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Weitere Verbesserung bei Wiederherstellung von Zahnfleisch

Zusammenführung von zwei Operationstechniken brachte Fortschritte
Zusammenführung von zwei Operationstechniken brachte Fortschritte ©APA/THEMENBILD
Bei der Wiederherstellung von zurückgegangenem Zahnfleisch, etwa bei fortgeschrittener Parodontose, sind weitere Fortschritte erzielt worden. Seit einiger Zeit kann mit der Beschichtung des Kiefers mit Mundschleimhaut aus der Umgebung ein Nachwachsen von Zahnfleisch erreicht werden. Nun wird durch mikroskopisch klein gesetzte Schnitte in die Kieferoberfläche ein festeres Anwachsen dieser Schleimhaut erzielt, berichtete der Mediziner Kurt Vinzenz im APA-Gespräch.

Lang hatte in der Zahnheilkunde der Grundsatz gegolten: "Was weg ist, ist weg", betonte der Wiener Kieferchirurg. Dann wurde mit der sogenannten Distraktionsosteogenese die Möglichkeit geschaffen, mit Sägeschnitten unterschiedlicher Schnitttiefe und Modifikationen in den Kiefer die Neubildung von Knochen und Zahnfleisch anzuregen, erläuterte Vinzenz als einer der Pioniere auf diesem Gebiet. Das hilft beispielsweise Betroffenen von Zahnverlust nach Parodontose (fortschreitender Verlust des Kieferknochens und des Zahnhalteapparates) oder nach großräumigen Schäden an Gesichtsknochen durch Unfälle oder Krebserkrankungen.

Vor einigen Jahren konnte dann neben Knochen erstmals durch Anbringen von Dermis oder Mundschleimhaut an der Kieferoberfläche auch Zahnfleisch wiederhergestellt werden. Diese Technik wurde nun mit der Distraktionsosteogenese kombiniert, wie Vinzenz in der Vorwoche auch am Österreichischen Kongress für Zahnmedizin in Innsbruck berichtet hat. "Es kommt zum Zusammenwirken zweier gewebeinduktiver Mechanismen aus der regenerativen plastischen Chirurgie", erklärte er gegenüber der APA.

Verhindert auch Entzündungen

"Damit erzielen wir nicht nur eine festere Verbindung der Schleimhaut mit dem Knochen mit induktiver Wirkung in die Tiefe auf den Knochen selbst, sondern induzieren zusätzlich am Mundschleimhautepithel eine Verdickung der Zellschichten und damit ein straffes, reizloses Zahnfleisch", sagte der Kieferchirurg. "Im Prinzip handelt es sich um die Ausnutzung der Wundheilungskräfte unseres Körpers." Nach dem kombinierten chirurgischen Eingriff wird zusätzlich durch Stoßwellen, Ultraschall und mechanische Reizung durch spezielle Massagetechniken am Kiefer die Geweberegeneration in Gang gesetzt, berichtete Vinzenz.

Es komme zur Rekonstruktion und zum "korsettierenden" Schutz des Zahnhalteapparates und in der Folge zur deutlichen Verbesserung der Parodontose, sprach Vinzenz von einem "Paradigmenwechsel". Dadurch wird laut dem Mediziner die Erhaltung sowohl neu eingesetzter als auch bestehender Implantate verbessert, da aufgrund neuer Erkenntnisse (Metaanalysen) bei 30 bis 50 Prozent der Implantate flächige Entzündungen der Mundschleimhaut bestehen. Diese gehen sehr häufig in Entzündungen um das Implantat über und führen in bis zu 20 Prozent bereits nach fünf Jahren zum Implantatverlust. Diese Operationstechnik verhindere die Entzündungen durch die festere Verbindung des nachwachsenden straffen Zahnfleischs mit dem Kieferknochen, betonte Vinzenz.

(APA)

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