Lungenkrebs – warum er so heimtückisch und tödlich ist

Er schleicht sich still in die Lunge, oft über Jahre hinweg. Wenn Lungenkrebs erkannt wird, ist es für viele Betroffene bereits zu spät. Kein anderer Tumor fordert weltweit mehr Todesopfer. Während Brust- oder Prostatakrebs dank Früherkennungskampagnen frühzeitig diagnostiziert und damit immer besser behandelbar werden, bleibt das Bronchialkarzinom der Killer unter den Krebserkrankungen. Jährlich sterben weltweit mehr als 1,8 Millionen Menschen daran – mehr als an Brust-, Darm- und Prostatakrebs zusammen.
Der stille Angreifer
Das Heimtückische: Lungenkrebs verursacht in frühen Stadien kaum Beschwerden. Hustensymptome, Atemnot oder Brustschmerzen treten oft erst dann auf, wenn der Tumor bereits gestreut hat. "Nur rund 20 Prozent der Lungenkarzinome werden derzeit in Österreich in einem gut behandelbaren Frühstadium diagnostiziert", sagt Bernd Lamprecht, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) und Vorstand der Universitätsklinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Pneumologie am Kepler Universitätsklinikum in Linz. Die Folge: Die meisten Patientinnen und Patienten erhalten ihre Diagnose erst in einem Stadium, in dem die Heilungschancen dramatisch sinken.
Dabei ist das Potenzial bei früher Entdeckung enorm. Wird Lungenkrebs rechtzeitig erkannt, liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei etwa 90 Prozent. Zum Vergleich: In späteren Stadien überleben nur wenige Betroffene langfristig.
Screening als Lebensretter
Deshalb fordert die ÖGP ein österreichweites LungenGesundheitsVorsorgeProgramm (LGVP). Zentraler Baustein: ein systematisches Screening für Risikogruppen. Wer jahrzehntelang geraucht hat oder berufsbedingt Stäuben, Gasen und Dämpfen ausgesetzt war, soll regelmäßig mittels strahlungsarmer Computertomografie (Low-Dose-CT) untersucht werden.
Internationale Studien belegen den Nutzen: Die US-amerikanische NLST-Studie und die europäische NELSON-Studie zeigen, dass sich die Sterblichkeit durch ein solches Screening signifikant senken lässt. Lamprecht betont: "Wir könnten vielen Menschenleben retten, wenn wir in Österreich endlich ein strukturiertes Programm einführen."
Mehr als nur Krebs
Das Screening bringt noch einen weiteren Vorteil: Die CT-Aufnahmen decken nicht nur Lungenkarzinome auf, sondern auch andere Erkrankungen. COPD, Lungenfibrose oder sogar Herz-Kreislauf-Erkrankungen können in einem frühen Stadium sichtbar werden. Für Betroffene bedeutet das die Chance, rechtzeitig gegenzusteuern.
Ein LGVP soll daher mehr sein als ein Krebs-Screening. Es umfasst Rauchstopp-Programme, Aufklärung über neue Formen des Nikotinkonsums wie Vaping sowie klare Behandlungspfade für auffällige Befunde. Interdisziplinäre Zusammenarbeit sei der Schlüssel, betont Lamprecht. Nur wenn Pneumologen, Radiologen, Thoraxchirurgen und andere Fachrichtungen an einem Strang ziehen, könne ein solches Programm erfolgreich sein.
Therapien nutzen ihr Potenzial nur früh
Die Medizin hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht: Immuntherapien oder zielgerichtete Medikamente können die Lebenserwartung verlängern und Nebenwirkungen reduzieren. Doch ihr Potenzial entfalten sie nur, wenn sie früh zum Einsatz kommen. Je später die Diagnose, desto geringer die Wirkung moderner Verfahren.
Ein Wettlauf gegen die Zeit
Rund 4.000 Menschen erkranken in Österreich jährlich an Lungenkrebs – die meisten sterben daran. Anders als bei anderen Krebsarten fehlen bislang großflächige Vorsorgeangebote. Noch immer gilt: Wer Lungenkrebs bekommt, hat meist schlechte Karten.
Für Prim. Univ.-Prof. Dr. Lamprecht ist klar: "Wir vergäben eine enorme Chance, würden wir die Vorsorge auf eine einzelne Krankheit reduzieren. Lungengesundheit betrifft Millionen Menschen. Wir müssen jetzt handeln."
FAQ zu Lungenkrebs
Warum ist Lungenkrebs so gefährlich?
Weil er lange keine Symptome zeigt und oft erst im Spätstadium entdeckt wird.
Wie hoch ist die Überlebenschance?
Bis zu 90 % bei früher Diagnose – im Spätstadium deutlich geringer.
Wer gehört zur Risikogruppe?
Langjährige Raucher sowie Menschen mit Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz.
Hilft ein Screening?
Ja. Low-Dose-CT senkt nachweislich die Sterblichkeit bei Risikogruppen.
Welche weiteren Krankheiten werden erkannt?
Auch COPD, Lungenfibrose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen können im Screening sichtbar werden.
Infobox: Lungenkrebs in Zahlen
- Tödlichste Krebserkrankung weltweit
- 4.000 Fälle jährlich in Österreich
- Nur 20 % werden früh erkannt
- Rauchen = Hauptursache
- Früherkennung rettet Leben
(Red.)
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