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Ameisenkönigin züchtet artfremde Männchen als "Sex-Sklaven"

Königin bringt zwei unterschiedliche Männchen-Arten hervor
Königin bringt zwei unterschiedliche Männchen-Arten hervor ©APA (Romiguier, Juvé, Soldati)
Manche Ameisenköniginnen klonen sich Männchen einer anderen Art quasi als "Sex-Sklaven", zeigt eine Studie von einem Forscherteam mit österreichischer Beteiligung. Sie lassen sich dann von ihnen befruchten, um weibliche Arbeiterinnen zu gebären, die sich um das Nest, die Larven und Nahrung kümmern. Dies wurde in der Fachzeitschrift "Nature" publik gemacht.

Bekannt war bisher, dass "Messor ibericus"-Ameisenköniginnen Sperma von entfernt verwandten "Messor structor"-Männchen benötigen, um ihre "Arbeiterinnenkaste" zu zeugen. Sie leben aber bis zu siebenhundert Kilometer von der nächsten M. structor-Kolonie entfernt, was einfaches "Fremdgehen" oft verunmöglicht. In Österreich gibt es zum Beispiel M. ibericus-Ameisen nur in Vorarlberg und dem Nachbargebiet Tirols, M. structor krabbelt hingegen im ganzen Land.

Vom "Fremdgehen" zum selber Klonen

Ein Team um Jonathan Romiguier von der Universität Montpellier (Frankreich) fand heraus, dass die Königinnen sich die Männchen stattdessen selber machen, um sich ihr Sperma ständig in Reichweite zu halten. Sie lassen es in ihre Eizellen eindringen, die sie vom eigenen Erbgut befreit haben. Daraus wachsen schließlich Männchen der M. structor-Art. An der Studie waren auch Birgit Schlick-Steiner und Florian Steiner vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck beteiligt.

Beim Geschlechtsverkehr mit diesen Klonen werden schließlich Arbeiterinnen gezeugt. Die M. structor-Männchen sind also "gefangen im Lebenszyklus einer Art, die ihre Spermien ausbeutet", so die Forscher in dem Fachartikel. Denn sie können sich fernab ihrer eigenen Kolonien nicht mit den Königinnen derselben Art paaren. "Eine solche Situation ähnelt einer sexuellen Domestizierung (Haustiermachung, Anm.), da M. ibericus die Fortpflanzung einer Art kontrolliert, die sie ursprünglich in der Wildnis ausgebeutet hat", heißt es dort weiters. Andererseits könne man die M. structor-Männchen auch als ziemlich perfekte Parasiten ansehen: Die Königinnen haben nämlich keine andere Wahl, als sie zu vermehren, und von den Arbeiterinnen großziehen zu lassen, sonst ist ihr Staat dem Untergang geweiht.

(S E R V I C E - Fachpublikation online: E R V I C E - Fachpublikation online: )

(APA)

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