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Nach 114 Jahren: Harder Traditionsgeschäft trifft radikale Entscheidung

Ein neues Kapitel für die Drogerie Jochum.
Ein neues Kapitel für die Drogerie Jochum. ©VOL.AT/Emilia Waanders
Die Drogerie Jochum in Hard stellt sich neu auf – und schließt ein Kapitel, das über 100 Jahre Bestand hatte.

Die Drogerie Jochum blickt auf eine über hundertjährige Geschichte zurück – immer wieder hat sie sich an neue Zeiten angepasst. Jetzt steht die wohl größte Veränderung der Firmengeschichte bevor.

"Jetzt liegt es an mir, die nächste Entscheidung zu treffen"

Seit über einem Jahrhundert gehört die Drogerie Jochum fix zum Ortsbild von Hard. "Wir haben über die letzten 114 Jahre viele Entwicklungen durchgemacht", erzählt Michael Jochum, der das Geschäft bereits in vierter Generation führt. Von Fotoapparaten über Spielwaren bis hin zu klassischen Drogerieartikeln – das Sortiment hat sich immer wieder verändert. "Früher haben wir noch ganze Fotoausrüstungen verkauft und Filme entwickelt, das ist natürlich mit der Digitalisierung weggefallen."

Reinhard und Brigitte Jochum mit Sohn Michael Jochum. ©VOL.AT/Emilia Waanders

Die Familie sei immer mit der Zeit gegangen, betont Jochum: "Meine Eltern haben schon wichtige Entwicklungsschritte umgesetzt, und jetzt liegt es an mir, die nächsten Entscheidungen zu treffen und die Weichen für die Zukunft zu stellen."

"Das braucht jetzt einfach Platz und Sichtbarkeit"

Diese Entscheidung ist einschneidend: "Wir schließen die Bereiche Schönheit, Gesundheit und Accessoires und fokussieren uns künftig auf Reinigung, Hygiene und Farben", so Jochum. Das bedeutet: Statt Cremes und Parfums gibt es in Zukunft Reinigungsmaschinen, Chemie und Profi-Materialien – von Hygienepapier über Hautschutz-Produkte bis hin zu Lacken und Farben mit hauseigenem Mischservice.

Vor allem das B2B-Geschäft – also die Zusammenarbeit mit Industrie, Kommunen, Gastronomie, Hotellerie und Reinigungsfirmen – sei in den letzten Jahren stark gewachsen. "Das braucht jetzt einfach Platz und Sichtbarkeit."

Türen bleiben für Privatkunden offen

Trotz der klaren Ausrichtung auf Geschäftskunden müssen sich private Kunden nicht ausgeschlossen fühlen: "Die Tür bleibt offen. Wer zu Hause eine Wand neu streichen will, einen Tisch ölen, eine Reinigungsempfehlung, oder ein Gerät für die Teppichreinigung braucht, ist bei uns weiterhin herzlich willkommen."

Neue Öffnungszeiten und Abverkauf

Ab dem 1. Oktober beginnt der Abverkauf solange der Vorrat reicht. ©VOL.AT/Emilia Waanders

Mit den Veränderungen wird es auch Anpassungen bei den Öffnungszeiten geben – "stärker auf Handwerks- und Abhollagerzeiten ausgerichtet". Bevor der große Sortimentswechsel startet, gibt es aber noch ein Schnäppchen-Highlight: Ab 1. Oktober beginnt der große Abverkauf der bisherigen Drogerieartikel. "Deadline setzten wir uns keine, da es ein fließender Übergang werden wird – je nachdem, wie schnell die Ware weg sein wird", erklärt Brigitte Jochum.

Die Drogerie Jochum im Harder Dorfzentrum. ©VOL.AT/Emilia Waanders

Emotionale Entscheidung nach 43 Jahren

Für Brigitte Jochum ist die Neuausrichtung ein Schlussstrich. "Ich bin seit 43 Jahren im Geschäft und irgendwann ist auch für mich mal Schluss", sagt die 67-Jährige. Für sie steht nun die wohlverdiente Pension an. Viele Jahre betreute Brigitte Jochum die Drogerie-Sortimente, während Michael Jochum selbst mit seinem Vater den Reinigungs- und Farbenbereich aufgebaut hat. "Meine Leidenschaft und mein Know-how liegt dort. Man kann nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen", erklärt Michael Jochum.

Familie Jochum. ©VOL.AT/Emilia Waanders

Zukunft als Kompetenzzentrum

Langfristig will Jochum das Unternehmen klar als Kompetenzzentrum positionieren: "Wir sind es eigentlich schon, aber es soll auch nach außen so wahrgenommen werden – für Reinigung, Hygiene und Farben." Für Gewerbekunden oder Privatkunden solle auch in Zukunft gelten: "Wenn man nicht mehr weiter weiß, geht man zu Jochum."

(VOL.AT)

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