Asyl, Teuerung, Bildung: Das waren die Wahlmotive bei der Wien-Wahl 2025

Bei der von FORESIGHT und ISA für den ORF durchgeführten Wahlbefragung für die Wiener Gemeinderatswahl am Sonntag haben 58 Prozent der Befragten angegeben, dass sie Wien für eine lebenswerte Stadt halten. Das ist deutlich weniger als bei der letzten Wahl im Jahr 2020, da waren es noch 74 Prozent der befragten Personen. Diesmal gaben hingegen 37 Prozent an, dass Wien "viel an Lebensqualität" verloren habe, bei der letzten Wahl waren es noch 23 Prozent.
Große Unterschiede gab es in dieser Frage naturgemäß zwischen den Wählergruppen. Während 90 Prozent der Grün-Wählerinnen und -Wähler meinen, dass Wien alles in allem eine sehr lebenswerte Stadt ist, sagten 76 Prozent der FPÖ-Wählerinnen und -Wähler, dass viel an Lebensqualität verloren gegangen sei.
"Inhaltliche Standpunkte" vorne
Das zeigt sich auch bei den Gründen für die Wahlentscheidung. Bei allen Parteien liegen die "inhaltlichen Standpunkte" vorne - das gilt auch für die FPÖ, nämlich mit 66 Prozent. Nur knapp dahinter (59 Prozent) liegt jedoch der Wunsch, "ein Signal an die Bundespolitik zu senden." Dieses Motiv ist bei den anderen Parteien weniger stark ausgeprägt, bei der grünen Wählergruppe beispielsweise mit lediglich 25 Prozent, obwohl die Grünen ebenfalls nicht in der Bundesregierung vertreten sind.
Welche Wahlmotive?
Trotzdem ist insgesamt knapp mehr als die Hälfte, nämlich 51 Prozent, "sehr zufrieden" (10 Prozent) oder "ziemlich zufrieden" (41 Prozent) mit der bisherigen Stadtregierung. 24 Prozent gaben an, "wenig zufrieden" und 20 Prozent "gar nicht zufrieden" zu sein. Bestimmende Wahlmotive quer durch alle Wählergruppen waren vor allem die Themen "Asyl und Zuwanderung" mit 47 Prozent sowie "Teuerung und Inflation" mit 34 Prozent. Nur der grünen (55 Prozent für "Umwelt- und Klimaschutz") und pinken Wählergruppe (47 Prozent für "Bildung") waren andere Themen wichtiger. Insgesamt waren die Aspekte "Bildung" (23 Prozent), "Kriminalität und Sicherheit" (19 Prozent) und "Gesundheitsversorgung und Pflege" (18 Prozent) aber weniger wahlentscheidend.
Nur 29 Prozent der Befragten gaben an, "mit Zuversicht" auf den Finanzhaushalt der Stadt zu blicken. Ebenso eine Minderheit, nämlich 36 Prozent, blickt mit Zuversicht auf die Fähigkeit der Politik, das Zusammenleben der Wiener Bevölkerung gut zu gestalten. 39 Prozent sehen dieser Frage mit Sorge entgegen, 16 Prozent mit Ärger. Der Rest machte keine Angabe oder wollte sich nicht festlegen. Von der blauen Wählergruppe sehen diese Thematik überhaupt nur 16 Prozent mit Zuversicht. Praktisch keinen Unterschied in dieser Frage gibt es außerdem zwischen Befragten mit und ohne Migrationshintergrund.
Wer soll nach Wien-Wahl regieren?
Generell wollen 70 Prozent der Befragten die SPÖ in der Stadtregierung sehen, 40 Prozent die NEOS und 34 Prozent die Grünen. 30 Prozent sprechen sich für die ÖVP und 26 Prozent für die FPÖ aus. Unter der SPÖ-Wählergruppe sind die NEOS der bevorzugte Koalitionspartner (55 Prozent). Die Grünen wünschen sich 39 Prozent der sozialdemokratischen Wählerschaft als Regierungspartner, die ÖVP lediglich 20 Prozent.
SPÖ bei Menschen mit Migrationshintergrund stark
Stark schnitt die SPÖ bei den über 60-jährigen ab (43 Prozent), am schwächsten in der Altersgruppe 35 bis 59 mit 35 Prozent. In dieser Gruppe konnten gleichzeitig die Blauen punkten (23 Prozent). Noch größer ist der Unterschied bei den Wählerinnen und Wählern mit und ohne Migrationshintergrund. Die Sozialdemokraten erreichten bei Personen ohne Migrationshintergrund 37 Prozent, bei Migrantinnen und Migranten der ersten Generation hingegen 48 Prozent, in der zweiten Generation gar die absolute Mehrheit, nämlich 52 Prozent.
Die relative Mehrheit konnte die FPÖ bei den Erwerbstätigen ohne Matura erringen: 37 Prozent gaben den Freiheitlichen ihre Stimme, nur 33 Prozent der SPÖ. Schwach schnitt die FPÖ hingegen bei den Erwerbstätigen mit Matura ab (11 Prozent), während in dieser Gruppe die SPÖ (38 Prozent) stabil und die Grünen (22 Prozent) stark performen konnten. Ausgeglichen stellen sich die Ergebnisse zwischen Frauen und Männern dar. Die Grünen wurden mehr von Frauen (17 Prozent zu 12 Prozent) gewählt, bei den anderen Parteien halten sich die Unterschiede im Rahmen von zwei bis drei Prozentpunkten.
Drei Viertel haben Wahlentscheidung bereits vor Wochen getroffen
Im Vergleich zum Jahr 2020 blieb der Zeitpunkt der Wahlentscheidung relativ stabil: Waren es 2020 noch 71 Prozent, die sich länger als drei Wochen vor der Wahl festgelegt hatten, waren es diesmal 73 Prozent. Nur 10 Prozent haben ihre Wahlentscheidung erst in den letzten Tagen getroffen. Für die Studie wurden im Zeitraum von 17. bis 26. April 2.494 Personen befragt, 2.033 davon deklarierte Wählerinnen und Wähler. Durchgeführt wurden Telefon- und Onlineinterviews, die Schwankungsbreite liegt bei etwa zwei Prozent.
Auch eine weitere durchgeführte Studie von Peter Hajek im Auftrag von Puls24/ATV kommt zu ähnlichen Erkenntnissen. Auch hier sehen 31 Prozent der Befragten die "Zuwanderung" als "drängendstes Thema" für den Bürgermeister nach der Wahl, gefolgt von "Teuerung / steigende Preise" mit 14 Prozent. "Bildung & Schulen" mit 12 Prozent und "Gesundheit & Pflege" mit 10 Prozent liegen auch hier dahinter. Auffällig ist auch, dass sich 81 Prozent der FPÖ-Wählergruppe "eher unsicher" (37 Prozent) oder "sehr unsicher" (44 Prozent) fühlt. Im Gegensatz dazu trifft dies auf grüne Wählerinnen und Wähler nur zu 14 Prozent ("eher unsicher") bzw. zwei Prozent ("sehr unsicher") zu. Auch das Corona-Management der Stadtregierung dürfte für die blaue Wählergruppe ein Thema gewesen sein: 27 Prozent sagen, dass dies ihre Wahlentscheidung "sehr beeinflusst", weitere 19 Prozent "eher beeinflusst" habe.
(APA/Red)
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