Montafoner wird Vizepräsident
Vom Einzelhandelskaufmann in einem Supermarkt in Bürs zum Vizepräsidenten der Europäischen Bewegung Österreich: Mit 25 Jahren sitzt Dave Kock aus Gaschurn plötzlich neben Persönlichkeiten und politischen Schwergewichten.
Die Frage nach dem "Warum"
Dave Kock stammt ursprünglich aus den Niederlanden. Doch erst im Montafon, wohin er im Alter von fünf Jahren mit seinen Eltern zog, begann für ihn das eigentliche Leben. "Ich hatte keine Wahl, ich musste mit nach Vorarlberg – aber im Nachhinein war das genau richtig", sagt er heute.
Schon damals fiel er auf. Während andere Kinder brav in einer Reihe standen, wollte Kock wissen: "Warum?" Rückblickend lacht er über diese Szene, die er selbst gerne als Anekdote erzählt. "Dieses Hinterfragen, das hat mich nie losgelassen. Ich wollte immer wissen, warum wir etwas tun – und ob es nicht bessere Wege gibt." Dieses ständige Hinterfragen – ob im Klassenzimmer oder im Gästehaus der Eltern – prägt ihn bis heute.

Sein Umfeld erlebte ihn als Kind, das nicht einfach still sitzen wollte, sagt er gegenüber VOL.AT über sich selbst. Ob im Gästehaus oder in der Schule – Kock war derjenige, der mithelfen, verändern, bewegen wollte. "Still dasitzen war nie meins", sagt er.
Keine Titel, keine Diplome – und trotzdem Einfluss
Nach der Pflichtschule absolvierte Kock eine Lehre im Einzelhandel in Bürs. Doch die tägliche Routine im Supermarkt frustrierte ihn schnell. "Kein Raum, etwas zu verändern." Statt Hörsaal oder Parteischule entschied er sich für Learning by Doing – bei Projekten, Events, im Ausland.
Eine klassische Ausbildung, ein Studium? Fehlanzeige. "Ich habe keine politischen Titel oder Diplome. Alles, was ich kann, habe ich mir selbst erarbeitet."

Kock gründete EUth, einen Verein, der Jugendlichen eine politische Stimme geben soll. Rund 80 Veranstaltungen jährlich, 6000 Besucher: eine Plattform, die junge Stimmen bündelt und direkt in die Politik trägt. Sein Motto: nicht warten, machen.
"Und ich sitze jetzt mit am Tisch"
Heute, mit 25, sitzt derselbe Kock im Präsidium der Europäischen Bewegung Österreich – als Vizepräsident. Neben ihm: ehemalige Spitzenpolitiker, Wirtschaftsgrößen, Ex-Gouverneure. "Diese Menschen haben Geschichte geschrieben. Und ich sitze jetzt mit am Tisch."
Für die anderen eine Karriere voller Titel und Funktionen. Für ihn: null Diplome, null Ämter – nur Beharrlichkeit, Pragmatismus, Ehrgeiz.

Stimme für die Jugend: "Unter 30-Jährige praktisch nicht vertreten"
Kocks Agenda ist klar: mehr junge Stimmen in den Entscheidungszentren Europas. "Unter 30-Jährige sind praktisch nicht vertreten", sagt er. Er befragte zuletzt 2400 junge Menschen in einer großen Umfrage, bereitete die Ergebnisse auf und übergab sie der Politik. Nicht seine Meinung zählt, sondern das Echo einer Generation.
"So etwas bewegt mehr, als wenn ich nur meine persönliche Meinung äußere."

"Es läuft nicht immer alles perfekt"
Nicht jede Veranstaltung wird zum Publikumsmagneten. Mal kommen drei Leute, mal 200. "Es läuft nicht immer perfekt. Aber man darf sich nicht entmutigen lassen." Ein österreichischer Delegierter, der jahrelang Trinkbrunnen im EU-Parlament forderte, bis sie Realität wurden, dient ihm als Vorbild.
Kock sieht sich in derselben Rolle: nerven, hartnäckig bleiben, bewegen. "Das zeigt, was Hartnäckigkeit bewirken kann. Und das ist genau das, was ich versuche: konsequent für Jugendthemen einzutreten."

Vom "Warum?" zum "Wie weiter?"
Der Junge, der einst wissen wollte, warum er sich in einer Reihe aufstellen soll, stellt heute Fragen, die eine ganze Generation betreffen: Wie wird Jugendpolitik ernst genommen? Wie kann die nächste Generation in Europa mitbestimmen?

"Es ist verrückt, wie ich hierhergekommen bin", sagt Kock abschließend. Verrückt – oder schlicht das Ergebnis konsequenter Beharrlichkeit.
(VOL.AT)
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