Mutmaßliche Missbrauchsfälle im SOS-Kinderdorf Seekirchen

Die Staatsanwaltschaft Salzburg hat ein Ermittlungsverfahren gegen den Verdächtigen eingeleitet, wie Staatsanwaltschaftssprecherin Ricarda Eder einen dementsprechenden Bericht in den "Salzburger Nachrichten" (SN, Mittwochausgabe) gegenüber der APA bestätigte.
Seekirchen. "Die Ermittlungen stehen noch am Anfang", sagte Eder am Mittwoch zur APA. Deshalb könne sie zu den Vorwürfen noch nichts Konkretes sagen. Es seien noch viele Einvernahmen ausständig. Der Fall sei sehr heikel. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Unmündigen und des Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses.
Mutmaßliche Missbrauchshandlungen vor fünf Jahren
Laut SN sollen sich die Missbrauchshandlungen um das Jahr 2020 zugetragen haben. Der Mann, für den die Unschuldsvermutung gilt, soll an den damals unter 14-jährigen Mädchen wiederholt geschlechtliche Handlungen vorgenommen haben, indem er sie in ihren Intimbereichen unsittlich berührte.
Der Beschuldigte ist bereits einschlägig vorbestraft. Er wurde im Oktober 2021 am Salzburger Landesgericht wegen sexuellen Missbrauchs von Unmündigen rechtskräftig verurteilt, wie die SN berichteten. Er erhielt damals acht Monate bedingte Haft sowie eine unbedingte Geldstrafe, weil er sich zwischen 2011 und 2013 an einem unmündigen Mädchen vergriffen hatte. Nach der damaligen Verurteilung war das Arbeitsverhältnis mit dem Mann beendet worden.
SOS-Kinderdorf verweist auf Opferschutz
Die nunmehrigen Vorwürfe gegen den Ex-Mitarbeiter waren zum Zeitpunkt seiner damaligen Verurteilung noch nicht bekannt. Eine Stellungnahme des SOS-Kinderdorfes gegenüber der APA steht noch aus. An die "Salzburger Nachrichten" wurde folgendes Statement übermittelt: "Wir bitten um Verständnis, dass wir zu laufenden Ermittlungen aus Opferschutzgründen keine Informationen erteilen können. Und wir bitten im Sinne des Opferschutzes um einen höchst sensiblen Umgang mit höchstpersönlichen Details in der Berichterstattung, um einer Stigmatisierung und Viktimisierung der Opfer vorzubeugen."
Kinder und Jugendliche sollen misshandelt, eingesperrt und nackt fotografiert worden sein
Abseits dieses Ermittlungsfalles wurden Mitte September schwere Misshandlungsvorwürfe bekannt, zu denen es schon vor Jahren in SOS-Kinderdörfern in Kärnten und in Tirol gekommen sein soll. Einem "Falter"-Bericht zufolge sollen Kinder und Jugendliche über Jahre hinweg misshandelt, eingesperrt und nackt fotografiert worden sein. Die Informationen der Wochenzeitung stammen aus einer Studie, die SOS-Kinderdorf selbst in Auftrag gegeben, aber nie öffentlich gemacht hatte. Die Vorwürfe in Kärnten beziehen sich auf den Zeitraum von 2008 bis 2020. In Tirol soll es wiederum in den Jahren von 2017 bis 2020 zu fünf Missbrauchsfällen gekommen sein, wie zuletzt die "Tiroler Tageszeitung" berichtete.
Nach den Berichten über mutmaßlichen Missbrauch an zwei Standorten von SOS-Kinderdorf in Kärnten und Tirol hat die Leiterin der jüngst eingesetzten Untersuchungskommission, Irmgard Griss, betont, dass sie die Strukturen in der Organisation genauestens unter die Lupe nehmen will.
(APA)
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