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LKH Feldkirch nimmt an Studie zu brusterhaltender OP-Methode teil

Schonende OP-Methode am LKH Feldkirch: „Brustkrebs-Lokalisator“ grenzt Tumorherd ein
Schonende OP-Methode am LKH Feldkirch: „Brustkrebs-Lokalisator“ grenzt Tumorherd ein ©VLKH
KI-gestützter „Brustkrebs-Lokalisator“ kann Tumorherd exakt eingrenzen.

In Vorarlberg entfallen 31 Prozent aller Krebs-Neuerkrankungen bei Frauen auf Brustkrebs (Krebsregister, Stand: Jänner 2025). Allein am Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch werden im Jahr 165 Patientinnen mit Erstdiagnose Brustkrebs am dortigen Brustzentrum behandelt. Die gute Nachricht: die Erfolgschancen, den Brustkrebs zumindest in Schach zu halten oder sogar gänzlich zu heilen, sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Und der Trend hält an, die moderne Medizin macht – nicht zuletzt mithilfe künstlicher Intelligenz – weitere Entwicklungssprünge. Derzeit etwa nimmt das Team der Abteilung „Gynäkologie und Geburtshilfe“ unter Primar DDr. Burghard Abendstein an einer weltweiten Studie zu einer neuen und vielversprechenden brusterhaltenden Operationsmethode teil. Dabei wird auf Basis eines KI-gestützten Programms der Tumorherd exakt lokalisiert und damit derart eingegrenzt, dass das Karzinom besonders schonend entnommen werden kann.

Vorarlberg mit seinem zertifizierten Brustzentrum am LKH Feldkirch ist momentan das einzige österreichische Bundesland, das sich an dieser Studie beteiligt, die ersten beiden Eingriffe sind bereits erfolgreich durchgeführt worden: „Unsere Premiere im Juni ist geglückt“, freut sich der Abteilungsleiter. „Der Patientin geht es sehr gut. Auch die zweite Operation im August – sie ist mit Studienbegleitung aus Florida durchgeführt worden – hat bestens geklappt.“ Noch bis Ende des Jahres 2025 können sich Frauen unter bestimmten Voraussetzungen an der internationalen Studie beteiligen.


Ziel: So wenig gesundes Gewebe wie möglich entfernen
Die brusterhaltende Operation im Falle eines Mammakarzinoms stellt das Team im OP vor zwei wesentliche Herausforderungen: Zum einen muss der Tumor gänzlich entfernt bzw. zerstört werden. Zum anderen gilt es darauf zu achten, dass das gesunde Gewebe rundherum bestmöglich erhalten bleibt: „Das bedeutet, das Präparat soll im Idealfall so klein wie möglich ausfallen und gleichzeitig ohne verbleibende Reste an bösartigen Zellen entnommen werden“, erklärt Prim. DDr. Abendstein die Ausgangssituation. Die Operateur:innen sind also gefordert, die Ränder im gesunden Gewebe so eng wie möglich zu halten und den Tumor voll zu erwischen und zu entfernen.“
Für die Patientinnen selbst beginnt der Ablauf zunächst nach dem aus Vorsorgeuntersuchungen vertrauten Schema: der Anamnese folgen Mammografie- und gegebenenfalls Ultraschall-Untersuchungen, anhand derer eine Diagnose gestellt wird. Im Falle eines Krebsbefundes und der Möglichkeit zur operativen Tumorentnahme wird der Eingriff geplant. Sobald bei einer Patientin Brustkrebs diagnostiziert wird, muss es schnell gehen. „Wir beginnen dann mit einer Magnetresonanztomografie (MRT) von der Brust, die in Bauch- und Rückenlage durchgeführt wird.“

3D-Modell aus MRT-Bildern

Neu ist nun: Die dabei entstandenen MRT-Bilder werden an ein Referenzzentrum nach Belgien geschickt. Dort erfolgt die digitale Auswertung, ein AI-Visualizer erstellt ein exaktes Bild vom Tumor in der Brust: „Mit diesen Daten wird dann ein spezieller 3D-Drucker gefüttert, der uns wiederum ein 3D-Modell vom Tumorherd erstellt. Dieses Modell beinhaltet Drahtmarkierung, die in zwei Richtungen geleitet sind und sowohl das Zentrum des Tumors als auch die Resektionsgrenzen genau markieren.“
Das Brustmodell kommt dann – steril – direkt in den OP-Saal, wo die Drahtmarkierung am Körper der Patientin platziert wird. „Durch das 3D-Modell sehen wir den Tumor exakt, wie er sich im MRT-Bild darstellt. Das MRT zeigt hierbei auch mögliche Vorstufen, die man in der Mammographie und dem Ultraschall nicht sieht, aber ebenfalls entfernen muss“, erklärt OÄ Dr. Angelika Wolfrum. Die geschäftsführende Oberärztin leitet das zertifizierte Brustzentrum der Abteilung. „Somit lassen sich die Nachresektionsraten mit dieser Methode deutlich senken. Die Operationsstrategie ist präziser, die Invasivität des Eingriffs wird minimiert. Kurz: Das Vorbereiten und schließlich auch das Arbeiten nach diesem exakten Modell verhelfen zu einer niedrigeren Entnahme-Rate von gesundem Gewebe."

Interdisziplinäre Zusammenarbeit macht‘s möglich
An der Studie beteiligen sich Fachabteilungen großer universitären Zentren, mit dabei unter anderem Harvard, das MD Anderson Cancer Center der Universität Texas, Heidelberg und Frankfurt sowie Zürich. Am Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch ermöglicht insbesondere das zertifizierte Brustzentrum die Durchführung: „Und hier wiederum geht das nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit“, betont Dr. Wolfrum: „Wesentliche Teilhabe haben hier auch die Teams der Radiologie und Pathologie. Zudem wäre ohne professionelle Studienkoordination durch ausgebildete Study Nurses die Teilnahme an einer internationalen Studie dieser Größenordnung heutzutage nicht möglich. Unser Dank gilt allen beteiligten Fachdisziplinen.“

Eine Studienbeteiligung ist noch bis Ende 2025 möglich. In Frage kommt die neue Operationsmethode für all jene Patientinnen, die einen nicht tastbaren Tumor in ihrer Brust haben. „Ausnahmen sind derzeit noch multilokuläre Karzinome. Damit gemeint ist etwa ein Tumor, der in mehreren, voneinander getrennten Herden oder an verschiedenen Stellen im selben Organ auftritt“, erklärt Primar DDr. Burghard Abendstein und OÄ Dr. Angelika Wolfrum schließt: „Künstliche Intelligenz wird in der Medizin immer mehr Einzug halten und uns sowohl in der Befundung als auch beim exakten Operieren unterstützen. Wir freuen uns, dass wir mit dieser Studie vorne mit dabei sind.“

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