geprüft worden. Er zeigt sich überrascht, dass das Projekt bereits von der Bezirkshauptmannschaft bearbeitet werde, ohne dass die Gemeindevertretung zuvor offiziell eingebunden gewesen sei.

Zwischen dem, was die Politik weiß, dem, was die Behörde prüft, und dem, was die Anrainer erfahren haben, entsteht ein Bild, das für viele schwer nachvollziehbar ist.

Was sagt Bürgermeister Martin Staudinger?

Bürgermeister Martin Staudinger bezeichnet das Projekt als private Initiative im Zusammenhang mit einer möglichen Wiederbelebung des Gasthauses Waldheim. Der Gemeindeentwicklungsausschuss habe die Grundidee eines Kletterparks zwar positiv aufgenommen, konkrete Pläne hätten zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht vorgelegen. Zuständig für die naturschutzrechtliche Prüfung sei die Bezirkshauptmannschaft Bregenz.

Video: Bgm. Martin Staudinger im ausführlichen Interview

Die Anrainer seien laut Staudinger von der Behörde und nicht von der Gemeinde informiert worden. Inzwischen gebe es Gespräche mit den Betroffenen, mögliche Anpassungen an der Streckenführung würden geprüft.

Zu baulichen Fragen meint der Bürgermeister, dass Einstiegspfosten notwendig seien. Wie diese umgesetzt werden, entscheide die Behörde.

Konzept zeigt weit fortgeschrittene Überlegungen

Ein VOL.AT vorliegendes Konzept zeigt, dass die Planungen weiter fortgeschritten sind als bislang öffentlich kommuniziert. Geplant sind unter anderem ein Kassenbereich, eine Ausgabestelle für Kletterausrüstung sowie Sanitäranlagen. Auch gastronomische Angebote und ein Souvenirverkauf in Kooperation mit dem Waldheim sind vorgesehen.

Das mehrseitige Konzept, das unserer Redaktion vorliegt. ©Strobel/VOL.AT

Der Zeitplan im Konzept ist detailliert: Vorgesehen ist eine Bauzeit von rund sechs bis acht Wochen. Materialbestellungen seien mit acht bis zwölf Wochen veranschlagt. Unter günstigen Bedingungen könnte der Baubeginn bereits im Februar 2026 erfolgen. Als möglicher Eröffnungstermin wird der 1. Mai 2026 genannt.

Damit wirkt das Projekt weiter entwickelt, als es die offizielle Darstellung eines sehr frühen Planungsstandes nahelegt. Zwischen Konzeptstand, politischer Kommunikation und Informationsstand der Anrainer ergeben sich sichtbare Widersprüche.

Wie es jetzt weitergeht

Noch liegt keine naturschutzrechtliche Genehmigung und kein Pachtvertrag für das betroffene Waldstück vor, das im Besitz der Gemeinden Hard, Lauterach und Wolfurt ist. In den kommenden Wochen wird sich entscheiden, ob das Projekt weiterverfolgt und in welcher Form es angepasst wird. Während Anrainer Klarheit fordern und die Opposition mehr Transparenz verlangt, verweist die Gemeinde auf laufende Verfahren. Fest steht: Die Debatte über den geplanten Kletterpark wird intensiver – und viele Fragen bleiben vorerst unbeantwortet.

(VOL.AT)

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