Unimarkt zieht sich vom Markt zurück: So viele Mitarbeiter sind betroffen

120 Unimarkt-Mitarbeiter in der Zentrale und 500 in den Filialen wurden im Frühwarnsystem des AMS registriert. Bis Ende des Jahres soll festgelegt werden, wer die jeweiligen Standorte übernimmt. Großhandel und Logistik der UNIGruppe seien laut Geschäftsführer Andreas Hämmerle nicht betroffen.
Unimarkt sperrt zu: Mitarbeiter am Dienstag informiert
Die Anmeldungen beim AMS seien eine gesetzlich vorgeschriebene Maßnahme. Die Personalvertretung sei eingebunden, Dienstagvormittag würden die Mitarbeitenden "in einem Town Hall Meeting" informiert. Als Grund für die "strategische Entscheidung" nannte der Geschäftsführer in einem Gespräch mit Medien das schwierige Marktumfeld. Vor eineinhalb Jahren habe man mit einem Transformations- und Restrukturierungsprozess begonnen, "doch wir können die makroökonomische Konstellation nicht verändern". Bis Jahresende will man "die Entscheidung getroffen haben, welcher Händler welchen Standort bekommt", das Interesse sei groß. Mit der Weitergabe an den Mitbewerb wolle man sicherstellen, dass die Jobs und die Versorgung in ländlichen Gebieten aufrecht bleiben.

Unimarkt bleiben geöffnet
Vorerst ändert sich nichts. Alle derzeit betriebenen Unimarktfilialen "bleiben geöffnet, die Regale sind voll. Wir freuen uns auf unsere Kunden", betonte Hämmerle. Die Gehälter würden pünktlich gezahlt, "wir haben die Erfahrung, dass die Mitarbeiterinnen loyal zu uns stehen", sah er keine Kündigungswelle kommen. "Wir machen weiter, aber wir treffen jetzt eine Entscheidung für die Zukunft." Man halte 2 Prozent Marktanteil im Supermarktsegment, der Mitbewerb habe andere Instrumente zur Verfügung und die Kaufzurückhaltung der Menschen sei zu spüren gewesen. Der "geordnete" Verkaufsprozess, "zu dem wir die Marktteilnehmer eingeladen haben" sei ungewöhnlich, weil er "frühzeitig, mit ruhiger Hand, transparent" ablaufe. Man habe den Rückhalt der Finanzierungspartner.
Kein "Cherry Picking" bei Unimarkt-Verkauf
"Wir gehen davon aus, den allergrößten Teil der Standorte weiterzugeben", ist Hämmerle optimistisch. Es werde sicher kein Verkauf "in Pausch und Bogen" und auch kein "Cherry Picking" stellte er die Prüfpflichten der Bundeswettbewerbsbehörde in den Raum. Momentan herrsche "wirklich hohes Interesse, weil die aktuelle Raumordnung dafür sorgt, dass es nicht einfach ist, neue Standorte zu eröffnen", was auch berechtigt sei. Das Vorgehen war "eine Managemententscheidung", man habe die notwendigen Beschlüsse in den Gremien. Nach Abschluss des Verkaufsprozesses plant Unimarkt den Rückzug vom Markt - geplant und verantwortungsbewusst, hieß es.
Unimarkt feiert 2025 50. Geburtstag
2025 feierte die 1975 gegründete Filialschiene ihren 50. Geburtstag. Im Geschäftsjahr 2024/25 (per 29. Februar) setzte die Unimarkt Handelsgesellschaft rund 287 Mio. Euro um. Alleineigentümer der UNIGruppe - Unimarkt Handelsgesellschaft, UNIGroßhandel und UNILogistik - mit derzeit 850 Beschäftigten ist seit einem Management-Buy-out 2021 der ehemals langjährige Unimarkt-Geschäftsführer Andreas Haider. Die Zahl der Filialen war bereits in den vergangenen Jahren gesunken, schon 2023 und 2024 waren von Umstrukturierungen geprägt: Die Onlineshops rentierten sich nicht und wurden wieder geschlossen. Die 2021 eingeführten 24-Stunden-Selbstbedienungs-UNIBoxen waren nach einem VfGH-Urteil bezüglich Öffnungszeiten ebenfalls Geschichte. Hybride Geschäftsmodelle wurden jedoch weiter verfolgt.
Gewerkschaft fordert Sozialplan für Unimarkt-Beschäftigte
Die Gewerkschaft sprach von einem "herben Schlag für die Beschäftigten in einem ohnehin schwierigen Arbeitsmarkt" und forderte einen Sozialplan. Man werde noch diese Woche mit der Geschäftsführung in Gespräche eintreten, kündigten Wolfgang Gerstmayer, Geschäftsführer der GPA Oberösterreich, und GPA-Bundesvorsitzende Barbara Teiber an. Sie raten den Beschäftigten, nicht zu unterschreiben ohne es vorher von Betriebsrat oder GPA prüfen zu lassen. Es bestehe sonst die Gefahr, Ansprüche zu verlieren. Ziel sei "eine Weiterbeschäftigung ohne Verlust von dienstzeitabhängigen Ansprüchen". An die Wettbewerbsbehörde appellieren Teiber und Gerstmayer, "eventuelle Prüfungen wettbewerbsrechtlicher Fragen bei der Übernahme durch andere Handelsketten möglichst schnell durchzuführen".
Handelsverband gibt "Händler-Bashing" der Politik Mitschuld
Der Handelsverband erhebt schwere Vorwürfe gegen die Politik: "Die unsägliche Debatte um Billigstpreise, Shrinkflation und eine 'Aktion scharf' gegen den Handel ist für Unimarkt der Sargnagel", schreibt er in einer Aussendung, "die Politik trägt mit ihrem ständigen Händler-Bashing zumindest eine Mitschuld". Wenn in Österreich über hohe Preise diskutiert werde, rücke "reflexartig" der Lebensmitteleinzelhandel ins Zentrum der Kritik. Die Supermärkte als "Preistreiber" zu brandmarken, sei aber falsch. "Der Handel ist nicht Verursacher, sondern selbst Betroffener der Teuerungskrise".
(APA/Red)
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