"Frauen sind viel zu emotional" – Warum es in Vorarlberg kaum Bürgermeisterinnen gibt

Vor fünf Jahren gab es in Vorarlberg noch acht Bürgermeisterinnen. Nach den aktuellen Gemeindewahlen sind es nur noch vier Frauen, die in einer der über 90 Gemeinden an der Spitze stehen. Der Frauenanteil hat sich damit halbiert und liegt jetzt bei unter fünf Prozent. Eine Entwicklung, die viele Fragen aufwirft: Warum schaffen es so wenige Frauen ins Bürgermeisteramt? Und was bedeutet das für die politische Gleichstellung in Vorarlberg?
Video: Frauenanteil im Bürgermeisteramt bei nur fünf Prozent
Evita aus Dornbirn: "Ich bin für Männer in der Politik"
Evita aus Dornbirn hat eine klare Meinung über den Rückgang weiblicher Bürgermeisterinnen in Vorarlberg. Dass es nach der Wahl nur noch vier statt acht Bürgermeisterinnen gibt, stört sie nicht im Geringsten. "Ich bin eher für Männer in der Politik", erklärt die Dornbirnerin. Sie habe in ihrem Berufsleben mehrfach Frauen als Vorgesetzte erlebt – ihre Erfahrungen damit waren überwiegend negativ.

"Ich war nie zufrieden mit Frauen als Chefs", erklärt sie. Männer seien ihrer Ansicht nach besser für Führungspositionen geeignet. "Frauen sind viel zu emotional" und würden sich öfter in persönliche Dinge hineinsteigern. "Da kommt es schneller zu Zickereien", meint sie wörtlich. Sie sagt das bewusst als Frau – aus ihrer Sicht aufgrund persönlicher Erfahrungen. Dass sie mit dieser Meinung anecken könnte, nimmt sie in Kauf. "Ich finde es in Ordnung, wenn mehr Männer an der Macht sind", betont Evita.
Herbert aus Wolfurt: "Die Frau ist daheim, der Mann im Beruf"

Herbert aus Wolfurt sieht mehrere Gründe dafür, warum es aktuell so wenige Frauen im Bürgermeisteramt gibt. "Vielleicht trauen sie sich nicht, vielleicht haben sie keine Lust", meint er. Männer würden sich möglicherweise eher überlegen, ob das ein Beruf für sie sei. "Wenn eine Frau Bürgermeisterin wird, nimmt sie privat einiges in Kauf. Die Familie wird sicher zurückstecken müssen", erklärt er seine Aussage.
Für ihn sei die klassische Rollenverteilung noch präsent: "Die Frau ist eher daheim bei der Familie, der Mann ist eher im Beruf." Dass Frauen sich deshalb diskriminiert fühlen könnten, glaubt er nicht. In seiner Heimatgemeinde Wolfurt sei das beste Beispiel: "Wir haben eine Bürgermeisterin – und das funktioniert gut." Grundsätzlich, so sagt er in einem teilweise ironischen Ton, habe er gute Erfahrungen mit Frauen in der Politik gemacht.
Mariana aus Dornbirn: "Egal ob Mann oder Frau"

Für Mariana aus Dornbirn spielt das Geschlecht bei der Wahl von Bürgermeistern keine Rolle. Sie sieht in der niedrigen Frauenquote im Vorarlberger Amt keinen Hinweis auf Diskriminierung. "Das hängt eher mit der Sympathie der Person zusammen", sagt sie. "Wenn jemand überzeugend ist, wird er gewählt – egal ob Mann oder Frau."
Dass Frauen wegen Familie oder Kindern seltener in die Politik gehen, glaubt sie ebenfalls nicht. "Ich denke nicht, dass das der Grund ist", meint Mariana.
"Eine bessere Mischung wäre nicht schlecht"

Auch eine ältere Dame zeigt sich nachdenklich, als sie auf die geringe Zahl weiblicher Bürgermeisterinnen in Vorarlberg angesprochen wird. Sie kommentiert trocken: "Es ist, wie es ist – oder?" Auf die Frage, ob sie sich mehr Frauen in Führungspositionen wünsche, meint sie: "Ja, das wäre vielleicht auch nicht schlecht. Eine bessere Mischung."
Warum so wenige Frauen an der Spitze einer Gemeinde stehen, könne viele Gründe haben. "Das war früher schon so", sagt sie. Eine klare Meinung – aber auch der Hinweis darauf, dass tieferliegende Strukturen mitspielen könnten.
Seher aus Hohenems: "Frauen gehen weniger in die Politik wegen der Familie"
Frauen, die in die Politik gehen wollen, stehen oft vor besonderen Herausforderungen. Das Bürgermeisteramt ist zeitintensiv – Abendtermine, Wochenendarbeit, hohe Verantwortung. "Ich habe das Gefühl, dass Frauen generell weniger in die Politik gehen – vor allem wegen der Familie", sagt Seher aus Hohenems. Frauen mit Kindern seien oft stark belastet. Der Spagat zwischen Politik und Familie sei für viele kaum zu bewältigen.

"Ich finde die Frauen, die trotzdem in die Politik gehen und gewählt werden, sehr mutig. Die unterstütze ich auch", erklärt die Hohenemserin. Doch viele würden sich letztlich gegen das Amt entscheiden oder sogar zurücktreten – weil die Familie Vorrang habe.
Männer zeigten sich dem Thema gegenüber verhalten
Dass in dieser Umfrage überwiegend Frauen zu Wort kommen, liegt nicht an der Thematik selbst. Es wurden genauso viele Männer befragt – die meisten hatten jedoch "keine Meinung" zum niedrigen Frauenanteil in der Politik oder wollten sich nicht dazu äußern.
(VOL.AT)
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