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"Fünf Jahre Arbeit – mit einem Telefonat zerstört": Berufsschule Dornbirn nach Anruf des Landes unter Schock

Strobel/VOL.AT
Strobel/VOL.AT
An der Landesberufsschule Dornbirn 2 herrscht Fassungslosigkeit. Eine kurzfristige Entscheidung zu Beginn des neuen Schuljahres sorgt für Unruhe im Kollegium und Enttäuschung bei den Schülern. Direktor Bruno Bereuter spricht von einem Einschnitt, der die Arbeit vieler Jahre zunichtemacht.

Diese Entscheidung hat wie ein Blitz eingeschlagen

Die Nachricht kam zum Schulstart – und schlug ein wie ein Blitz: Sämtliche Projektstunden an der Landesberufsschule Dornbirn 2 wurden gestrichen. Auf ihnen basierten viele der Angebote, die den Unterricht ergänzten: Exkursionen, Fachvorträge und spezielle Vorbereitungsmodule für Prüfungen. Was bleibt, ist Enttäuschung.

Im Videobeitrag erzählen Direktor Bruno Bereuter, Schülerinnen und Lehrkräfte, wie sie die Entscheidung des Landes erleben – und was sie nun befürchten.

Fünf Jahre Entwicklungsarbeit gestrichen

"Unser Herzblut steckt in diesen Projekten – fünf Jahre Entwicklungsarbeit wurden mit einem Telefonat gestrichen", sagt Direktor Bruno Bereuter gegenüber VOL.AT. "Wir mussten alles rückabwickeln, obwohl die Vorlaufzeit bei manchen Projekten ein halbes Jahr beträgt."

Ein schwerer Schlag für das gesamte Haus

Bereuter beschreibt die Situation als schweren Schlag für das gesamte Haus. "Es ist sehr schwierig, die Motivation hochzuhalten, wenn Projekte, an denen Lehrer mit so viel Engagement gearbeitet haben, einfach gestrichen werden." Auch im Schulklima sei die Veränderung spürbar. "Wir hatten sogar schon externe Besucher, die gefragt haben, was los ist – die Stimmung ist nicht mehr so gut."

Die Schule ist hervorragend ausgestattet, neben etlichen Lernräumen, gibt es sogar einen Meditationsraum. So gut die Räume aber auch sind, so einfach wird in Zukunft der Lehrplan gehalten. ©Strobel/VOL.AT

Alles auf den Kopf gestellt

Lehrer Rudolf Forer erinnert sich an widersprüchliche Signale: "Im Juni wurde uns zugesichert, dass wir so planen können, wie wir das vorgehabt hätten. Am zweiten Schultag kam dann die Information, dass wir von allem, was wir geplant hatten, nichts mehr durchführen können." Stundenpläne, Partnerschaften und Termine hätten komplett neu organisiert werden müssen. "Es tut mir vor allem für die Schülerinnen und Schüler leid."

Rudolf Forer ist seit über 20 Jahren Lehrkraft. ©Strobel/VOL.AT

Schülerinnen vermissen Chancen

Was das konkret bedeutet, bringt Schülerin Hanna Hehle auf den Punkt: "Wir waren auf Kräuterwanderungen, hatten Fachexperten-Vorträge und Zusatzangebote zur Prüfungsvorbereitung." Ihre Kollegin Lena Royan sieht es ähnlich und ergänzt: "Das war eine große Chance für uns. Hoffentlich gibt es irgendwann wieder die Möglichkeit."

Hanna und Lena, beide in der Ausbildung zur Pharmazeutischen Assistenz trauern den Angeboten der Berufschule nach. Sie fanden sie sehr Hilfreich um die Materie besser erfassen zu können. ©Strobel/VOL.AT

Land verweist auf Schülerzahlen

Auf Anfrage von VOL.AT erklärte das Land Vorarlberg, dass „für das Schuljahr 2025/26 keine zusätzlichen Projektstunden genehmigt“ wurden. Als Gründe nennt man rückläufige Schülerzahlen und einen sogenannten „Stellenplanüberzug“. Damit ist gemeint: An den Berufsschulen sind derzeit mehr Lehrpersonen im Einsatz, als es der offizielle Personalrahmen vorsieht.

Bereuter widerspricht: "Die Formulierung, dass nur keine zusätzlichen Projektstunden genehmigt werden, ist schlicht falsch. Alle Projektstunden wurden gestrichen – von einem Tag auf den anderen."

Bruno Bereuter im Foyer der Schule. ©Strobel/VOL.AT

"Wir brauchen Freiräume, um innovativ zu sein", sagt der Direktor. "Wenn wir diese Freiräume nicht haben, ist unsere Jugend nicht gut vorbereitet auf die Zukunft – und das schadet am Ende auch dem Wirtschaftsstandort Vorarlberg."

(VOL.AT)

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