Die wolligen „Rasenmäher” sind wieder im Tal zurück

Gaschurn Mit dem Alpabtrieb ins Valschavieltal endete für Hirte Michael Saler eine intensive Alpsaison. Die Tiere fanden den Weg zurück ins Tal – angelockt von Brot, das der schlaue Hirte dabei hatte – damit auch die Lämmer nicht aus der Reihe tanzten.
Die Alpe Gibau liegt auf 1.863 Metern hoch über dem Valschavieltal. Michael Saler, Hirte Pächter der Alpe, verbrachte mit seinem Team fast vier Monate dort: Rund 300 Schafe, 170 Rinder, 30 Ziegen, 8 Schweine und 25 Hühner und der Bläss gehörten dazu. Zwei Monate half seine Frau Andrea mit. Aus der Milch wurde Butter erzeugt. Die Schafe waren die letzten Tiere, die ins Tal kamen – Kühe und Rinder machten sich schon Tage zuvor auf den dreistündigen Marsch nach Partenen.
Bereits eine Woche zuvor wurden die Schafe auf dem Stafel gesammelt und für den Alpabtrieb vorbereitet. Im Gatter im Tal warteten die Besitzer. Die Schafe blökten, beruhigten sich aber rasch. Schafe sind soziale, geduldige Tiere und passen sich schnell an neue Situationen an. „Alle waren gut gesömmert und gut im Fell“, bestätigten die Besitzer. „Der Sommer war nass, oft neblig, manchmal sogar mit Schnee – für die Schafe perfekt“, so Hirte Michael. Andrea Saler kontrollierte anhand der Ohrmarken oder farbiger Punkte, ob die Schafe den richtigen Besitzern zugeordnet werden konnten. „Manchmal erkennt man sie auch am Modell“, meinte sie lachend.
Michael Saler ist seit 47 Jahren Hirte, davon 27 Jahre auf der Gibau. „Drei Jahre noch, dann sind es 50 Jahre“, sagt er stolz. Er ist passionierter Schafzüchter und Landwirt in Gaschurn und arbeitet ebenso vielen Jahren bei der Liftgesellschaft.
Verschiedene Rassen
Es war eine bunte Mischung: Montafoner Stein-, Berg-, Jura-, Schwarznasenschafe und weitere Rassen. Oswin Kieber, Schafzüchter mit viel Herzblut und Metzger aus Schruns, holte seine Tiere seinem Fahrzeug ab – eines fehlte leider. Auch die Montafoner Steinschafzüchter Kerstin und Thomas Keßler aus Tschagguns waren zufrieden: „Schwer zfreda, wir sind zum siebten Mal auf Gibau.“ Willi Sonderegger bekam alle seine Schafe zurück, Edith Tschofen aus Gortipoh, ehemalige Rettungssanitäterin, Schafhalterin mit Gatten Edwin, fehlten leider zwei. Die Sömmerung kostet acht Euro pro Schaf, dazu gibt es eine kleine EU-Förderung, die der Hirte bekommt.
Berufsethos
Die Arbeit auf der Alpe ist vielseitig und fordernd: Die Tiere bewegen sich auf großem Gebiet, das regelmäßig kontrolliert werden muss. Sie bekommen Salz und Streicheleinheiten, Kontrollen sind notwendig. Verluste gab es diesen Sommer wenige. „Es lauern immer Gefahren“, sagt Michael. „Zum Glück war es weder Wolf noch Luchs, aber ein Adlerpaar ist in der Gegend.“ Lämmer sind besonders gefährdet, manchmal gibt es gesundheitliche Probleme. Die Schafe verdichten mit ihren Klauen den Boden und dringen bis in die Hochlagen vor. Sie grasen anders als Kühe, daher finden sie auf kargen Wiesen noch Kräuter – sie sind die wolligen „Rasenmäher der Alpen“. Für die Schäfer ist die Arbeit körperlich anspruchsvoll – sie trotzen Wind, Wetter und Herausforderungen. Schäfer und Schafe sind wichtig für den Erhalt der Alplandschaft: Ohne Beweidung drohen Erosion, Muren und Lawinen. Doch die Rückkehr des Wolfes bedroht die Zukunft der traditionellen Alp- und Landwirtschaft.
Abschied und Danke
Die letzten Schafe wurden von Züchtern aus Hohenems und Feldkirch mit Lkws abgeholt. Erika aus dem Schwarzwald, selbst Schafhalterin, bewunderte besonders die Lämmer. Da auch der Alpabtrieb der Alpe Valschaviel stattfand, wurden die letzten Tiere erst gegen Mittag abgeholt. Die Schafbesitzer dankten dem Alpteam für seine Arbeit und freuten sich über einen unfallfreien Sommer – und natürlich schon auf den nächsten. EST
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