Nach 100-jähriger Firmengeschichte: Dieses Unternehmen nimmt Abschied von Feldkirch

Wie vor Kurzem bekannt wurde, verabschiedet sich das Traditionsgeschäft von seinen Kunden. Bereits 2020 schloss die Filiale in Bludenz nach rund 60 Jahren. Jetzt wird erneut umstrukturiert: Der Standort in Dornbirn wurde von Philipp Bechter neu übernommen und wird als "Nähzentrum Bechter" weitergeführt, doch in Feldkirch ist bald Schluss.

Eine bewegte Unternehmensgeschichte
"Wir können auf etwa 100 Jahre Firmengeschichte zurückblicken", erklärt Geschäftsführer Martin Malin beim Lokalaugenschein in Feldkirch. Er führt den Betrieb in vierter Generation und ist selbst seit über 30 Jahren mit dabei. Die Ursprünge des Unternehmens reichen laut Malin bis in die Zwischenkriegszeit zurück. "In den 50er- und 60er-Jahren ging es aufwärts", schildert er gegenüber VOL.AT.

"Überrascht bin ich nicht, dass wir so lange durchgehalten haben"
Das Unternehmen erlebte einen Wandel. "Von einer wichtigen Branche zu einer totalen Nische", meint Malin. "Was aber ganz passabel funktioniert hat." In den vergangenen Jahren wurde allerdings immer mehr deutlich, dass sich die Nachfolge schwierig gestaltet. "Der Fachkräftemangel ist nicht nur allgemein, sondern auch speziell bei uns spürbar", so der Geschäftsführer im Gespräch mit VOL.AT.
Es sei der Zug der Zeit, gibt der 65-Jährige zu verstehen: "Überrascht bin ich nicht, dass wir so lange durchgehalten haben, aber so selbstverständlich war es nicht." Die Stimmung im Geschäft ist durchaus optimistisch. "Das Echo von Kundschaften und auch von ehemaligen Mitarbeitern ist ein positives. Das freut uns natürlich auch", verdeutlicht der Chef.

"Sanfter Übergang" in Dornbirn
Erste Gespräche zur Betriebsübernahme begannen schon vor mehreren Jahren. Dann wurde es konkret: "Manuela Bechter, die letztes Jahr im Herbst bei uns angefangen hat, hat in Gesprächen durchklingen lassen, dass sie Interesse hätten – in welcher Form auch immer – weiterzumachen", erklärt Malin. Sie und ihr Mann Philipp planten gemeinsam mit dem Unternehmer die Übernahme – ganz bewusst ohne große Ankündigungen einer Schließung oder eines Abverkaufs. Das sei bei den Kunden "relativ gut angekommen", so Martin Malin gegenüber VOL.AT. Stammkunden hätten sich nicht verunsichern lassen, auch weil der Standort Dornbirn nahtlos übernommen wurde.

Angebot bleibt erhalten, allerdings nur in Dornbirn
Seit Juli steht das Geschäft in der Bahnhofsstraße unter neuer Führung (VOL.AT berichtete). Die Bechters führen das Angebot weiter, inklusive Nähmaschinenverkauf, Zubehör, Serviceleistungen und Reparatur. Auch ein Teil der früheren organisatorischen Arbeiten bleibt erhalten, wie Malin betont: "Wir haben schon noch ein paar Spezialitäten für Gewerbekunden in Österreich und teilweise auch am Balkan." Das wolle Bechter weiter anbieten. Dornbirn habe auch vom Standort her einen Vorteil: Das Geschäft liegt am Rande der Innenstadt und ist auch mit dem Auto gut erreichbar. Zudem ist der Bahnhof in direkter Nähe.

Letzter Tag in Feldkirch am 6. Oktober
Das Geschäft in der Gymnasiumgasse in Feldkirch bleibt noch bis einschließlich Montag, 6. Oktober, geöffnet. Das Büro steht Kunden noch bis Ende Oktober zur Verfügung, wie das Unternehmen in einem Aushang mitteilt.
In den letzten Monaten war der Betrieb eingeschränkt. Seit Anfang des Jahres beeinträchtigte eine Baustelle die Erreichbarkeit des Geschäfts. Wegen Belagarbeiten musste es zwischenzeitlich geschlossen werden. Im Sommer war nur vormittags geöffnet. "Das haben wir gut rumgebracht", resümiert Martin Malin. Auch, wenn es doch "erhebliche Einschnitte" gegeben habe. Seit dem ersten September gelten folgende Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 9 bis 12 Uhr, zusätzlich Montag und Freitag auch von 14 bis 17 Uhr.


"Finale gut über die Bühne gebracht"
"Im Großen und Ganzen haben wir auch das Finale gut über die Bühne gebracht", ist der Geschäftsführer sich sicher. "Andere machen einfach zu. Wir haben geschaut, dass wir einen guten Übergang haben." In den letzten 30 Jahren wurden unter seiner Führung viele Nähmaschinen repariert. Es sei schwer zu sagen, wie viele es genau waren, da man sich erst in den vergangenen Jahren hauptsächlich auf Haushaltskunden konzentriert habe. Man habe sich einen Namen gemacht, meint er abschließend.
"Die Pickerl von uns auf den Industriemaschinen, die sieht man in Innerösterreich überall", gibt Martin Malin zu verstehen. Er spricht von einer "bewegten Firmengeschichte", auch wenn das Geschäft in Wien bereits 2005 geschlossen wurde. Die Kunden seien noch bis 2016 von ehemaligen Mitarbeitern weiterbetreut worden. "Wir haben in Wien auch Modeschulen betreut, viel intensiver als in Vorarlberg", merkt er an. "Solche Kuriositäten hatten wir einige zu bieten."


(VOL.AT)
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