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"Bahnrevolution" in Kärnten und Steiermark ab 14. Dezember

Taktverdichtungen und mehr Verbindungen im Süden Österreichs
Taktverdichtungen und mehr Verbindungen im Süden Österreichs ©APA/PETER KOLB
Für ÖBB-Vorstand Andreas Matthä wird eine neue Ära im Bahnverkehr im Süden Österreichs Wirklichkeit: Mit der Koralmbahn und den neuen Interregio-Garnituren für den inneralpinen Verkehr würden die "Lebensrealitäten im Großraum Graz und Klagenfurt zum Positiven verändert". Zum ersten Mal seit gut 100 Jahren gehe mit dem Fahrplanwechsel zum 14. Dezember eine komplett neue Strecke in Betrieb, nach 27 Jahren Bau- und 40 Jahren Planungszeit.

Die Tickets könnten ab Montag gebucht werden, sagte Matthä, der neue Railjet Express als schnellster Zug fahre in 41 Minuten von Graz nach Klagenfurt durch das Herzstück der Koralmbahn, den Koralmtunnel. Wien-Klagenfurt sei in drei Stunden und zehn Minuten machbar. "Da fährt man nicht mehr mit dem Auto", gab sich Matthä überzeugt. Mit Interregio weite man den Fernverkehr um 30 Prozent aus, von Wien nach Graz gehe alle 30 Minuten ein Zug, 33 Mal statt 18 Mal. Von Graz nach Klagenfurt werde 29 Mal statt wie bisher acht Mal täglich (mit dem Bus, Anm.) gefahren. Dies sei das eindeutig größte Taktangebot im Süden. Es sei auch eine Aufwertung der Tauernbahn, erstmals gebe es einen Stundentakt Villach-Salzburg. Graz werde nun über Kärnten mit Salzburg verbunden. "Das wird den Tourismus in Kärnten und der Steiermark stärken", sagte Matthä. Graz werde erstmals direkt an Italien angebunden. Venedig und Triest seien in akzeptabler Zeit erreichbar. Dazu kämen noch die zwei neuen Nightjets, aus und nach Rom und Mailand, die in Graz halten.

Fahrplan "epochal" für den inneralpinen Raum

Für Matthä seien die verkürzten Fahrzeiten beispielsweise von Graz nach Klagenfurt in 41 Minuten besonders attraktiv. Insgesamt seien die Züge auf den neuen Kärntner Verbindungen nicht nur schneller, sondern auch öfter unterwegs: "Das Angebot hat sich um 30 Prozent erweitert." So könne man noch den Abend in Klagenfurt genießen und mit dem letzten Zug um 23.00 Uhr nach Graz fahren. Neu gebe es auch eine Verbindung nach Triest, so Matthä. Auch der Fahrplan für den inneralpinen Raum sei nun "epochal". Zwischen Bruck/Mur und Klagenfurt gebe es jede Stunde eine direkte Verbindung, dazu alle zwei Stunden Züge von Graz Richtung Linz und Innsbruck. Nach Deutschland gehe es von Graz aus über Klagenfurt und über Salzburg, sieben Mal täglich.

Der steirische Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) sagte, mit dem Fahrplan und dem Koralmtunnel würden Kärnten und die Steiermark zusammengeführt und die Steiermark noch mehr ins Zentrum Europas gerückt. "Ich bin eigentlich passionierter Autofahrer, aber Sie haben mich fast schon überzeugt", sagte Kunasek in Richtung Matthä. Als er als Verteidigungsminister in Wien gewesen sei, habe er es auch mit dem Bahnfahren versucht, aber es sei sich nicht so ausgegangen. Das werde jetzt anders, speziell in ein paar Jahren mit dem Semmeringbasistunnel.

Kärnten investiert 2026 16,9 Millionen Euro in Busverkehr

Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) erwähnte auf der Pressekonferenz am Montag neben dem Aspekt des Zeitgewinns durch die neuen Verbindungen auch den gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Nutzen: "Hier entsteht ein neuer Zentralraum mit über 1,1 Millionen Einwohnern und 500.000 Arbeitsplätzen." Mobilitätslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) erklärte, dass auch die Busverbindungen ausgebaut und "selbst entlegenere Orte leichter erreichbar werden". 16,9 Millionen Euro investiere das Land Kärnten 2026 dafür, etwa auch im Lurnfeld in Oberkärnten.

Auf den neuen Taktfahrplan wurde seit zehn Jahren hingearbeitet, so Reinhard Wallner, Regionalmanager der ÖBB. Die sechs Millionen Angebotskilometer in Kärnten im Jahr 2016 werden bis 2026 mit knapp zwölf Millionen Kilometern nahezu verdoppelt. "Von 109 Haltepunkten in Kärnten gibt es 28 Haltebahnhöfe für den Fernverkehr", erklärte Wallner. Und: "Kärnten hat an 365 Tagen im Jahr einen ausgebauten Stundentakt, im Zentralraum fahren die Züge werktags sogar im Halbstundentakt."

"Neues Wagenmaterial, nicht selbstverständlich"

Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Nationalrat, SPÖ-Abgeordneter Wolfgang Moitzi, bekannte sich als "passionierter Bahnfahrer". An Kunasek gewandt sagte er: "Ich kann Sie nur einladen, das ist ein Meilenstein und eine Fahrbahnrevolution. Bisher gab es in Österreich eine Westbahn und eine Restbahn, das ist nun anders." Es wurden gesamt 13 Milliarden Euro mit beiden Tunnels und Strecken investiert, in Koralm und Semmering. Es habe Befürchtungen entlang der alten Südbahnstrecke gegeben, aber mit dem Interregio-Konzept schaffe man es, den inneralpinen Zugverkehr auszubauen. Aus dem Murtal gebe es nun eine direkte Verbindung von Knittelfeld nach Graz, der Stundentakt werde verbessert und es gebe mehr Früh- und Abendverbindungen. "Und vor allem wird mit neuem modernen Wagenmaterial gefahren, das war früher nicht selbstverständlich", sagte Moitzi.

In Hinblick auf die Klimaticket-Problematik von Karten für die Steiermark bzw. Kärnten - die Gültigkeit endet jeweils am letzten Bahnhof vor der Tunneleinfahrt - verwiesen Matthä und Kunasek auf laufende Gespräche. Kunasek sagte zur APA, bei der Landesverkehrsreferentenkonferenz vergangene Woche sei einstimmig betont worden, dass es eine einheitliche Lösung brauche.

Von den neuen Interregio-Garnituren (Hersteller Siemens) wurden 27 bestellt, die ersten werden noch heuer auf der Südstrecke eingesetzt. Sie sind bis zu 160 km/h schnell und bieten 213 Personen Platz, wovon zwölf Sitzplätze in der 1. Klasse sind. Dazu kommen 18 Fahrradabstellplätze. Die Einstiege sind niveaugleich mit dem Bahnsteig, der Spalt zwischen Zug und Plattform wird mit einer ausgefahrenen Schiene nivelliert. Neben Ladestationen für Mobiltelefone, ausklappbaren Laptop-Tischen und Wickeltischen in den Toiletten sind die Abteile mit einer Klimaautomatik, Infomonitoren und optimierten Bereichen für Rollstühle ausgestattet. Vorstand Matthä nannte die neuen Garnituren - beschafft im Zuge des neuen Interregio-Konzepts - als "zwischen Nah- und Fernverkehr abgestimmt".

(APA)

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