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"Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende": Warum der Fluher Adler wieder einen neuen Wirt bekommt

Diethelm Simma kehrt dem Adler wieder den Rücken. Was dahinter steckt.
Diethelm Simma kehrt dem Adler wieder den Rücken. Was dahinter steckt. ©Beate Rhomberg, Canva
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Erst im August wurde der Adler in Bregenz Fluh neu eröffnet. Das Bregenzerwälder Gastro-Urgestein Diethelm Simma übernahm. Nun steht ein erneuter Wirte-Wechsel an.

Der Fluher Adler ist für viele nicht wegzudenken. Erst im August 2024 neu übernommen, soll es bald wieder einen neuen Betreiber geben. Das bestätigt der aktuelle Wirt, Diethelm Simma gegenüber VOL.AT. Der 29. Jänner wird sein letzter Tag im Adler sein. Bis am Abend des 31. wird er das Lokal räumen.

Diethelm Simma mit Frau und Tochter im Adler. ©Beate Rhomberg

"Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende"

Simma begründet seinen Ausstieg mit fehlenden Investitionen seitens der Stadt. Seit 1992 ist der Adler im Besitz der Stadt Bregenz. Investitionen im Zuge der Neuübernahme bedarf es laut der Stadt nicht. "In weiterer Zukunft sind aber vermutlich einige Renovierungsmaßnahmen notwendig", hieß es in einer Aussendung zur Neuübernahme. "Am ersten August ist mein Pachtvertrag losgegangen. Ich habe gemeint, dass ich sie wachrütteln kann, wenn ich ihnen am ersten August auch gleich die Kündigung auf den Tisch lege", verdeutlicht Simma. Gesagt, getan. "Passiert ist aber nichts, im Gegenteil: Aus Gesprächen, die ich mit der Stadt geführt habe, sind eigentlich nur Lachnummern geworden." Sein Entschluss ist nun fix: "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende."

Simma führte jahrelang den Alphof Roßsstelle im Mellauer Skigebiet. ©VOL.AT/Mayer

Gäste waren "hellauf begeistert"

Von Anfang an war für Simma klar, dass sich am alten Gebäude etwas tun muss. "Wir haben an dem Adler umher geputzt wie die Weltmeister, haben ihn hergerichtet, wie er jetzt dasteht. Die Gäste, die gekommen sind, waren alle hellauf begeistert: Was ihr aus dem Adler gemacht habt, ist phänomenal", schildert er gegenüber VOL.AT. "Wir haben unsere Pflicht also wirklich mehr als nur getan. Die Anderen sind am Zug", so der Wirt. "Wenn du einmal 50 Jahre Gastwirt warst, wer lässt sich dann schon gerne auslachen?" Auch mit den Pächtern von "Fluhture", Felix Sieber und Marco Schmitz habe er mehrfach Gespräche geführt. "Auf der Fluh gibt es einerseits die Stadt als Eigentümer, andererseits gibt es die zwei Pächter und jetzt reden sie sich beide gegenseitig auseinander." Die Stadt verweise auf die Pächter und die Pächter auf die Stadt, betont er. Es gebe viele Ungereimtheiten: "Da kommt ein Mosaiksteinchen auf das andere, wo ich einfach sage: So ist es keine Konstellation, so kann man nicht weiterarbeiten."

"Ich wäre gerne oben im Adler geblieben"

Diethelm Simma sieht seine Karriere in der Vorarlberger Gastro-Szene noch nicht als beendet. "Ich möchte gerne weitermachen, aber die Zukunft steht noch ein bisschen in den Sternen", erklärt er. Kürzlich verkaufte er nach jahrzehntelangem Betrieb seinen "Alphof Roßsstelle" in Mellau. Schon bald will er dann ein neues Projekt starten. "Es hat mit dem Roßstellen-Verkauf gar nichts zu tun", so Simma abschließend. "Ich wäre gerne oben im Adler geblieben und auch die Mannschaft wäre gerne geblieben, wenn das Drumherum gepasst hätte." Es könne nicht sein, dass man sich von einem "Formeleins-Wagen von Lokal" (gemeint hier die Roßstelle) verabschiede und dann in so einem Dilemma lande. "Das kann es nicht sein. Dann müssen einfach andere rein. Es gibt, was ich gehört habe, anscheinend schon Nachpächter. Ich wünsche ihnen viel Vergnügen."

Felix Sieber und Marco Schmitz sind die Pächter des Adlers. ©Beate Rhomberg

"Die Stadt tut, was sie kann, um das Dorfgasthaus zu erhalten"

Auch gegenüber VOL.AT verwies die Stadt Bregenz auf Pächter Marco Schmitz. "Diethelm Simma hat bereits am ersten August seinen Pachtvertrag mit uns gekündigt", bestätigt Schmitz im Gespräch mit VOL.AT. Dass der Vertrag vor Simmas erstem Tag im Lokal gekündigt wurde, stößt den Pächtern etwas sauer auf: "Dementsprechend war natürlich auch unsere Bereitschaft eher gering, weiter zu investieren, mit ihm zusammen. Weil er ganz klar gesagt hat, für ihn sei am 31. Schluss." In der Folge kümmerte sich die "Fluhture GmbH" prompt um einen Nachfolger für das Gasthaus. Zu Simmas Kritik erklärt der Pächter: "Die Stadt macht genau das, was sie uns angekündigt hat. Wir sind eigentlich mit der Stadt als Verpächter unglaublich zufrieden. Die Stadt tut, was sie kann, um das Dorfgasthaus zu erhalten." Die angekündigten Investitionen sieht Schmitz als ausreichend.

Neues Wirtepaar steht bereits fest

Schon seit Monaten ist die Zukunft des Fluher Adlers für die Pächter klar. "Manuel Pinheiro-Karg übernimmt das Gasthaus und wir freuen uns einfach auf den neuen Wirt", betont Schmitz. Pinheiro-Karg führt das "Gasthaus Stollen" in Langen bei Bregenz und wird die Betriebsführung übernehmen. Ein befreundetes Wirtepaar wird sich laut Marco Schmitz künftig um die operative Leitung im Adler kümmern. Mehr Informationen dazu wird es in Kürze geben. Man ist um einen fließenden Übergang bemüht: "Das Gasthaus wird wahrscheinlich eine Woche geschlossen sein, einfach zum Ein- und Ausräumen der Geräte. Dann geht es fast lückenlos weiter."

Hinweis: Manuel Pinheiro-Karg bleibt seinem "Stollen" in Langen treu. Der Fluher Adler kommt als zweites Lokal mit dazu, wie er gegenüber VOL.AT betont.

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