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Essen in Volksschule: Oft erstellt der Dorfwirt den Menüplan

Caterer und Gasthäuser liefern meistens das Essen in die Volksschulen
Caterer und Gasthäuser liefern meistens das Essen in die Volksschulen ©APA/ dpa/Franziska Kraufmann
Fast alle Volksschulen in Österreich bieten inzwischen ihren Schülerinnen und Schülern einen Mittagstisch an. Einfluss auf den Speiseplan haben sie aber nur selten, weil das Essen meist von auswärts geliefert wird. Fast jede zweite Schule hat außerdem keinen eigenen Speiseraum, sodass in Klassen oder im schlimmsten Fall am Gang oder im Werkraum gespeist wird. Das zeigt der erste Schulessen-Report an Volksschulen des vorsorgemedizinischen Instituts SIPCAN in Salzburg auf.

Jedes zweite Volksschulkind in Österreich - das sind gut 190.000 Kinder - besucht die Nachmittagsbetreuung und ist daher zum Mittagessen in der Schule angemeldet. Was dort auf dem Teller landet, wird aber nur selten in der Schule direkt entschieden: Nur in jeder 25. Volksschule verantwortet die Schulleitung den Speiseplan, in jeder fünften Schule sind es die Freizeitpädagoginnen und -pädagogen. Fast ebenso oft (18 Prozent) erstellt das Gasthaus, das die Speisen liefert, selbst den Menüplan. "Erschrocken hat uns auch, dass in 60 Prozent der Schulen nur eine Hauptspeise angeboten wird. Was macht da jemand, der zum Beispiel kein Fleisch isst", fragte Studienkoordinator Manuel Schätzer im Gespräch mit der APA.

Schulessen aus der Pizzeria

Auch bei den Essenslieferanten gibt es große Unterschiede. So werden etwa in Wien neun von zehn Volksschulen von externen Caterern beliefert (österreichweit sind es 30 Prozent), in Niederösterreich und im Burgenland kommt hingegen fast in jeder zweiten Schule (46 bzw. 44 Prozent) der Mittagstisch aus dem Wirtshaus. "Ich habe auch einen Fall gesehen, wo die Dorfpizzeria das Essen liefert, weil man die Wertschöpfung im Ort halten wollte. Da gibt es dann halt Pizza oder frittierte Sachen", so Schätzer. Aber auch die Lieferung aus dem örtlichen Seniorenheim muss nicht immer ideal sein. "In einer Schule gab es jeden zweiten Tag eine Süßspeise als Hauptmahlzeit, und als Nachtisch gab es nochmals Süßes, also zum Beispiel Kaiserschmarrn und dann noch einen Kuchen", sagte der Ernährungswissenschafter.

Erhoben wurde auch, wie viel Zeit fürs Mittagessen zur Verfügung steht. Im Durchschnitt haben die Kinder dafür rund 42 Minuten zur Verfügung (inklusive Anstellzeit), vor allem in Wien muss es aber schnell gehen: Hier dauert das Mittagessen im Schnitt nur 34 Minuten.

Mittagstisch im Werkraum

Größter Wunsch der Schuldirektorinnen und -direktoren ist eine Verbesserung der räumlichen Situation: Fast in jeder zweiten Volksschule (44 Prozent) gibt es keinen eigenen Speisesaal. "Im schlimmsten Fall wird sogar im Werkraum oder auf dem Gang gegessen", so Schätzer. Nachholbedarf gibt es auch an der Ausstattung allgemein, also etwa dass es passende Tableaus oder Besteck gibt. Schließlich wird von jeder dritten Schule auch mehr Unterstützung im personellen Bereich gewünscht.

Und die Gesundheits-Empfehlungen von SIPCAN? "Auf jeden Fall ist wichtig, wo und wie das Essen zubereitet wird. Es sollte eine möglichst kindgerechte Speisenzusammensetzung sein", sagte Schätzer. Dazu sollte auch Hilfe von Experten in Anspruch genommen werden. Und die Freizeitpädagoginnen und -pädagogen sowie die Schulleitungen sollten besser unterstützt werden.

Laut SIPCAN ist der Schulessen-Report die erste österreichweite Studie zur Schulverpflegung an Volksschulen. Dafür wurden im Zeitraum April bis Juni 2025 telefonisch 351 Interviews mit Volksschuldirektorinnen und -direktoren mit einem standardisierten Fragebogen geführt. Ausgewählt wurden die befragten Schulen auf Basis einer geschichteten Zufallsstichprobe, gewichtet nach Bundesländern sowie Stadt-/Land-Verteilung. Die somit gewonnenen repräsentativen Ergebnisse ermöglichen erstmals eine generalisierte Aussage über die Verpflegung an den rund 3.010 Volksschulen. Unterstützt wurde SIPCAN vom Caterer Menü-Manufaktur, der unter der Marke Goldmenü rund 300 Kindergärten, Horte und Schulen beliefert. Laut Schätzer ist die Studie aber ohne jegliche Einflussnahme des Unternehmens entstanden.

(S E R V I C E - )

(APA)

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