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"Ich traue mir das zu und ich will das": Stefanie (28) aus Mäder und ihr Weg zur Hofübernahme

Stefanie will den Bauernhof ihrer Eltern übernehmen. Aktuell hat sie noch einen Vollzeitjob.
Stefanie will den Bauernhof ihrer Eltern übernehmen. Aktuell hat sie noch einen Vollzeitjob. ©VOL.AT/Mayer, zVg, Canva
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Stefanie Sandholzer (28) unterrichtet hauptberuflich an einer Volksschule und steht kurz davor, den elterlichen Milchviehbetrieb in Mäder zu übernehmen. VOL.AT hat sie auf dem Hof ihrer Familie besucht.

Beim VOL.AT-Besuch kommt Stefanie gerade vom Feld. Nach der Wetterbesserung steht dort die nächste Runde des Mähens und der Heuernte an. Aktuell hat sie zwar als Lehrerin Sommerferien, aber auf dem Hof gibt es einiges zu tun.

"Ich wohne hier auf einem wunderbaren Bauernhof, den ich übernehmen darf", erzählt sie bei einer Führung über den Hof. Die Entscheidung, den Hof einmal zu übernehmen, kam in den vergangenen Jahren auf.

Das Gespräch startete im vorderen Teil des Stalls bei Heu und Kälbchen. ©VOL.AT/Mayer

Von der Lehrerin zur Jungbäuerin

"Ich bin hier aufgewachsen, habe immer mitgeholfen, wenn es mich gebraucht hat, aber habe nicht total dafür gebrannt", gibt "Fani" zu verstehen. Sie ging studieren, bekam dabei von ihren Eltern immer Unterstützung. "Dann habe ich angefangen, als Volksschullehrerin zu arbeiten und habe mir dann gedacht: Ja, irgendwie würde es mich doch noch interessieren, die Ausbildung als Landwirtin zu machen", schildert die Jungbäuerin. So besuchte sie in der Steiermark eine Landwirtschaftsschule und holte den landwirtschaftlichen Facharbeiter nach. "Dann hat es mich voll gepackt und seither weiß ich, dass ich übernehmen will."

Video: Stefanie über ihre Entscheidung zur Hofübernahme

Stefanie mit einem kleinen Kälbchen. ©VOL.AT/Mayer

Bauernhofleben: "Als Kind ist das super"

Als Kind war sie gerne draußen, spielte auf dem Hof und fuhr im Traktor mit. "Da war natürlich immer was los. Als Kind ist das super", erinnert Stefanie sich. Als Teenager habe sie es "nicht so cool" gefunden. "Da musste man halt auch mal helfen und was tun, das man nicht so gerne tut." Mit der Zeit lernte sie Leben und Arbeit auf dem Bauernhof zu schätzen. "Wie schön wir hier wohnen, wie toll es ist", betont sie.

Die Kühe beäugten VOL.AT beim Besuch im Stall neugierig. ©VOL.AT/Mayer

Ein Hof mit Herz und vielen Tieren

Die Sandholzers haben einen Milchviehbetrieb mit insgesamt 70 Stück Vieh, davon 20 Milchkühen. Nach der Zucht werden die Kälber aufgezogen – sowohl männliche als auch weibliche: "Wir mästen sie oder lassen sie wieder kalben, dann kommen die Milchkühe nach." Die Tiere liegen Stefanie sehr am Herzen. "Sie geben einem voll viel zurück", meint sie beim Lokalaugenschein im Stall.

Die 28-Jährige auf dem Feld. Im Hintergrund der Bauernhof. ©VOL.AT/Mayer

"Es tut total gut"

Im Alltag auf dem Bauernhof gibt es viel zu tun. "Ich bewundere alle, die das machen – arbeiten gehen und Bauer sein – weil es einfach eine große Aufgabe ist", merkt sie an. Stefanie verlässt um kurz nach sieben Uhr das Haus und arbeitet bis vier bzw. halb fünf Uhr abends. "Dann komme ich heim, helfe dann am Abend, gehe in den Stall, mache Arbeiten, die anfallen." Am Wochenende arbeitet sie voll auf dem Hof. In den Schulferien ist sie ebenfalls jeden Tag am Hof und hilft fleißig mit.

Der neue Traktor ist eines der modernen Hilfsmittel auf dem Hof. ©VOL.AT/Mayer

"Manchmal ist es schon viel, gerade wenn beim Arbeiten viel los ist und dann noch am Abend in den Stall gehen – aber mir gibt es echt viel zurück." Seit rund zwei Jahren hilft die junge Vorarlbergerin jeden Tag mit. "Ich bin viel ausgeglichener, es geht mir viel besser", erklärt sie dazu. Die Arbeit sei wertvoll, man sehe wirklich einen Sinn dahinter. "Natürlich ist es viel, das alles unter einen Hut zu bekommen, aber es tut total gut."

