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Kartonliebe: Warum Katzen enge Schachteln über alles stellen

Von der Schachtel bis zum Klebeband-Viereck: Katzen und ihr Rückzugsinstinkt
Von der Schachtel bis zum Klebeband-Viereck: Katzen und ihr Rückzugsinstinkt ©Canva
Ein Karton auf dem Boden – und zack, ist die Katze drin. Dieses Verhalten kennen Millionen Katzenhalter auf der ganzen Welt. Doch was steckt hinter dieser eigenwilligen Vorliebe für enge, viereckige Räume?

Ein sicheres Versteck – evolutionär sinnvoll

Katzen sind von Natur aus vorsichtige, territoriale Wesen. In freier Wildbahn verstecken sie sich gerne, beobachten ihre Umgebung aus dem Hinterhalt und greifen dann blitzschnell an – oder verschwinden unbemerkt. Diese Verhaltensmuster haben sie sich auch in Wohnzimmern und Stadtwohnungen bewahrt.

"Katzen suchen instinktiv nach kleinen, geschlossenen Rückzugsorten. Kartons geben ihnen das Gefühl, geschützt zu sein", erklärt Nicholas Dodman, ehemaliger Professor für Tierverhalten an der Tufts University im US-Bundesstaat Massachusetts. In einem Artikel auf "CBS News" vermutet er, dass der Kontakt zu den Kartonwänden nicht nur Sicherheit vermittelt, sondern auch Glücksgefühle auslösen kann. Der enge Raum fördere die Ausschüttung von Endorphinen – quasi ein wohliges High im Pappkarton.

Der Karton als psychologisches Werkzeug

Besonders für Katzen, die aus dem Tierheim oder einer stressigen Umgebung stammen, sind Kartons mehr als nur Spielzeug. Sie sind therapeutischer Rückzugsort, Ruhezone und Sicherheitsanker zugleich. Das gilt nicht nur für sensible Tiere – jede Katze profitiert von einem solchen Ort.

Wer sich also eine Katze ins Haus holt, sollte nicht nur auf Kratzbaum, Spielzeug und Futter achten, sondern auch auf das passende Versteck: eine Katzenhöhle, ein Karton mit Deckelöffnung oder eine Box mit Decke. Der Trick: möglichst klein, möglichst gemütlich – und am besten mit Rundumschutz.

Vierecke, Klebestreifen und optische Illusionen

Das Phänomen geht sogar noch weiter. Selbst ein mit Klebeband markiertes Quadrat auf dem Boden – also ein "Karton ohne Wänd" – scheint Katzen magisch anzuziehen. Der Social-Media-Trend #Catsquare hat dafür reichlich Beweisfotos geliefert: Katzen, die scheinbar hypnotisiert von einem unsichtbaren Käfig mitten im Raum sitzen.

Die Tierpsychologin Gabriella E. Smith hat das Verhalten wissenschaftlich untersucht. Ihr Experiment mit der sogenannten Kanizsa-Illusion – einer optischen Täuschung, bei der Vierecke nur scheinbar existieren – zeigte: Selbst visuelle Andeutungen reichen oft aus, um die Neugier von Katzen zu wecken.

Auch Kreise wirken ähnlich: Kreidekreise, runde Teppiche oder Wollknäuel-Installationen werden ebenfalls bevorzugt aufgesucht. Das Prinzip bleibt dasselbe: geschlossene oder abgegrenzte Formen, die einem Versteck ähneln, faszinieren.

(VOL.AT)

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