AA

Trotz Gefängnisstrafe: Gericht erlaubt Mafia-Boss Treffen mit Brieffreundin

Die Brieffreundschaft besteht bereits seit 17 Jahren.
Die Brieffreundschaft besteht bereits seit 17 Jahren. ©Canva (Symbolbilder)
Auch inhaftierte Mafia-Bosse haben Recht auf Liebe. Italiens Oberstes Gericht hat entschieden, dass inhaftierte Mafia-Bosse Frauen treffen dürfen, zu denen sie durch Briefkontakt eine emotionale Bindung aufgebaut haben - auch wenn sie unter strengstem Haftregime stehen.

Der Fall betrifft den Cosa Nostra-Boss Davide Emanuello, der im Gefängnis von Sassari auf Sardinien einsitzt.

17 Jahre Brieffreundschaft

Emanuello hatte 17 Jahre lang mit einer italo-britischen Frau korrespondiert und eine Beziehung zu ihr aufgebaut. Der Gefängnisdirektor hatte ein persönliches Treffen untersagt, woraufhin Emanuello beim Überwachungsgericht Einspruch einlegte - mit Erfolg. Das Justizministerium legte gegen diese Entscheidung Berufung ein, doch das Oberste Gericht wies diese nun zurück.

Urteil könnte den Umgang mit persönlichen Beziehungen von Häftlingen beeinflussen

Das strenge Haftregime für Mafiosi, die sogenannte 41-bis-Regelung, soll verhindern, dass Mafia-Anführer von der Haft aus weiterhin ihre kriminellen Netzwerke steuern. Es beinhaltet strenge Isolationsmaßnahmen und stark eingeschränkte Besuchsrechte. Das aktuelle Urteil könnte nun den Umgang mit persönlichen Beziehungen von Häftlingen unter diesem Sonderregime beeinflussen.

Abwägung zwischen dem Bedürfnis nach Beziehungen und den Anforderungen der öffentlichen Sicherheit

Seit 2008 schreibt Emanuello seiner 55-jährigen Brieffreundin. Die Beziehung hat sich mit der Zeit zu einer Liebesgeschichte entwickelt, wie italienische Medien berichtete. Das Gericht hob in seinem Urteil das Recht auf zwischenmenschliche Zuneigung zu - auch für Häftlinge in besonders strenger Haft. Laut den Richtern müsse stets eine konkrete Abwägung zwischen dem Bedürfnis nach Beziehungen und den Anforderungen der öffentlichen Sicherheit vorgenommen werden. Nur wenn Letztere überwiegen, könne das Recht auf Nähe verwehrt werden.

Brieffreundin engagiert sich für Resozialisierung von Strafgefangenen

Zudem sei die Brieffreundin weder mit der organisierten Kriminalität verbunden, noch gebe es Hinweise auf problematische Aspekte in der Beziehung zu dem Häftling. Die Italo-Britin aus Modena engagiert sich seit Jahren in Projekten zur Resozialisierung von Strafgefangenen. "Niemanden zu treffen bedeutet, mit niemandem zu sprechen. Mit niemandem zu sprechen bedeutet, dass niemand meine Worte hört. Zwanzig Jahre lang mit niemandem zu sprechen, führt zu einem Zustand der schweren Isolation", schrieb der Boss kürzlich.

Hochrangiger Anführer der Mafiaorganisation Cosa Nostra

Davide Emanuello ist ein hochrangiger Anführer der sizilianischen Mafiaorganisation Cosa Nostra und stammt aus der sizilianischen Stadt Gela. Er wurde mehrfach wegen schwerster Straftaten verurteilt, darunter dreimal zu lebenslanger Haft wegen Mord. Neben den Tötungsdelikten wurde Emanuello auch wegen Drogenschmuggel verurteilt.

Aufgrund seiner Bedeutung innerhalb der Mafia und der Schwere seiner Vergehen unterliegt Emanuello dem besonders strengen Haftregime nach Artikel 41-bis der italienischen Strafvollzugsordnung. Dieses Isolationsregime soll verhindern, dass hochgefährliche Mafiosi aus dem Gefängnis heraus weiterhin ihre kriminellen Netzwerke steuern können. Es umfasst unter anderem Einzelhaft, stark eingeschränkten Kontakt zur Außenwelt sowie streng kontrollierte und seltene Besuche.

(APA)

  • VOL.AT
  • Europa
  • Trotz Gefängnisstrafe: Gericht erlaubt Mafia-Boss Treffen mit Brieffreundin