Fani ist Jungbäuerin aus Überzeugung. ©VOL.AT/Mayer

Hofübernahme: "Es ist etwas, das ein bisschen Zeit braucht"

Stefanie kann es sich gut vorstellen, in Zukunft voll auf dem Hof zu arbeiten – und vielleicht in Teilzeit noch als Lehrerin zu arbeiten. Schon jetzt, am Anfang der Hofübernahme, plant sie voraus: "Wenn ich dann wirklich übernehme: Vielleicht die erste Zeit nur am Bauernhof sein, mich auf das konzentrieren, bis es auch läuft." Aktuell laufen die Überlegungen. "Es ist etwas, das ein bisschen Zeit braucht. Vertrauen, auch eine gute Überlegung", gibt sie zu verstehen.

Im Sommer, wenn viele Tiere auf der Alpe sind, geht es ans Mähen und Heuernte. ©VOL.AT/Mayer

"Ich traue mir das zu und ich will das"

"Es ist schon ein bisschen untypisch", meint Stefanie zu ihrer Hofübernahme als junge Frau. "Mein Papa ist natürlich total froh, dass ich mir das vorstellen kann, weil ich es lange auch nicht gewollt habe." Abseits der Kamera erklärt sie, dass ihr älterer Bruder mit seiner Familie samt Kindern gerne auf dem Hof vorbeischaue, doch kein Interesse an der Übernahme gezeigt habe. "Ich habe schon auch solche Sachen gehört wie: Kannst du das schon? Willst du das schon? Und: Hä, alleine?", verdeutlicht sie. "Aber ich traue mir das zu und ich will das."

Die Jungbäuerin ist mittendrin und voll dabei. Auch bei Entscheidungen, die auf dem Hof anstehen, hat sie bereits ein Wörtchen mitzureden. "Ich finde das voll wichtig, dass das gut klappt. Dass man miteinander zu Gang kommt", betont sie. Es sei oft nicht so einfach, wenn die ältere Generation der Neuen übergebe. Miteinander zu arbeiten, sei wichtig. "Ideen habe ich schon viele", gibt Stefanie zu verstehen. "Wir haben einen recht großen Betrieb, wir haben viel Potential, das man noch rausholen könnte."

"Wichtig, dass man Frauen etwas zutraut"

Rund um die Hofübernahme und das Leben als Jungbäuerin erfährt Stefanie viel Zuspruch. "Ich habe gerne lackierte Fingernägel", nennt sie ein Beispiel. "Dann hat auch schon einer zu mir gesagt: ja, kannst du mit denen überhaupt in den Stall gehen?" Sie steht über solchen Kommentaren: "Das hat gar nichts damit zu tun, ob man arbeiten kann oder nicht. Ich finde es voll wichtig, dass man Frauen etwas zutraut und wir können das genauso gut."

Die Tiere liegen ihr sehr am Herzen. ©zVg

Mit Motivation und Offenheit für Neues lerne sie täglich dazu. "Ich bin jetzt hier jeden Tag gefordert und kann ganz vieles noch lernen", meint sie. "Es ist sehr schön auch zu sehen, wenn es dann wirklich klappt und man auch etwas kann. Das ist ein tolles Gefühl." Sie bekomme auch in sozialen Medien viele positive Rückmeldungen: "Oft höre ich, wie cool es ist, dass ich den Hof übernehme." Damit sieht sie sich auf ihrem Weg bestätigt.

Die Kühe genießen den Schatten, eine wagte sich in die Sonne. ©VOL.AT/Mayer

"Fanis Farm" – Einblick in moderne Landwirtschaft

Stefanie Sandholzer ist unter "fanisfarm" seit April 2024 in sozialen Medien aktiv. Es sei ihr wichtig, zu zeigen, wie der Alltag auf dem Bauernhof sei, gibt sie zu verstehen. "Dass man auch Leuten zeigt: Eine Bäuerin ist vielleicht nicht das Bild, das man immer im Kopf hat. Das kann auch eine junge, moderne Frau sein." Sie will Einblicke geben, wie modern Landwirtschaft sein kann. Die sogenannten "Farmfluencer" – also Bauernhof-Influencer – aus Österreich leisten laut ihr einen wichtigen Beitrag. "Die schaue ich mir total gerne an", meint sie. Mit ihren Beiträgen will "Fani" zeigen, wie Landwirtschaft funktioniert: "Mir ist auch wichtig, dass meine Follower ein bisschen was lernen bei mir. Das ist vielleicht auch ein bisschen berufsbedingt", erklärt sie.

Bis in ein paar Jahren könnte es "Fanis Farm" auch ganz offiziell als Bauernhof in Mäder geben. "Ich habe da auch schon eine Idee: Natürlich wäre es cool", meint Stefanie Sandholzer. Ein Logo oder eine Marke aufzubauen, wäre aus ihrer Sicht nett. "Ob ich dann alles umsetzen kann, das werden wir sehen. Ich bin selbst gespannt, wie sich mein Weg entwickelt."

(VOL.AT)

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