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Nach Waffenruhe mit Israel: Öffentliche Exekutionen und Gefechte erschüttern Gaza

Blutiger Straßenkrieg in Gaza: Hamas geht gegen Rivalen vor
Blutiger Straßenkrieg in Gaza: Hamas geht gegen Rivalen vor ©AFP
Im Gazastreifen ist der Krieg mit Israel vorerst verstummt – doch Ruhe kehrt nicht ein. Stattdessen liefern sich bewaffnete palästinensische Gruppen einen blutigen Machtkampf. Die Hamas geht mit Härte gegen rivalisierende Clans vor, um ihre Kontrolle über das Gebiet wiederherzustellen.

Seit der vereinbarten Waffenruhe versucht die islamistische Hamas, ihre Autorität im zerstörten Gazastreifen zurückzugewinnen. In mehreren Stadtteilen zeigen sich wieder vermummte Kämpfer und uniformierte Einheiten auf den Straßen. Die Botschaft ist klar: Die Organisation will ihre Macht sichtbar und spürbar machen – notfalls mit Gewalt.

Videos in sozialen Netzwerken schockieren

Am Montag versammelte die Hamas rund 7000 Kämpfer, um – nach eigenen Angaben – "Kollaborateure" und "Verräter" zu identifizieren. In sozialen Netzwerken kursieren Videos, die zeigen sollen, wie angebliche israelische Informanten im Zentrum von Gaza öffentlich erschossen wurden. Hunderte Menschen beobachteten demnach das Geschehen. Weitere Hinrichtungen wurden laut Medienberichten für Dienstag angekündigt.

Eine Palästinenserin trägt ein Stirnband mit dem Emblem der Ezz-al-Din-al-Qassam-Brigaden, dem bewaffneten Arm der Hamas-Bewegung. ©AFP

Hintergrund der Eskalation ist auch ein offener Konflikt mit rivalisierenden Clans. Besonders heftig tobt der Machtkampf mit der einflussreichen Doghmush-Familie in Gaza-Stadt. Laut Al Jazeera kamen bei den jüngsten Gefechten Dutzende Kämpfer beider Seiten ums Leben. Die Hamas sprach von 32 getöteten Clan-Mitgliedern und sechs eigenen Gefallenen.

Influencer leblos auf Ladefläche von Lastwagen gefunden

Inmitten der Kämpfe wurde auch der bekannte Hamas-nahe Influencer Saleh Aljafarawi getötet. Er starb laut Medienberichten in einem Schusswechsel und wurde später leblos auf der Ladefläche eines Lastwagens gefunden – trotz kugelsicherer Weste mit der Aufschrift "Presse".

Parallel dazu bemüht sich die Hamas, ihre politische Position zu stärken. Laut Berichten des Senders Al Arabiya will die Gruppe ein "neues Kapitel" im Verhältnis zur Palästinensischen Autonomiebehörde aufschlagen. Es werde auch über eine mögliche Entwaffnung gesprochen – allerdings sei dies laut Hamas ein "komplexes Thema".

Beobachter berichten indes von wachsender Ablehnung innerhalb der Bevölkerung. Laut einem lokalen Schulvertreter wenden sich immer mehr Menschen von der Hamas ab. Die Legitimität der Organisation scheint zu schwinden – vor allem in instabilen Vierteln, wo sie ihre Kontrolle nicht mehr uneingeschränkt ausüben kann.

Macron warnt weiter vor Hamas

Auch international wächst die Sorge. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warnte vor einer anhaltenden Bedrohung durch die Hamas, trotz der Waffenruhe. Die Terrororganisation sei weiterhin kampffähig und müsse streng überwacht werden. Aus Deutschland hieß es, es liege an den Palästinensern, sich von der Hamas zu distanzieren.

Emmanuel Macron und Donald Trump gemeinsam am Montag in Sharm El-Sheikh ©AFP

Der bewaffnete Konflikt in Gaza hat sich damit in eine neue Phase verlagert – weg vom äußeren Krieg, hin zu innerpalästinensischen Auseinandersetzungen, in denen die Hamas mit aller Härte um ihren Machterhalt kämpft.

(VOL.AT)

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