AA

"In Australien darf ich keine Ohrringe tragen", erzählt die Riedenburger Austauschschülerin

Tessa über ihre Zeit in Österreich.
Tessa über ihre Zeit in Österreich. ©VOL.AT/Emilia Waanders
Sie kommt aus Sydney – jetzt lebt sie mitten in Bregenz, isst Kaiserschmarrn und genießt das Internatsleben. Die 16-jährige Austauschschülerin Tessa Mitchelmore erzählt, was in Vorarlberg völlig anders läuft – und welche kulturellen Unterschiede sie nie erwartet hätte.

Die 16-jährige Tessa Mitchelmore aus Sydney verbringt drei Monate als Austauschschülerin am Sacré-Coeur Riedenburg in Bregenz. Im Gespräch mit VOL.AT erzählt sie, was sie an Vorarlberg überrascht, welche Unterschiede ihr besonders auffallen – und warum sie das Internatsleben liebt.

Video: Austria vs. Australia

"Hier ist alles ganz anders als in Sydney"

"Es ist wirklich schwer, Australien und Österreich zu vergleichen", sagt Tessa Mitchelmore lachend. "Beides ist so unterschiedlich." Die 16-Jährige stammt aus Sydney und lebt seit einem Monat im Bregenzer Internat des Sacré-Coeur Riedenburg.

Tessa ist kein typisches "Austauschkind" – sie hat eine besondere Verbindung zu Europa: Ihre Mutter stammt aus Deutschland, ihr Vater ist Australier. "Ich bin halb Deutsch, halb Australisch", erklärt sie stolz. "Ich wollte mein Deutsch verbessern und einfach mal schauen, wie das Leben hier ist."

Zu Hause besucht sie die "Kincoppal-Rose Bay School of the Sacred Heart", eine renommierte katholische Privatschule für Mädchen in Sydney. "Unsere Schule ist ziemlich streng – es gibt genaue Regeln, eine strikte Schuluniform und klare Strukturen. In Bregenz ist das alles viel lockerer", erzählt sie.

Tessa und ihre Schulfreundinnen in der Sommer-Uniform. ©handout/privat

Strenge Verbote in Sydney: "Keine Ohrringe, keine offenen Haare"

Was Tessa besonders auffällt, sind die Unterschiede im Schulalltag. "Bei uns gibt es Sommer-, Winter- und Sportuniformen. In Australien darf ich in der Schule keine Ohrringe tragen und nicht einmal die Haare offen haben." Auch Make-Up ist nicht erlaubt. In Bregenz genießt sie dagegen die Freiheit, "mehr Verantwortung übernehmen zu dürfen".

Auch die Unterrichtszeiten unterscheiden sich deutlich: "In Sydney dauern die Stunden länger und die Schüler wechseln die Klassenräume zu den Lehrern. Hier bleiben wir im selben Raum, und die Lehrer kommen zu uns. Beides hat Vor- und Nachteile."

Einen weiteren Unterschied gibt es auch am Ende der Schulzeit: "In Australien machen wir keine Matura. Unser Abschluss heißt HSC – das Higher School Certificate – und läuft ganz anders ab."

FAQ: Was ist das Higher School Certificate (HSC)?

Erklärung

Das Higher School Certificate (HSC) ist der Abschluss der Sekundarstufe in New South Wales, Australien. Es entspricht etwa der österreichischen Matura und wird am Ende von Year 12 erworben. Schüler wählen ihre Fächer individuell – nur Englisch ist verpflichtend – und kombinieren laufende Leistungsbewertungen mit zentralen Abschlussprüfungen. Die Ergebnisse fließen in den sogenannten ATAR (Australian Tertiary Admission Rank) ein, der für Universitätsbewerbungen relevant ist.

Während in Australien alles sehr durchstrukturiert sei, findet sie den Schulalltag in Vorarlberg "abwechslungsreicher – manchmal unvorhersehbar, aber auf eine gute Art".

"Ich genieße das Internatsleben total"

Es gibt einige Sacré Coeur-Schulen auf der Welt, mit denen man in der Riedenburg einen Austausch machen kann. ©VOL.AT/Emilia Waanders

In Australien lebt Tessa bei ihren Eltern, in Bregenz wohnt sie im Internat – und das gefällt ihr überraschend gut. "Ich genieße das Internatsleben total", sagt sie strahlend. "Es ist schön, so viele Menschen um sich zu haben. Alle sind sehr eng miteinander, fast wie eine große Familie."

