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Traditionssender vor dem Aus: Bald nur noch im Netz?

Ein beliebter Fernsehsender steht vor dem Aus im klassischen Fernsehen.
Ein beliebter Fernsehsender steht vor dem Aus im klassischen Fernsehen. ©APA/DPA/CANVA
Ein beliebter Fernsehsender steht vor dem Aus im klassischen Fernsehen. Eine Entscheidung im Dezember könnte das Ende des linearen Programms und den vollständigen Umzug ins Netz bedeuten.

Ein deutscher Sender, der seit fast drei Jahrzehnten fixer Bestandteil des linearen Fernsehprogramms ist, könnte künftig nur noch online existieren. Gemeint ist KiKA – der Kinderkanal von ARD und ZDF. Eine geplante Rundfunkreform sieht vor, KiKA aus dem klassischen Verbreitungsweg via Satellit, Kabel und Antenne zu nehmen. Stattdessen sollen alle Inhalte künftig ausschließlich über Mediatheken, Streaming-Dienste und Apps bereitgestellt werden. Der neue Medienstaatsvertrag soll am 1. Dezember 2025 in Kraft treten – vorausgesetzt, alle 16 Bundesländer stimmen zu.

Zustimmung fast vollständig

Bislang haben 13 Länder die Reform bereits abgesegnet. Sachsen stimmte am 28. Oktober 2025 nach kontroverser Debatte zu – mit knapper Mehrheit. Noch offen ist die Entscheidung in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Politische Beobachter gehen allerdings davon aus, dass auch dort Zustimmung erfolgt. Damit wäre der Weg für tief greifende Umstrukturierungen im öffentlich-rechtlichen System frei.

KiKA nur noch digital?

Laut Vertragsentwurf soll KiKA künftig kein eigenes lineares Vollprogramm mehr anbieten. Das klassische Programm im Tagesablauf würde entfallen, Inhalte gäbe es nur noch digital. Die Maßnahme ist Teil eines größeren Modernisierungspakets: weniger Textangebote im Netz, Zusammenlegungen von Spartensendern und ein schlankeres, digitalisiertes System bei ARD, ZDF und Deutschlandradio.

Sorge um pädagogisches Angebot

Während Befürworter die Reform als notwendige Antwort auf das veränderte Medienverhalten sehen – vor allem bei Kindern und Jugendlichen –, wächst die Kritik. Medienpädagogen und Eltern befürchten, dass mit dem Wegfall des linearen KiKA-Angebots ein verlässlicher Bestandteil im Alltag vieler Familien verloren geht. Das gewohnte Programm schaffe Struktur und Vertrauen – Eigenschaften, die On-Demand-Angebote nicht im selben Maß bieten könnten.

Vorsichtiger Ton aus den Anstalten

Auch ARD und ZDF zeigen sich vorsichtig. Beide Sender sprechen sich gegen einen fixen Abschaltzeitpunkt aus. Der Übergang solle erst dann erfolgen, wenn die Mehrheit der Zielgruppe tatsächlich auf digitale Nutzung umgestiegen ist. Ein zu früher Ausstieg aus dem linearen Angebot könnte Teile des Publikums abhängen.

Digitalisierung beginnt bereits im November

Obwohl der 1. Dezember als Stichtag für den Staatsvertrag genannt wird, ist kein sofortiges Abschalten vorgesehen. Geplant ist eine Übergangsphase, in der der Wandel je nach Nutzungstendenz vollzogen wird. Ein erstes technisches Signal erfolgt bereits am 18. November 2025: Dann endet die SD-Ausstrahlung von KiKA über Satellit – vor allem relevant für Haushalte mit älteren Empfangsgeräten.

KiKA-Maskottchen "Bernd das Brot" vor dem Frankfurt-Schriftzug – Symbolfigur in Zeiten der Reformdebatte. ©APA/AFP

Vom Pionier zur digitalen Marke?

KiKA wurde am 1. Jänner 1997 als Gemeinschaftsprojekt von ARD und ZDF ins Leben gerufen. Als erster deutscher Vollzeit-Kinderkanal im Free-TV war er ein Meilenstein in der Medienlandschaft. Seither begleitet er Generationen junger Zuschauer und hat sich als medienpädagogisch wertvolles Angebot etabliert. Mit dem möglichen Aus im klassischen Fernsehen würde KiKA eine rein digitale Zukunft bevorstehen – während im Free-TV nur noch private, werbefinanzierte Alternativen wie Super RTL, Nick oder Disney Channel verbleiben.

Richtungsentscheidung für das Mediensystem

Die Diskussion rund um KiKA ist ein Spiegelbild eines größeren medienpolitischen Wandels. Die öffentlich-rechtlichen Sender stehen unter Druck, sich dem digitalen Zeitalter anzupassen, ohne ihren Kernauftrag zu verlieren. Die Entscheidung, ob KiKA künftig nur noch online existieren soll, fällt im Dezember – mit Signalwirkung weit über den Kinderkanal hinaus.

(VOL.AT)

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