200 Rechtsextreme auf der Straße – so heftig war der Aufmarsch

Am Samstag versammelten sich rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer rechtsextremen Demonstration in der Wiener Innenstadt. Die Versammlung unter dem Motto "Remigration" wurde – wie bereits in den Vorjahren – von der Identitären Bewegung organisiert. Laut Polizei waren auch Rechtsextreme aus dem Ausland angereist.
Angeführt wurde der Marsch vom bekannten Aktivisten Martin Sellner. Die Teilnehmer skandierten bereits zu Beginn mehrfach den Begriff "Remigration", ein Codewort aus der rechtsextremen Szene für rassistische Rückführungspolitik.

Störaktionen und Blockaden durch Gegendemonstrationen
Den Identitären standen mehrere Gegendemonstrationen gegenüber. Bereits kurz nach Beginn der Veranstaltung kam es laut Polizei zu drei Sitzblockaden, die aufgelöst werden mussten. Vermummte Personen warfen laut Polizeibericht Eier und mit Fäkalien befüllte Säckchen auf Teilnehmende der Identitären-Demo sowie auf Einsatzkräfte.
Insgesamt wurden 56 Personen vorläufig festgenommen. Es wurden über 200 Anzeigen erstattet, vorwiegend wegen Verwaltungsübertretungen nach dem Versammlungsgesetz und der Weigerung, die Identität bekannt zu geben. Sechs Anzeigen erfolgten wegen strafrechtlich relevanter Delikte, darunter Sachbeschädigung und Körperverletzung.
"Ausländer raus"-Rufe in U-Bahn – Video sorgt für Empörung
Für zusätzlichen Aufruhr sorgte ein am Sonntag veröffentlichtes Video, das laut Augenzeugen im Anschluss an die Demonstration aufgenommen wurde. Es zeigt eine Gruppe, die in einer Wiener U-Bahn rassistische Parolen ruft – darunter lautstark "Ausländer raus". Einige Personen lachen dabei in die Kamera. Laut mehreren Berichten soll es sich um Teilnehmende der Demo gehandelt haben. Die Wiener Linien bestätigten gegenüber Medien, dass eine Untersuchung eingeleitet werde.

Politische Reaktionen: SPÖ und Grüne üben scharfe Kritik
Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) äußerte sich noch am Samstag kritisch zur Demonstration: "Hass, Hetze, Menschenverachtung, Rassismus und Antisemitismus haben auf Österreichs Straßen nichts zu suchen", schrieb er auf dem Kurznachrichtendienst Bluesky. Er warnte zudem vor engen personellen Verflechtungen zwischen der FPÖ und der Identitären Bewegung.
Auch die Grünen verurteilten die Versammlung als gescheitert. Laut dem grünen Rechtsextremismus-Sprecher Lukas Hammer sei die europaweite Mobilisierung der Identitären weitgehend erfolglos geblieben. Er sprach von einem "Reinfall" und kritisierte zugleich die Teilnahme parlamentarischer Mitarbeiter der FPÖ an der Demonstration.
Experten: Identitäre und FPÖ mit personellen Überschneidungen
Der Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands (DÖW), Andreas Kranebitter, sieht personelle Verflechtungen zwischen der FPÖ und den Identitären. In einer Stellungnahme gegenüber der APA sprach er davon, dass die FPÖ in Teilen als "parlamentarischer Arm" der Bewegung fungiere.
Die Demonstration der Identitären findet jährlich am letzten Samstag im Juli statt und wird regelmäßig von massiven Protesten begleitet. Die Polizei sprach am Sonntag von einem "insgesamt deeskalativ geführten Einsatz".
(VOL.AT)
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