Eltern in Brederis frustriert – "Wir wissen nicht mehr, wo wir durch dürfen"

Brederis, kurz vor acht an einem Wochentag. Kinder springen aus Autos, Räder huschen über den Gehsteig. Die Polizei kontrolliert, Eltern blicken ratlos auf neue Schilder.
Ein Morgen voller Fragezeichen
Eltern oder ortsunkundige Autofahrer zögern vor Schildern, die sie oft nicht eindeutig einordnen können. Die Polizei kontrolliert und verteilt Strafen. Während manche routiniert weiterfahren, halten andere inne: Darf man hier noch fahren? Wer gilt überhaupt als Anrainer? Der Eindruck: Es wurden zwar Regelungen getroffen – doch ihre Auslegung bleibt häufig unklar.
Wie groß die Unzufriedenheit ist, zeigt das Gespräch mit Renate Marzari. Sie ist eine der sichtbarsten Stimmen in einer losen Bürgerinitiative aus Brederis, die sich seit einiger Zeit gegen die aktuelle Verkehrsregelung positioniert.
Das Gespräch mit Renate Marzari gibt es hier im Video:
Im Gespräch macht sie klar: Die Rücknahme einzelner Sperren – etwa bei der St.-Anna-Straße oder dem Madlenerweg – sei ein Schritt in die richtige Richtung. Trotzdem bleibe viel Kritik bestehen.
- "Die Beschilderung ist ein echtes Problem. Es steht einfach: Fahrverbot für Kfz, ausgenommen Anrainerverkehr. Aber kaum jemand weiß, was das bedeutet."
Marzari erklärt: Wer im Ried etwas zu erledigen habe – etwa ein Geschäft, ein Bauernhof oder ein Friedhofsbesuch – dürfe dort durchfahren. Aber: Das sei nicht kommuniziert worden. Ein weiterer Kritikpunkt sind die häufig wechselnden Radarstandorte:
"Wir haben alle drei, vier Tage an einem anderen Ort ein anderes Radar. Das ist fast schon eine Schikane."

Auch die Schule sieht Licht und Schatten
Die Direktorin der Volksschule, Cornelia Auth, sieht die Verkehrsberuhigung im Umfeld grundsätzlich positiv:
"Die 20er-Zone hat es ruhiger gemacht. Es gibt aber immer noch uneinsichtige Eltern, die ihr Kind mit dem Auto bringen."
Ein wiederkehrendes Problem sei das verbotene Parken im Schulhof: "Wenn ich Eltern darauf hinweise, halten sie sich ein paar Tage daran – dann beginnt das Spiel von vorne." Die neu gestaltete Hol- und Bringzone funktioniere für die Kleinkindbetreuung gut – viele Eltern der Volksschulkinder würden jedoch weiterfahren, oft auch den verbotenen Weg.

Verwirrung bei Einheimischen – und Angst vor Spaltung
Zwei alteingesessene Bresner sagen offen: "Wir wissen manchmal selbst nicht mehr, wo man durchfahren darf. Es sind so viele Schilder – das ist einfach ein Durcheinander." Auf die Frage, ob sie ein Statement vor der Kamera abgeben würden, winkt einer ab:
- "Nein. Das spaltet die Bevölkerung. Wir wollen da nichts sagen."


Eine Mutter spricht von Chaos – und Wut auf die Umsetzung
Eine Mutter, die gerade ihr Kind zur Schule verabschiedet, wird deutlich:
- "Es ist ein absolutes Chaos. Uns wurde das zwar vorgestellt, aber als wir gesagt haben, dass wir es nicht gut finden, war es eher so: Friss oder stirb."
Sie kritisiert, dass sich der Verkehr durch die Sperrungen auf die Schweizerstraße verlagert habe, wo es nun zu Stoßzeiten zu langen Wartezeiten komme.
- "Das alles hat mit Klimaschutz nichts zu tun. Die Straßen wären in perfektem Zustand – aber man darf nicht durch. Ich versteh’s einfach nicht."
Ein Ort zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Rankweil-Brederis ist zum Mikrokosmos geworden – für Fragen, die auch viele andere Gemeinden beschäftigen: Wie gelingt Verkehrsberuhigung ohne Verwirrung? Was bedeutet "Verkehrsberuhigung", wenn sie gleichzeitig neue Probleme schafft?
Klar ist: Die Gemeinde hat mit dem Konzept nicht alles falsch gemacht. Es gibt Fortschritte – etwa durch Tempolimits und Sperrzonen, die für mehr Sicherheit im Schulumfeld sorgen. Gleichzeitig zeigen die Stimmen vor Ort: Viele Schwierigkeiten entstehen nicht durch das große Ganze, sondern durch Details – unklare Beschilderung, fehlende Kommunikation, regelmäßige Radarkontrollen und unterschiedliche Auslegungen.
Vielleicht, so sagt es Renate Marzari zum Schluss, braucht es weniger Gegeneinander – und mehr Verständnis auf allen Seiten:
- "Wenn wir alle ein bisschen zusammenarbeiten, wird es vielleicht auch besser."
(VOL.AT)
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