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Wie "Botox von innen": Vorarlberger Ärztin verrät, wie Sie Ihre biologische Uhr verlangsamen

Alt wird jeder – aber wer bleibt dabei fit, glücklich und schön? Die Vorarlberger Psychiaterin Dr. Zeynep Vetter verrät, warum "Longevity" gerade weltweit zum Megatrend wird und welche simplen Tricks im Alltag die biologische Uhr tatsächlich verlangsamen können.

Länger leben, aber gesund und glücklich

Länger leben, aber bitte auch gesund und glücklich: Das ist der Kern von "Longevity". Dr. Zeynep Vetter, Fachärztin für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, bildet sich seit zwei Jahren als "Longevity Physician" aus, sowohl national als auch international. Gegenüber VOL.AT gibt Vetter exklusive Tipps für ein vitales und langes Leben.

Mentale Gesundheit ist wichtig

"Wir behandeln in der klassischen Medizin meist Krankheiten und ihre Komplikationen. Longevity will Risiken vorher erkennen – und präventiv gegensteuern", erklärt sie. "Wir werden älter, aber nicht automatisch gesünder", so Vetter. Die Lebensspanne (Lifespan) sei zwar gestiegen, die gesunde Lebensspanne (Healthspan) hinke hinterher. Neu betont die Szene außerdem den Begriff Joyspan: "Wir möchten nicht nur lang und gesund, sondern auch glücklich leben", erklärt Vetter. Gerade als Psychiaterin setze sie dafür stark auf mentale Gesundheit und das, was sie "Neuro-Longevity" nennt. "Man kann jedes Organ transplantieren, außer das Gehirn. Darum ist mentale Gesundheit so wichtig."

Video: Dr. Zeynep Vetter erklärt die Präventivmedizin "Longevity"

Einsparung von Therapiekosten

Vetter beobachtet ein Umdenken: "Menschen wollen wissen, wo ihr Körper später anfällig sein könnte – und was sie schon heute dagegen unternehmen können." Medikamente spielen eine Rolle, doch wichtiger seien Lebensstil-Hebel: Ernährung, Schlaf, Stressmanagement, Bewegung – "und wenn nötig die richtigen Nahrungsergänzungen". Prävention spare Leiden – und am Ende Geld: "Wenn wir einen großen Teil der Bevölkerung erreichen, sparen wir spätere Therapiekosten."

Was in der Praxis passiert: Von DNA-Uhren bis Darmflora

Die Diagnostik orientiert sich an den "12 Hallmarks of Aging" – von genomischer Instabilität über Telomerverkürzung bis zu mitochondrialer Dysfunktion und "Inflammaging". "Wir nutzen sogenannte DNA- und epigenetische Tests: Sie zeigen, welche Alterungsmechanismen bei einer Person aus dem Lot geraten sind", sagt Vetter. Dazu kommen Mikrobiom-Analysen ("Darmgesundheit ist zentral"), biologische Altersbestimmung und – in Kooperation mit Zentren in der Schweiz – Assessments für Muskelkraft, Gelenksflexibilität und mehr.

Dr. Zeynep Vetter. ©VOL.AT/Emilia Waanders

Behandlungen: "Keine High-Tech-Therapie – sondern Einsicht und Routine"

"In meiner Ordination setze ich unter anderem auf IHHT – Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Training", erklärt Vetter. Das Verfahren soll müde Mitochondrien "fit" machen und die Energielage verbessern. Ergänzend kommt Kältetherapie zum Einsatz – "von sanfter Abkühlung um 1 bis 1,5 Grad bis zur Kältekammer bei minus 110 bis 140 Grad."

Ihr Hauptfokus bleibt jedoch Stressdiagnostik und Psyche: "Wir messen Cortisol-Tagesprofile, Herzratenvariabilität, arbeiten mit Fragebögen – und leiten daraus psychotherapeutische Interventionen ab." Oft genüge konsequente Lebensstil-Arbeit: "Das braucht keine High-Tech-Therapie – sondern Einsicht und Routine."

Ein typischer Fehler? "Viele suchen die Wunderpille. Die gibt es nicht", macht Vetter klar. Longevity funktioniere nur mit eigener Motivation: "Bewusstsein, Aufklärung – und dann dranbleiben."

