Elch "Emil" betäubt und im Böhmerwald freigelassen

"Ein Unfall - und das bestätigen Wildtier-Expertinnen und -Experten - hätte Lebensgefahr für alle Beteiligten bedeutet", erklärte die zuständige Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP) in einer Pressemitteilung das schnelle Handeln in der Früh. Das Tier wurde unter fachkundiger Anleitung eines wildtiermedizinischen Fachteams betäubt und laufend überwacht - mit Drohnen und Wärmebildkameras. Feuerwehrkräfte der FF Sattledt hoben "Emil" vorsichtig in den mit Stroh ausgelegten Transportanhänger, wo er bald wieder zu sich kam und leicht sediert, wie bei Wildtieren üblich stehend, an den Rand des Böhmerwalds (Bezirk Rohrbach) gebracht wurde.
Mit GPS-Sender in Freiheit
Ganz gekappt ist die Verbindung zu "Emil" jedoch nicht, denn der Elch trägt nun eine Ohrmarke mit GPS-Sender. So lassen sich seine Wege künftig wissenschaftlich dokumentieren, ohne dem Wildtier zu nahe zu kommen. Denn Fachleute waren zuletzt um "Emil" besorgt und hätten deutliche Bedenken geäußert wie: "Der Hype führt leider zu einem Bilderbuch-Fehlverhalten. Muss es wirklich sein, dass die Polizei Elch 'Emil' vor den Menschen schützen muss?", wie es hieß.
Die Agrar-Landesrätin war "froh, dass die Rettungsaktion für 'Emil' so professionell und erfolgreich abgelaufen ist". Nun könne das Nordlicht im Böhmerwald ein wildtiergerechtes Leben führen - "und vielleicht sorgt er schon bald für Nachwuchs im Nationalpark", zeichnet sie ein echtes, kitschiges Happy End.
Auf "Emils" Facebook-Fanseite mit mehr als 25.000 Mitgliedern schieden sich die Geister: Von Sorge "hoffentlich überlebt er das" und Empörung "ich bin so sauer" bis zu Verständnis "echt das Sinnvollste" reichten die ersten Reaktionen. Später wurde betont, dass "Emil" in großer Gefahr gewesen sei und trotz großer Bemühungen nicht von seinem Vorhaben, über den Zaun auf die Autobahn zu gelangen, abzubringen war.
Tierschützer fordern mehr Wildtierkorridore
Die Organisation Tierschutz Austria kritisierte die Informationspolitik der Landesrätin als "uns gegenüber völlig intransparent, zudem wurden Tierschutzorganisationen aus der eingesetzten SOKO ausgeschlossen", sagte Sprecher Martin Aschauer in einer Presseaussendung am Montag. Eine Anzeige gab es vorerst nicht, das behalte man sich aber vor und hänge von der Gesamtsituation ab. Jedenfalls brauche es dringend mehr Wildtierkorridore entlang von Autobahnen und Bahnlinien, um Konflikte zwischen Mensch und Tier zu verhindern. "Ich hoffe, dass wir aus dem 'Fall Emil' für die Wildtiere in Österreich lernen. Der nächste 'Emil' kommt bestimmt", so Aschauer, der auch die neun verschiedenen Jagdgesetze in neun Bundesländern kritisierte und "einheitliche Standards, die Tiere wirksam schützen", forderte.
(APA)
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