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Geheimer Tresor bei Benko-Verwandten entdeckt – Ermittler sichern Luxusgüter

Luxusgüter in Vorratsraum sichergestellt
Luxusgüter in Vorratsraum sichergestellt ©APA; CANVA
Bargeld, Uhren und Schmuck in einem Vorratsraum sichergestellt – Verdacht auf betrügerische Krida. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Gericht ortet weiter Tatbegehungsgefahr – René Benko bleibt in U-Haft
Inhalt von Benkos Villa am Gardasee wird online versteigert

Ein als Weinkeller genutzter Raum in einem Einfamilienhaus in Pfunds (Tirol) wurde zum Zentrum neuer Ermittlungen im Fall René Benko. Beamte der Sonderkommission "Signa" fanden dort am 21. Jänner 2025 einen versteckten Tresor – verborgen hinter Kartons mit Weinflaschen. Das Haus gehört laut Ermittlungsakten einer Tante von Nathalie Benko, der Ehefrau des Unternehmers.

Ermittlungen gegen Benko

Gegen René Benko laufen Ermittlungen wegen des Verdachts auf schweren Betrug, Geldwäsche und mehrere Insolvenzdelikte. In Italien besteht darüber hinaus ein europäischer Haftbefehl wegen des Verdachts der Beteiligung an organisierter Kriminalität. Die Oberstaatsanwaltschaft Trient stellte diesen im Dezember 2024 aus.

Benko wurde am 23. Jänner 2025 festgenommen und befindet sich seither in Untersuchungshaft. Laut Abschlussbericht des Bundeskriminalamts steht der Verdacht im Raum, Benko habe zwischen März 2024 und Mai 2025 Vermögenswerte im Wert von über 300.000 Euro bei Verwandten versteckt.

Der versteckte Tresor

Ein ehemaliger Leibwächter Benkos hatte den Ermittlern Hinweise auf einen versteckten Tresor gegeben. Demnach wurde Ende 2023 ein dunkler Tresor aus der Benko-Villa in Igls mit einem weißen Kastenwagen zu Verwandten transportiert. Dort wurde er im Keller in einem Vorratsraum eingebaut – zwischen Regalen und unter Kartons versteckt.

Luxusgüter im Versteck

Die Ermittler fanden im Safe 120.000 Euro in bar – in 50-Euro-Scheinen gebündelt und in unbeschrifteten Kuverts. Zudem sichergestellt: elf Luxusuhren, darunter eine Patek Philippe Nautilus im geschätzten Wert von über 100.000 Euro sowie Modelle von Rolex, Audemars Piguet, Cartier, Hublot und Omega. Auch mehrere Diamantringe, Manschettenknöpfe aus Gold und ein Ring mit Gravur wurden dokumentiert.

Beteiligung der Ehefrau?

Die Ermittlungen werfen auch ein Schlaglicht auf Nathalie Benko. Sie soll laut Zeugenaussagen darum gebeten haben, in dem Haus einen Tresor einbauen zu dürfen – ohne Dritte zu informieren. Auf Nachfrage der Ermittler gab sie an, den Code nicht mehr zu wissen. Erst mit Hilfe des Herstellers konnte der Safe geöffnet werden.

Widersprüche bei Eigentumsangaben

In seiner Aussage erklärte René Benko, er habe über Jahre hinweg Bargeld in bar nach Hause gebracht und seiner Frau zur Verfügung gestellt. Diese habe davon offenbar einen Teil zurückgelegt. Ein früheres Schreiben ihrer Anwältin, wonach Nathalie Benko diese Darstellung bestätige, wurde später von ihrer neuen Rechtsvertretung widerrufen.

Zu der besonders auffälligen Patek Philippe Nautilus erklärte Benko, er habe die Uhr seiner Frau 2021 geschenkt. Fotos zeigen ihn jedoch noch Jahre später mit exakt diesem Modell – was die Ermittler als Schutzbehauptung werten.

Haftverlängerung

Das Landesgericht Wien verlängerte aufgrund des dringenden Tatverdachts und bestehender Tatbegehungsgefahr die Untersuchungshaft um zwei weitere Monate. Ein Antrag von Benkos Anwälten auf Enthaftung wurde abgewiesen. Die Verteidigung weist alle Vorwürfe zurück.

Ermittlungen in der Causa Signa ausgeweitet

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat laut einer Mitteilung vom 24. Juni 2025 einen ersten Vorhabensbericht an die Oberstaatsanwaltschaft Wien und das Justizministerium übermittelt. Damit wurden Teilermittlungen im sogenannten Verfahrenskomplex Signa abgeschlossen – darunter auch jene rund um die verborgenen Vermögenswerte von René Benko.

Gleichzeitig wurden neue Ermittlungsstränge eröffnet. Diese betreffen unter anderem:

  • Gläubigerbegünstigung: Ein Darlehen über rund 15 Millionen Euro soll an die INGBE Stiftung zurückgezahlt worden sein – trotz Zahlungsunfähigkeit der Signa Prime Selection AG.
  • Untreue bei Chalet N: Die Immobilie in Lech sei an Benko und Signa-Firmen unter dem marktüblichen Mietwert vergeben worden. Der Schaden: über 1,5 Millionen Euro.
  • Käuferbetrug in Wien: Beim Projekt „Wohnen am Belvedere“ sollen Käufer durch überhöhte Pauschalen getäuscht worden sein.
  • Unvertretbares Darlehen: Ein Darlehen über 17 Millionen Euro zur Finanzierung eines Privathauses soll ohne wirtschaftliche Rechtfertigung gewährt worden sein.

Darüber hinaus bestätigte die WKStA laufende Ermittlungen zu weiteren Verdachtsmomenten, darunter:

  • Betrügerische Krida im Insolvenzverfahren Benkos
  • Investmentbetrug beim Projekt Bahnhofsplatz München
  • Förderungsmissbrauch in der COVID-Zeit (Chalet N)
  • Untreue beim Verkauf einer Innenstadt-Immobilie
  • Täuschung bei Kapitalerhöhungen und Bankkrediten

Der Abschlussbericht der Ermittlungsbehörden könnte somit nicht nur die Grundlage für eine Anklage in der Tresor-Causa bilden, sondern Teil eines umfassenden juristischen Komplexes werden.

(VOL.AT)

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