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Werbeausgaben der Regierung so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr

Bei den Werbeausgaben wird kräftig gespart.
Bei den Werbeausgaben wird kräftig gespart. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Die Werbeausgaben der österreichischen Regierung sind im ersten Halbjahr 2025 auf 3,2 Millionen Euro gesunken, was einem Rückgang von 83 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht, wie aus den Medientransparenzdaten der KommAustria hervorgeht.

Die Bundesregierung hat ihre Werbeausgaben im 1. Halbjahr 2025 massiv gedrosselt. 3,2 Mio. Euro flossen an Medien und damit 83 Prozent weniger als noch im 1. Halbjahr 2024 (18,7 Mio. Euro), wie die am Mittwoch veröffentlichten Medientransparenzdaten der KommAustria zeigen. Insgesamt gingen die meldepflichtigen Werbeausgaben der öffentlichen Hand von 196,5 Mio. auf 176,7 Mio. Euro zurück. Manche internationalen Digitalriesen legten dennoch leicht bei den Werbeeinnahmen zu.

Am meisten Werbegeld für das Verteidigungsministerium

Die Werbeausgaben der Bundesregierung waren seit einem Jahrzehnt nicht ansatzweise so gering wie im vergangenen Halbjahr. Selbst unter der Expertenregierung von Brigitte Bierlein wurde im 2. Halbjahr 2019 mit rund 6,8 Mio. Euro mehr als doppelt so viel Geld für Inserate in die Hand genommen. Noch am meisten investierte im 1. Halbjahr 2025 das ÖVP-geführte Verteidigungsministerium mit rund 1,5 Mio. Euro. Dahinter folgten das Bildungsministerium unter den NEOS (ca. 394.000 Euro), das Landwirtschaftsministerium unter der ÖVP (ca. 303.200 Euro), das Außenministerium unter den NEOS (ca. 273.500 Euro) und das ÖVP-geführte Innenministerium (ca. 262.600 Euro). Der Rückgang ist teilweise darauf zurückzuführen, dass die gegenwärtige Bundesregierung erst Anfang März angelobt wurde. Im 1. Halbjahr 2024 war noch die türkis-grüne Regierung am Steuer. Zudem kündigte die gegenwärtige ÖVP-SPÖ-NEOS-Koalition im Regierungsprogramm an, bei der Inseratenvergabe sparen zu wollen und die Informationsbudgets um zehn Prozent zu reduzieren.

Steiermark senkt Ausgaben für Inserate

Unvermindert kräftig inserierte die Stadt Wien. Sie steckte rund 11,1 Mio. Euro in Werbung. Auch das Land Oberösterreich (ca. 3,1 Mio. Euro) und das Land Niederösterreich (ca. 1,3 Mio. Euro) blieben stabil. Deutlich weniger gab das Land Steiermark unter der neuen FPÖ-geführten Regierung aus: Das Inseratenvolumen sank von ca. 1,1 Mio. Euro auf ca. 268.000 Euro. Mehrere Millionen nahmen etwa die Wirtschaftskammer (ca. 7 Mio. Euro), die Linz AG (ca. 6,2 Mio. Euro) Wien Energie (ca. 4,8 Mio. Euro) und der ORF (ca. 3,5 Mio. Euro) für Werbebuchungen in die Hand.

Meta und TikTok mit mehr Werbeeinnahmen

Der ORF findet sich mit ca. 10,7 Mio. Euro an der Spitze der Werbeempfänger, büßte aber gegenüber dem 1. Halbjahr 2024 in etwa 3,3 Mio. Euro an Einnahmen ein. Google (inkl. Youtube) verzeichnete zwar auch ein Minus, dieses fiel mit ca. 274.000 Euro aber gering aus. Der Plattformriese generierte in Summe rund 7,6 Mio. Euro an Werbeeinnahmen vonseiten öffentlicher Stellen. Meta (Facebook, Instagram) brachte es auf ca. 6,7 Mio. Euro und steigerte sich damit gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 157.000 Euro. Auch TikTok legte entgegen dem Trend leicht auf ca. 771.000 Euro zu. In Summe bringen es diverse internationale Plattformen auf deutlich über 16 Mio. Euro Werbeeinnahmen, die von Bund, Ländern, Kammern oder auch (teil-)staatlichen Betrieben an sie flossen.

Auch der Boulevard muss sparen

Traditionell kräftig, aber doch deutlich gebremst wurde im Boulevardbereich geworben. Die "Krone" (Verlag und Multimedia) brachte es auf ca. 6,3 Mio. Euro und büßte damit in etwa eine Million gegenüber dem Vergleichszeitraum ein. Auch "Heute" in Form des AHVV Verlags und weiteren zugehörigen Gesellschaften verbuchte ein Minus in Höhe von ca. 770.000 Euro, womit noch ca. 3,7 Mio. Euro eingenommen wurden. Die Mediengruppe Österreich verzeichnete Einnahmen in Höhe von ca. 3,4 Mio. Euro (-943.000 Euro).

Großer Werbeempfänger war die Gewista Werbegesellschaft, die sich auf Außenwerbung spezialisiert. Sie nahm rund 8,8 Mio. Euro ein und legte somit fast 900.000 Euro zu. Mit kräftigen Einbußen waren dagegen die Regionalmedien Austria (RMA) konfrontiert. Sie kam mit Titeln wie "Mein Bezirk" auf in Summe rund 4,6 Mio. Euro (-1,2 Mio. Euro).

Massive Rückgänge bei zahlreichen Medienhäusern

Heftige Rückgänge gab es auch beim "Kurier" (ca. 3 Mio. Euro, minus 946.000 Euro), dem "Standard" (ca. 2,9 Mio. Euro, minus 1,2 Mio. Euro) und der "Kleinen Zeitung" (ca. 2,5 Mio. Euro, minus 960.000 Euro). Eine Halbierung der Werbeeinnahmen aus der öffentlichen Hand setzte es gar für die ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe mit Sendern wie ATV und Puls 4 (ca. 2 Mio. Euro, minus 2,1 Mio. Euro). Das Medienhaus Wimmer (u.a. "OÖ Nachrichten", "Tips") kam dagegen mit einem Rückgang von rund 110.000 Euro bei Einnahmen in Höhe von ca. 3,4 Mio. Euro relativ glimpflich davon. Auch bei der Moser Holding (u.a. "Tiroler Tageszeitung"), die auf ca. 2,7 Mio. Euro kam, fiel der Rückgang (ca. 200.000 Euro) vergleichsweise gering aus.

(APA/Red)

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