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Schweizer Konsumenten lassen fast zehn Milliarden Franken im Ausland

9,9 Milliarden Euro: So viel geben Schweizer beim Einkaufen im Ausland aus
9,9 Milliarden Euro: So viel geben Schweizer beim Einkaufen im Ausland aus ©CANVA
Schweizerinnen und Schweizer geben jährlich fast zehn Milliarden Franken im benachbarten Ausland aus – vor allem für Lebensmittel. Eine aktuelle Studie der Universität St. Gallen zeigt, wie ausgeprägt der Einkaufstourismus ist und warum Vorarlberg dabei kaum eine Rolle spielt.

Dass die Einkaufslust der Schweizer im Ausland ungebrochen ist, lässt sich an jedem Wochenende auf Parkplätzen in Vorarlberg und anderen Grenzregionen beobachten. Nun liefert eine Studie des Instituts für Handelsmanagement an der Universität St. Gallen konkrete Zahlen: 2023 erreichte der sogenannte Einkaufstourismus ein Gesamtvolumen von 9,26 Milliarden Franken – das entspricht rund 9,91 Milliarden Euro.

Damit ist der Auslands-Einkauf im Vergleich zum Vorjahr um über 800 Millionen Franken gestiegen. Ausschlaggebend dafür ist vor allem der Griff ins Supermarktregal: Allein für Lebensmittel gaben Schweizer Konsumenten im grenznahen Ausland – insbesondere in Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich – 3,99 Milliarden Franken (4,27 Mrd. Euro) aus.

Vorarlberg nur Nebenschauplatz

Obwohl viele Vorarlberger Einkaufszentren gut frequentiert sind, zählen sie nicht zu den beliebtesten Destinationen der Eidgenossen. In der deutschsprachigen Schweiz führt Konstanz die Liste der bevorzugten Einkaufsorte mit 23,4 Prozent aller Nennungen an, gefolgt von Weil am Rhein (9,9 %) und Lörrach (9,4 %). Für französisch- und italienischsprachige Schweizer sind Pontarlier und Como erste Wahl.

Zum Tanken bleibt Österreich jedoch weiterhin attraktiv – das Preisgefälle an der Zapfsäule zieht nach wie vor viele Schweizer an die Grenze.

Was die Schweizer im Ausland kaufen

Neben Lebensmitteln greifen die Kundinnen und Kunden aus der Schweiz auch in anderen Warengruppen kräftig zu. Laut Studie investierten sie:

  • 470 Millionen Franken (500 Mio. Euro) in Sportartikel
  • 1,05 Milliarden Franken (1,12 Mrd. Euro) in Drogeriewaren
  • 850 Millionen Franken (910 Mio. Euro) in Bekleidung
  • 1,32 Milliarden Franken (1,41 Mrd. Euro) in Einrichtung

Der Online-Einkauf im Ausland fällt hingegen vergleichsweise bescheiden aus: Hier belief sich das Volumen auf 1,59 Milliarden Franken (1,70 Mrd. Euro).

Warum im Ausland geshoppt wird

Die Motive für den Einkauf im Ausland sind laut Studie eindeutig: Schweizerinnen und Schweizer empfinden Produkte jenseits der Grenze als deutlich günstiger, vielfältiger und in manchen Fällen exklusiv. Ein weiteres Argument ist die größere Auswahl.

Die Einschätzung der Preisunterschiede ist dabei nicht unbegründet – aber oft überschätzt: Während viele Konsumenten glauben, dass Produkte in der Schweiz rund zwei Drittel mehr kosten, liegt der reale Preisunterschied im Schnitt bei etwa 40 Prozent.

Das Einkaufsverhalten in Zahlen

Laut Universität St. Gallen begeben sich 72 Prozent der Schweizer Gesamtbevölkerung im Schnitt 5,1-mal pro Jahr zum Einkaufen ins Ausland. Die durchschnittliche Wegstrecke beträgt 118 Kilometer pro Fahrt, wobei pro Einkauf etwa 230 Franken in stationären Geschäften ausgegeben werden.

Zollfreigrenze halbiert – aber kaum abschreckend

Seit der Reduktion der Zollfreigrenze von 300 auf 150 Franken sei bei vielen Konsumentinnen und Konsumenten das Gefühl einer Verteuerung aufgekommen, heißt es in der Studie. Auch die im Ausland teils deutlich höhere Inflation werde als Kostenfaktor wahrgenommen. Die Einkaufsfreude scheint das jedoch kaum zu bremsen.

(VOL.AT)

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