Den größten Unterschied spürt sie aber außerhalb der Schule: "Ich lebe in Sydney direkt am Meer – hier gibt es nur Berge und den Bodensee. Ich liebe die Natur hier, aber ich vermisse das Meer", bedauert die Schülerin.

Trotzdem hat sie schnell Gefallen an ihrer neuen Umgebung gefunden. "Ich war schon zweimal in Lech in den Bergen – das war wunderschön."

In Syndney feiern sie Schulfeste wie "Sports Athletics Carnival". ©handout/privat

FAQ: Was ist der „Sports Carnival“ in Australien?

Was ist der Sports Carnival?

Ein schulweiter Leichtathletik- oder Schwimmtag, bei dem Schüler/innen in „Houses“ (Hausfarben) gegeneinander antreten – mit Punkten, Pokalen und viel Teamgeist.

Wann findet er statt?

Je nach Schule meist einmal jährlich: Leichtathletik im Schuljahr (Frühling/Herbst), Schwimmen oft zu Jahresbeginn (Sommer).

Welche Disziplinen gibt es?

Sprint, Mittelstrecke, Staffeln, Weit-/Hochsprung, Kugelstoßen sowie Fun-Events; beim Swim Carnival: verschiedene Lagen, Staffeln, Jahrgangsrennen.

Wer darf teilnehmen?

In der Regel alle Schüler/innen (Primar- und Sekundarstufe). Ergebnisse können für „Zone/Regionals/State“ qualifizieren.

Was sollten Schüler/innen mitbringen?

Haus-T-Shirt/Uniform, Turn-/Schwimmsachen, Trinkflasche, Sonnenhut & Sonnenschutz; ggf. Anmeldung für Events.

Mittagessen als Hauptmahlzeit: "Das war für mich neu"

Auch beim Thema Essen musste sich Tessa erst umgewöhnen. "In Österreich ist das Mittagessen die Hauptmahlzeit, das war für mich neu. Bei uns ist das Abendessen die wichtigste Mahlzeit", erklärt sie.

Mittlerweile hat sie auch ein österreichisches Lieblingsgericht: Kaiserschmarrn. "Den mag ich richtig gerne", sagt sie lachend.

Australisches Essen vermisst sie dagegen kaum: "Wir haben keine eigene Küche, wir übernehmen einfach von überall ein bisschen. Deshalb finde ich hier eigentlich alles, was ich mag."

Tessa und ihre Schulklasse in der Winteruniform. ©handout/privat

Vorarlberger Dialekt: "Am Anfang war es schwer zu verstehen"

Da ihre Mutter Deutsch spricht, lernte Tessa schon früh beide Sprachen – doch der Vorarlberger Dialekt war trotzdem eine Herausforderung. "Am Anfang war es schwer zu verstehen, aber ich gewöhne mich langsam daran", erzählt sie.

Kulturelle Schocks habe sie keine großen erlebt, doch das Schulsystem habe sie am meisten überrascht. "So unterschiedlich hatte ich es mir nicht vorgestellt."

Australisches Schulsystem: "Das einzige Pflichtfach ist Englisch"

Tessa Mitchelmore. ©VOL.AT/Emilia Waanders

Was Tessa in Australien besonders schätzt, ist die individuelle Gestaltung der Fächer. "Bei uns kann man das Niveau und die Fächer selbst wählen. Es gibt Standard-, Advanced- und Extension-Kurse, und das einzige Pflichtfach ist Englisch."

In den letzten beiden Schuljahren tragen die Schüler dort eine "Senior Uniform" – ein Symbol für Verantwortung und Führungsrollen. "Man kann dann beispielsweise Schülervertreterin werden. Das gibt es hier in dieser Form nicht."

"Ich habe gelernt, dass man mutig sein muss"

Für Tessa war der Schritt nach Europa ein kleines Abenteuer. "Am Anfang hatte ich Angst vor dem Austausch und traute mich noch nicht so richtig Deutsch zu reden. Aber ich habe gelernt, dass man mutig sein muss – sonst verpasst man etwas."

Sie hat neue Freundschaften geschlossen und das Leben in einem ganz anderen Land kennengelernt. "Ich werde die Schule, das Internat und die Leute hier am meisten vermissen" sagt sie mit einem Lächeln.

Und was sie anderen Jugendlichen rät? "Ich würde jedem empfehlen, ein Austauschjahr zu machen. Es ist eine tolle Erfahrung, ein anderes Land wirklich hautnah zu erleben."

(VOL.AT)

  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Bregenz
  • "In Australien darf ich keine Ohrringe tragen", erzählt die Riedenburger Austauschschülerin