Verbesserung von "Antrieb und Energie"

Prävention zahlt sich nach Vetters Erfahrung kurzfristig aus: "Wer etwa histaminarm isst, spürt in zwei bis drei Monaten mehr Energie. Bessere Schlafqualität macht emotional widerstandsfähiger." Auch IHHT und Kälte würden oft "Antrieb und Energie" verbessern – "bei Long Covid und chronischer Müdigkeit sehen wir sehr gute Verläufe."

Schönheitseffekt inklusive?

"Ja", sagt Vetter – und grinst: "Das ist wie Botox von innen." Verbesserte Durchblutung und Zellerneuerung ließen den Teint strahlen: "Man muss nicht alles spritzen. Manches kann der Körper selbst – wenn man ihn lässt."

Ab welchem Alter lohnt sich "Longevity"?

"Je früher, desto besser", so Vetter. Ab einem Alter von 30 Jahren sei ein guter Zeitpunkt, "um den eigenen Körper kennenzulernen, Risikofaktoren zu erkennen und Routinen aufzubauen".

"Bis zum letzten Tag gesund, aktiv und glücklich zu bleiben"

Vetter zeichnet ein zugespitztes Bild: "Wer sich nie kümmert, landet im Alter oft mit Rheuma, Diabetes, Bluthochdruck oder anderen Stoffwechselproblemen. Wer ab 30 konsequent präventiv handelt, kann mit 80 noch Golf spielen, reisen, geistig fit bleiben – vielleicht sogar weiterarbeiten. Das Ziel ist nicht, 120 zu werden, sondern bis zum letzten Tag gesund, aktiv und glücklich zu bleiben."

Dr. Vetters Alltags-Checkliste für mehr "Health- und Joyspan"

  • Täglich 30 Minuten nach draußen: Bewegung muss nicht Hochleistungssport sein. "Ein Spaziergang draußen reicht schon – Hauptsache, regelmäßig." Das wirke positiv auf die Telomerlänge und die DNA-Reparatur.
  • Bewusst essen: Vetter rät zu einer überwiegend pflanzenbasierten Ernährung. Wichtig sei, die Proteinmenge den individuellen Bedürfnissen und der körperlichen Aktivität anzupassen.
  • Intervallfasten einbauen: "Das fördert die Autophagie", erklärt Vetter – die Selbstreinigung der Zellen. So könne der Körper beschädigte Zellteile abbauen und sich regenerieren.
  • Qualität des Schlafs: Mindestens sechs bis acht Stunden seien entscheidend. "Am besten vor 22 Uhr ins Bett gehen, damit die Hauptschlafphase bis 4 Uhr morgens abgeschlossen ist."
  • Schlafhygiene ernst nehmen: Dazu gehört, dass die Schlafqualität nicht nur von der Dauer abhängt, sondern auch von der Umgebung und den Gewohnheiten. "Schlafhygiene bedeutet, den Körper optimal auf die Ruhephase vorzubereiten."
  • Mikrobiompflege: Der Darm spielt eine zentrale Rolle. Eine gesunde Darmflora sei entscheidend für das Wohlbefinden und die Abwehrkräfte.
  • Stressdiagnostik und -management: Vetter misst bei Patienten Cortisol-Tagesprofile und die Herzratenvariabilität, um zu sehen, wie schnell der Körper in die Entspannung findet. "Das Schöne daran ist: oft braucht es keine Medikamente, sondern psychotherapeutische Interventionen und kleine Veränderungen im Alltag."
  • Gehirn trainieren: "Arbeiten Sie, solange Sie können", rät Vetter. Wer das Gehirn durch Arbeit, Lernen oder kreative Tätigkeiten fordert, stärkt seine kognitive Leistungsfähigkeit und bleibt geistig länger fit.

Zukünftige Angebote zu "Longevity"

Neben ihrer ärztlichen Tätigkeit arbeitet Zeynep Vetter auch an zwei Projekten im Bereich Präventionsmedizin: Gemeinsam mit der Zürcher Kollegin Kerstin Klein startet sie im November die "Longevity Masterclasses", eine Online-Reihe zu Themen wie Ernährung, Schlaf und Stressmanagement.

Ab Juni 2026 folgt in Lech am Arlberg das internationale Retreat "Elysian Mind", das Longevity-Diagnostik mit psychiatrischer und psychotherapeutischer Betreuung in exklusivem Rahmen verbindet. Damit schlägt Vetter die Brücke zwischen wissenschaftlicher Prävention und ganzheitlicher Gesundheitsförderung – von alltagsnahen Tipps bis hin zu maßgeschneiderten Programmen.

(VOL.AT)

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