Faktencheck: Ist die Maul- und Klauenseuche gar nicht gefährlich?

Einschätzung: Die Krankheit, die ausschließlich Paarhufer betrifft, ist eine reale Bedrohung für diese Tiere. Entgegen der Behauptung ist sie nicht ausgestorben. Es gibt mehrere in jüngster Zeit dokumentierte Fälle aus Europa. MKS ist nicht auf den Menschen übertragbar.
Überprüfung: Die Maul- und Klauenseuche kommt mit Ausnahme von Neuseeland weltweit vor. Der letzte MKS-Fall in Österreich wurde im Jahr 1981 dokumentiert. Zuletzt kämpfte in Europa Bulgarien 2011 mit dem Virus. Bei infizierten Tieren bilden sich Blasen an Maul, Klauen und Euter. Weitere Symptome können Fieber und Schmerzen sein, die Leistung der Tiere lässt nach. Durch internationale Lieferketten und Personenverkehr kann sich das MKS-Virus länderübergreifend verbreiten, auch in Gebieten, in denen die Krankheit bereits als "ausgerottet" galt.
Folgen der MKS-Ausbreitung
Österreich reagierte auf dokumentierte Fälle aus östlichen Nachbarländern. So wurde eine Überwachungszone definiert, in denen Betriebe mit Paarhufern untersucht und Tiere stichprobenartig getestet werden. Grenzen zu Ungarn und der Slowakei werden kontrolliert. Aus betroffenen Ländern gibt es ein Importverbot von etwa frischem Fleisch, pflanzlichen Futtermitteln oder Gülle. Auf der anderen Seite haben bereits fünf Länder, darunter die USA und Japan, den Import von österreichischem Rind- und Schweinefleisch sowie Rohmilch gestoppt, um einer möglichen Einfuhr von MKS vorzubeugen.
Das Facebook-Posting behauptet fälschlicherweise, dass noch kein Tier je an MKS gestorben sei. Die Mortalität ist bei erwachsenen Tieren mit fünf Prozent zwar niedrig, trotzdem können infizierte Paarhufer daran sterben. Insbesondere Jungtiere sind gefährdet, hier liegt die Mortalität bei 20 Prozent und mehr. Bei der aktuellen MKS-Ausbreitung in Europa sind etwa Anfang des Jahres drei Tiere einer Wasserbüffelherde im deutschen Brandenburg gestorben, noch bevor das Virus in ihnen nachgewiesen werden konnte.
"Keulung" vs. Notschlachtung
Da es zum einen keine Behandlungsmöglichkeiten für die Erkrankung gibt und zum anderen sich das Virus schnell ausbreitet, etwa über Objekte, den Menschen als Träger, Grundwasser oder die Luft (bis zu 60 Kilometer über Land), müssen laut EU-Richtlinie und somit per nationalem Gesetz alle Paarhufer in einem Betrieb getötet werden, die "möglicherweise kontaminiert sind oder zur Ausbreitung der gelisteten Seuche beitragen". Der veterinäre Fachausdruck dafür ist "Keulung" - das gezielte Töten von Nutztieren zur Bekämpfung von Seuchen.
Von einer Notschlachtung wird gesprochen, wenn verletzte Tiere möglichst schnell getötet werden müssen, damit das Fleisch noch verarbeitet werden kann. Der Verzehr von Erzeugnissen, also Fleisch, Gelatine oder Milch, von MKS-infizierten Tieren ist zwar für Menschen gesundheitlich bedenkenlos, da der Erreger sich allerdings ebenso über die Produkte verteilen kann, dürfen diese nicht verarbeitet und verbreitet werden.
Paarhufer von Maul- und Klauenseuche betroffen
Generell können Infektionskrankheiten klinisch durch Symptome wie Fieber erkannt werden. Allerdings braucht es Laboruntersuchung von etwa Blut- oder Gewebeproben, um auslösende Bakterien und Viren genau zu bestimmen. Auch bei der Maul- und Klauenseuche ist eine klinische Diagnose nicht eindeutig, da sich die Symptome nicht klar von anderen "Bläschen-Erkrankungen" bei Tieren unterscheiden. Für eine sichere Feststellung der Krankheit wird ein PCR- oder Antigen-Test benötigt.
Der Facebook-User weist in seiner Falschmeldung darauf hin, dass nur nützliche und harmlose Tiere von der Krankheit betroffen seien und nicht auch die "Lieblinge der Nation" wie Wölfe und Bären. Tatsächlich betrifft die Maul- und Klauenseuche nur Paarhufer, dazu gehören neben Nutztieren wie Kühe, Ziegen und Schafe auch Wildtiere wie Hirsche und Wildschweine. Pferde sowie Esel sind als "Unpaarhufer" nicht von der Maul- und Klauenseuche betroffen. Auch weitere in Österreich ansässige Wildtiere wie Wölfe und Bären sind keine Paarhufer.
Eine Übertragung des MKS-Virus auf Menschen durch das Essen von kontaminierten Lebensmitteln sowie eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist nicht bekannt. Nur bei sehr intensivem Kontakt mit betroffenen Tieren und kontaminierten Gegenständen sowie Erzeugnissen kann eine Infektion stattfinden. Bei Betroffenen führt das in der Regel jedoch nicht zu einer Erkrankung und somit auch zu keinen Symptomen.
(APA/Red.)
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