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"Angenehm wird es nicht werden": Aktivistin verbringt 29 Stunden in Tiertransporter in Wien

Isabella Eckl verbringt 29 Stunden in einem Tiertransporter vor dem Parlament.
Isabella Eckl verbringt 29 Stunden in einem Tiertransporter vor dem Parlament. ©VGT.at
Eine als Kuh verkleidete Tierschützerin verbringt 29 Stunden in einem Tiertransporter vor dem Wiener Parlament, um auf Missstände in der EU-Tiertransportverordnung hinzuweisen.

Eine als Kuh verkleidete Tierschützerin wird bis morgen Donnerstag, 14 Uhr insgesamt 29 Stunden ohne Essen und Trinken in einem Mini-Tiertransporter vor dem Parlament in Wien verbringen. Start der Aktion war heute um 9 Uhr früh. Anlass für die Aktion ist die Überarbeitung der Regelungen zu Tiertransporten auf EU-Ebene.

Die derzeit gültige EU-Tiertransportverordnung 1/2005 (EU-TTVO) sieht für Rinder, Schafe und Ziegen eine maximale Beförderungsdauer von 29 Stunden mit einer einstündigen Ruhe- und Versorgungspause vor. Erst dann müssen die Tiere für mindestens 24 Stunden abgeladen und versorgt werden. Anschließend dürfen sie wieder 29 Stunden transportiert werden.

Maximale Beförderungsdauer bei Tiertransporten werde kaum eingehalten

In der Praxis werden zum Teil selbst diese für die Tiere exorbitant langen Transportzeiten noch überschritten und die Tiere weder während der Fahrt noch in der einstündigen Ruhepause versorgt. Tagelange Tiertransporte in weit entfernte Destinationen außerhalb Europas sind dabei keine Seltenheit. Letztes Jahr hat der VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN beispielsweise einen 4-tägigen Transport von schwangeren österreichischen Kalbinnen in die Türkei über fast 2.500 Kilometer aufgedeckt. Zwar gilt in Österreich seit 1. Juli, dass entwöhnte Rinder auf Langstreckentransporten uneingeschränkten Zugang zu Wasser haben müssen, ob das auch eingehalten wird, ist aber bislang noch unklar.

Neuer Verordnungsvorschlag sieht 21 Stunden als Limit vor

Die EU-TTVO ist über 20 Jahre alt und entspricht schon lange nicht mehr dem Stand der Wissenschaft. Zahlreiche Skandale und Tragödien beim Transport von Tieren wurden von diversen Tierschutz-Organisationen aufgedeckt. Tierschutzanliegen haben für viele Bürger einen immer höheren Stellenwert. Die EU-Kommission hat daher im Dezember 2023 einen Vorschlag für eine neue Verordnung zum Schutz von Tieren beim Transport vorgelegt. Dieser sieht 21 Stunden als Höchsttransportzeit vor. Es gibt jedoch zahlreiche Abänderungsanträge von rechten und konservativen Parteien, die jegliche Verbesserung für die Tiere zunichtemachen und teilweise sogar noch schlechtere Bedingungen vorsehen, als derzeit gelten.

Symptome für Dehydrierung treten bei Tieren weit früher auf

In einem Gutachten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) von 2022 zum Wohlbefinden von Rindern während des Transports wird ausgeführt, dass schon nach neun Stunden Transportzeit physiologische Veränderungen, die auf Durst zurückzuführen sind, festgestellt wurden, und nach zwölf Stunden solche, die auf Hunger hindeuten. Außerdem soll die Beförderungszeit auf ein Minimum reduziert werden. Die neue EU-Tiertransportverordnung sollte aus Tierschutzerwägungen maximal 8 Stunden Transportzeit für entwöhnte Tiere erlauben.

Aktivistin vor Parlament in Wien: "Ich hoffe, mich besser in unsere Mitgeschöpfe hineinversetzen zu können"

Tierschützerin Isabell Eckl vom VGT: „Immer wieder dokumentieren wir, teilweise tagelang, Tiertransporter quer durch Europa und beobachten, dass Ruhezeiten nicht eingehalten werden und Tiere nicht versorgt werden. Doch wie es sich anfühlt, 29 Stunden in einem engen Anhänger ohne Wasser und Futter zu verbringen, konnte ich mir bislang nicht vorstellen. Ich hoffe, mich durch die Aktion besser in unsere Mitgeschöpfe hineinversetzen zu können, um danach über diese Erfahrung berichten zu können. Angenehm wird es gewiss nicht werden.“

Bei der Aktion vor dem Parlament wird eine Ärztin laufend den Gesundheitszustand der Aktivistin überprüfen, da schon ab wenigen Stunden Flüssigkeitsentzug Symptome von Dehydratation auftreten können.

(Red)

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