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Wien bekommt Zentrum für sexuelle Gesundheit

Testung, Behandlung, Beratung und Prävention im Haus der Aids Hilfe
Testung, Behandlung, Beratung und Prävention im Haus der Aids Hilfe ©APA/THEMENBILD
In Wien entsteht bis April 2026 ein Ambulatorium für sexuelle Gesundheit. Am Standort der Aids Hilfe Wien werden Testung, Behandlung, Beratung und Prävention unter einem Dach angeboten. Das Zentrum wird magnus* heißen und gerechnet wird mit rund 18.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr und etwa 32.000 Patientenkontakten, berichtete Mirijam Hall, Vorsitzende der Aids Hilfe Wien. Sexuell übertragbare Krankheiten nehmen zu, so die Warnung bei der Pressekonferenz am Montag.

Die Aids Hilfe biete bisher schon große Expertise in Beratung und Testung. "Was jetzt neu dazu kommt, ist die medizinische Behandlung", sagte Hall. Im ersten Stock des Hauses am Mariahilfer Gürtel werden Ordinationsräumlichkeiten eingerichtet, auch das Erdgeschoß wird umgebaut, wie bei einer Baustellenführung bei dem Medientermin zu sehen war. Ärztlicher Leiter des Zentrums wird der Infektiologe Alexander Zoufaly.

Auch samstags geöffnet

Im April 2026 ist ein Soft-Opening geplant. "Wir werden wahrscheinlich noch nicht die vollen 61 Stunden Öffnungszeiten pro Woche bespielen können", erläuterte Hall. In der zweiten Jahreshälfte 2026 soll das Zentrum jedoch in Vollbetrieb und auch samstags geöffnet sein. 2027 werden rund 9.000 Tests auf sexuell übertragbare Erkrankungen und 4.300 Behandlungen erwartet. Etwa 200 HIV-Neudiagnosen dürften im übernächsten Jahr in dem Zentrum gestellt werden und 1.500 HIV-Therapien verabreicht werden.

Österreichweit sind die HIV-Neudiagnosen mit ungefähr 450 pro Jahr "relativ stabil", berichtete Hall. Allerdings zeige der internationale Trend steigende Zahlen. Insgesamt gebe es bei allen sexuell übertragbaren Krankheiten einen starken Anstieg. Gleichzeitig gehe laut dem Verhütungsbericht 2024 des Gesundheitsministeriums der Kondomgebrauch zurück. Agnes Streissler-Führer, die stellvertretende Vorsitzende des Landesstellenausschusses der ÖGK in Wien, merkte an, "dass die heutige Jugend wieder extrem unvorsichtig in ihrem sexuellen Verhalten ist". Viele würden glauben: "Mich trifft's nicht". Es gebe großen Bedarf an einem solchen Ambulatorium.

Statistisches Kompetenzzentrum

Im magnus* - benannt nach dem früheren deutschen Arzt Magnus Hirschfeld - werden auch sozialarbeiterische und psychosoziale Unterstützung geboten. Außerdem wird eine wissenschaftliche Stelle eingerichtet und damit ein statistisches Kompetenzzentrum für sexuell übertragbare Krankheiten in Wien. Österreich tappt beim Zahlenmaterial "ein bisschen im Dunkeln", sagte Hall. Es handle sich um eine anonyme Meldestelle und um Versorgungsleistungen mit höchster Vertraulichkeit, betonte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Er freute sich, "dass wir einen weiteren Baustein bekommen im Ausbau der niedergelassenen Versorgung in unserer Stadt".

(APA)

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