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Studie: Mehrheit der Wiener befürwortet wilde Natur in der Stadt

Studie zu "Urban Rewilding".
Studie zu "Urban Rewilding". ©Canva (Symbolbild)
"Urban Rewilding", ein neuartiger Ansatz zur Renaturierung von Städten, wird von der Mehrheit der Wienerinnen und Wiener befürwortet bzw. toleriert.

Das zeigt eine im Fachjournal "People and Nature" veröffentlichte Studie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien. Bei solchen urbanen Renaturierungsprojekten wird der Natur mehr Raum zur Entfaltung gegeben und städtische Grünflächen zu wilden Stadtwäldern oder Wildblumenwiesen umgewandelt.

In vielen Städten dominieren sorgfältig gepflegte Grünflächen. Frühere Untersuchungen zeigten auch häufig eine Präferenz für propere Parks und Grünanlagen. Dabei können wilde Naturflächen mit spontaner Vegetation und verwilderten Strukturen "erhebliche ökologische und gesundheitliche Vorteile bieten", heißt es in einer Aussendung der Boku: Sie steigern die Biodiversität, verbessern das Mikroklima und bieten Städtern vielfältige Naturerfahrungen.

Studie: 800 Wiener befragt

Brenda Maria Zoderer und Harald Wieser vom Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung der Boku haben 800 Wienerinnen und Wiener mittels Fragebogen zu ihrer Einstellung zu zwei Szenarien in ihren Wohnvierteln befragt: Dabei wurde angenommen, dass 50 Prozent einer bestehenden, leicht zugänglichen Grünfläche bzw. 50 Prozent einer freistehenden, derzeit ungenutzten Fläche in der Nachbarschaft in wilde Natur umgewandelt werden.

Je nach Szenario würden mindestens 46 Prozent der Befragten solche Projekte befürworten oder aktiv unterstützen, zehn bis 24 Prozent lehnen sie ab. Der Rest zeigt eine indifferente oder tolerante Haltung gegenüber solchen Initiativen.

"Urban Rewilding": Unterschiede in der Akzeptanz

Dabei gibt es Unterschiede in der Akzeptanz: Wer bereits urbane Wildnisflächen zur Erholung nutzt, etwa zum Spazierengehen oder Naturbeobachten, bewertet neue Projekte deutlich positiver. Jüngere Befragte (15-24 Jahre) zeigten eine signifikant geringere Akzeptanz, ältere (55-75 Jahre) stimmten dagegen fast dreimal so häufig zu. Tendenziell geringere Zustimmung gibt es von Menschen, die ihre Wohnviertel als vernachlässigt wahrnehmen.

Die breite Unterstützung von "Urban Rewilding" sei "eine sehr positive Botschaft für die Zukunft unserer Städte", erklärte Zoderer. Man müsse aber die Bedenken bestimmter Gruppen ernst nehmen, sie aktiv in die Planung einbeziehen und Lösungen entwickeln, die allen zugutekommen. Besonders erfolgreich sind dem Forschungsteam zufolge Maßnahmen dann, wenn die neu entstehenden Flächen zugänglich und erlebbar bleiben. "Ein Schlüsselfaktor für neue Rewilding-Initiativen ist die Bereitstellung vielfältiger Möglichkeiten für die Anrainer, Wildnis zu erleben. Anstatt den Menschen aus der Natur zu entfernen, sollten solche Maßnahmen daher einer 'Mensch mit der Natur'-Strategie folgen", schreiben die Wissenschafterinnen und Wissenschafter in ihrer Arbeit.

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(APA/Red)

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