Keine Fahrer, keine Verspätung? Postauto startet radikalen Test
In Altstätten SG hat Postauto am Mittwoch das erste selbstfahrende Fahrzeug für den Einsatz in der Ostschweiz vorgestellt. Das autonome Modell mit dem Namen "Amigo" soll ab 2027 in ländlichen Regionen wie dem Rheintal und dem Appenzellerland unterwegs sein – ohne Fahrer, auf Abruf per App.
Testphase startet noch 2025
Bereits im Dezember 2025 sollen erste Fahrten im Rahmen einer Testphase starten – allerdings zunächst mit Sicherheitsfahrerinnen und Sicherheitsfahrern an Bord. Anschließend beginnt ein umfangreicher Kartografierungsprozess, bei dem sämtliche Straßen im geplanten Einsatzgebiet digital erfasst werden. Der vollautonome Regelbetrieb ohne Fahrer ist für Anfang 2027 geplant.
App statt Fahrplan
Das On-Demand-System funktioniert per Smartphone-App. "Die Fahrzeuge fahren nur dann, wenn es tatsächlich eine Anfrage gibt", erklärte Stefan Regli, Leiter Mobilitäts-Services bei Postauto. Wenn sich mehrere Personen für ähnliche Strecken anmelden, können sie sich das Fahrzeug teilen. Der "Amigo" bietet Platz für bis zu vier Fahrgäste.
Ziel: Ländliche Regionen besser anbinden
Geplant ist der Service in den Kantonen St. Gallen, Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden und Thurgau – dort, wo das bestehende öffentliche Verkehrsnetz Lücken aufweist. Rund 80 Quadratkilometer sollen abgedeckt werden. Die autonomen Fahrzeuge sollen den klassischen ÖV ergänzen und insbesondere abgelegene Gemeinden besser erreichbar machen.
Komfort wie im E-Auto
Die Fahrt mit dem "Amigo" ähnelt laut Postauto einer herkömmlichen Fahrt in einem Elektroauto – mit großzügigem Sitzabstand und einem besonderen Extra: Der rechte Rücksitz ist mit einer Massagefunktion ausgestattet, die sich über ein Tablet bedienen lässt.
Fahrzeugdaten und Hersteller
Das gelbe Elektrofahrzeug wird vom chinesischen Hersteller Jiangling Motors Corporation (JMC) produziert. Es handelt sich um das Modell RT6 mit einer Länge von 4,7 Metern, 110 Kilowatt Leistung und einer Reichweite von bis zu 380 Kilometern. Die maximale Geschwindigkeit beträgt 135 km/h.
Ausblick: 25 Fahrzeuge bis 2027
Derzeit befinden sich zwei Fahrzeuge in der Region Rheintal im Einsatz. Bis Ende des Jahres sollen es fünf werden. Für 2027 plant Postauto mit insgesamt 25 Fahrzeugen, die im regulären Betrieb eingesetzt werden.
Autonomes Fahren mit Hightech
Die Technologie für autonomes Fahren stammt vom chinesischen Technologiekonzern Baidu. 36 Sensoren, Kameras sowie Radar- und Ultraschallsensoren sorgen für die sichere Navigation – auch bei schlechten Wetterverhältnissen. Die Sensoren reinigen sich automatisch.
Wer haftet bei einem Unfall?
Solange ein Sicherheitsfahrer im Fahrzeug sitzt, haftet Postauto für etwaige Schäden. Nach dem Start des fahrerlosen Betriebs übernimmt der Technologiepartner Baidu die Verantwortung, wie Stefan Regli bei der Präsentation erklärte.
Projektpartner und nächste Schritte
Das Projekt wird von mehreren Partnern getragen: Neben Postauto selbst sind das Bundesamt für Verkehr, das Bundesamt für Strassen (Astra), der TCS sowie die beteiligten Ostschweizer Kantone mit an Bord. Die Testphase beginnt im Dezember 2025 mit Kartografierungsfahrten. Sollten diese erfolgreich verlaufen, sind erste fahrerlose Fahrten bereits 2026 geplant – mit dem Ziel, Anfang 2027 vollständig in den Regelbetrieb zu starten.
(VOL.AT)
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