AMS-Chef: Österreich bei Arbeitslosigkeit in "verzwickter Situation"

Und der Staat könne wegen fehlender Mittel kaum gegensteuern. Tipps zu den Lohnverhandlungen wolle er keine geben, betonte er.
Österreich als einziges Euro-Land noch in Rezession
Auch seien die Kosten in Österreich deutlich stärker gestiegen als in anderen Ländern. Dies führe dazu, dass Österreich vor kurzem das einzige Land in der Eurozone gewesen sei, das noch in der Rezession ist. "Das ist ein Problem. Und der Staat kann kaum gegensteuern, etwa durch niedrigere Steuern oder niedrige Lohnnebenkosten, weil er selber kein Geld hat."
Man habe also eine "verzwickte Situation" und das sei auch der Grund, warum er "nicht damit rechne, dass Österreich rasch aus dieser Krise rauskommt und die Arbeitslosigkeit bald wirklich deutlich sinken wird".
"Größte Sorgen" bei Niedrigqualifizierten
Arbeitsplätze kosten werden laut Kopf auch die von den USA eingeführten Zölle für die EU. Dies sei eine "sehr schlechte Nachricht" insbesondere für die Automobilzulieferindustrie. Der Sektor Automotive bereite ihm Sorgen, "das wird uns noch länger belasten".
Die größten Sorgen würden ihm weiterhin die niedrig qualifizierten Personen machen, so Kopf. "Die haben einfach eine viel höhere Arbeitslosenquote und damit eine viel geringere Chance, Arbeit zu finden." Auch die regional schlechte Verteilung besorge ihn - Wien habe (wegen des Wachstums der Stadt) eine viel höhere Arbeitslosigkeit, dreimal so hoch wie etwa in Tirol.
Dass die Arbeitslosigkeit bei Frauen schneller als bei Männern ansteigt, habe zwar auch mit der stufenweisen Anhebung des Pensionsalters bei Frauen zu tun, aber ebenso mit Entwicklungen am Arbeitsmarkt: Die Bauwirtschaft entwickle sich derzeit "ganz günstig", die Arbeitslosigkeit in diesem Bereich steige nur ungefähr um ein Prozent - im Handel hingegen etwa acht bis neun Prozent. "Das ist auch ein Grund."
Kopf gegen "Moralisieren" bei Teilzeitarbeit
Zur von der Industriellenvereinigung und Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) angestoßenen Debatte über Teilzeitarbeit und Hattmannsdorfers Kritik an einer "Lifestyle-Teilzeitwelle" sagte der AMS-Chef, er sei "gegen dieses Moralisieren". "Ich bin froh, in einem liberalen System zu leben, in dem sich jeder aussuchen kann, wie viel er arbeiten will."
Richtig sei, dass Österreich ein wachsendes Land mit immer mehr Menschen ist, aber die Gesamtmenge an geleisteter Arbeitszeit seit längerer Zeit konstant geblieben sei - das führe schon zu Problemen im Sozialsystem, weil die Beiträge nicht steigen.
Der Hauptgrund für Teilzeit bei Frauen liege in der mangelnden Kinderbetreuung. Der Staat müsste "ganztägig flächendeckend Kinderbetreuung anbieten", denn viele Beschäftigte würden gerne mehr arbeiten, was aber wegen der Betreuungsproblematik nicht ginge. "Das ist antiquiert, unsinnig und gehört geändert."
(APA/Red)
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