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Kein Apothekennotdienst mehr im Bregenzerwald

Christof van Dellen, Präsident der Vorarlberger Apothekerkammer, über die Neuregelung im Bregenzerwald. (Symbolbild)
Christof van Dellen, Präsident der Vorarlberger Apothekerkammer, über die Neuregelung im Bregenzerwald. (Symbolbild) ©Apothekerkammer Vorarlberg/MEDIArt Photographie; APA; Canva
Seit dem 1. Dezember 2024 werden im Bregenzerwald dringend benötigte Medikamente nachts nur noch per Taxi zugestellt. Wer nachts von der Apotheke etwas benötigt, steht vor verschlossenen Türen und muss nach Dornbirn oder Bregenz ausweichen.

VOL.AT hat bei Christof van Dellen, Präsident der Vorarlberger Apothekerkammer, nachgefragt, wie man im Bregenzerwald jetzt an seine Medikamente kommt.

Die neue Verordnung wurde notwendig, da die Inanspruchnahme der Bregenzerwälder Apotheken nach 20 Uhr seit der Änderung des ärztlichen Nachtdienstes Anfang 2024 stark zurückgegangen ist. Statt einer flächendeckenden ärztlichen Nachtdienstversorgung gibt es nun einen zentralen Bereitschaftsdienst über den Stützpunkt Bezau, der unter der Nummer 1450 erreichbar ist.

"Nach 20 Uhr gab es fast keine Anfragen mehr"

Apothekerkammer-Präsident Christof van Dellen erläutert die Hintergründe: „Die Kolleginnen und Kollegen im Bregenzerwald hatten nach 20 Uhr fast keine Anfragen mehr. Mit durchschnittlich 1,5 Inanspruchnahmen pro Woche waren diese Nachtdienste wirtschaftlich nicht mehr tragbar, da diese Nachtdienste von den Apotheken selbst zu bezahlen sind - keine Förderung oder Bezahlung durch die öffentliche Hand - und von einem Pharmazeuten gemacht werden, sind diese Dienste absolut unrentabel.“

Christof van Dellen, Präsident der Vorarlberger Apothekerkammer.
Christof van Dellen, Präsident der Vorarlberger Apothekerkammer. ©Apothekerkammer Vorarlberg/MEDIArt Photographie

So funktioniert die Zustellung per Taxi

Seit dem 1. Dezember werden dringend benötigte Medikamente von der diensthabenden Apotheke per Taxi zu den Patienten geliefert. Der Ablauf:

  • Der ärztliche Notdienst stellt ein Rezept aus und aktiviert die Zustellkette.
  • Die Medikamente werden von der Apotheke vorbereitet und in blickdichten Säcken verpackt.
  • Ein geschulter Taxiunternehmer liefert die Medikamente direkt an die angegebene Adresse.

„Die Taxizustellung soll eine Erleichterung für kranke Menschen sein, die den ärztlichen Notdienst in Anspruch nehmen. In Zukunft müssen sie nicht mehr die diensthabende Apotheke aufsuchen, sondern die Medikamente kommen zu ihnen“, erklärt van Dellen.

Keine zusätzlichen Kosten für Patienten

Die Patienten zahlen lediglich die Rezeptgebühr und die gesetzliche Nachttaxe von 3,80 Euro. Die Kosten für die Zustellung übernehmen die Bregenzerwälder Apotheken. „Die Bezahlung erfolgt per Rechnung, die den Medikamenten beiliegt. Zusätzliche Gebühren fallen nicht an“, so van Dellen.

Rezeptfreie Medikamente weiterhin in Dornbirn und Bregenz

Rezeptfreie Arzneimittel wie Nasenspray oder Schmerztabletten können nicht zugestellt werden. Diese müssen weiterhin beim Apotheken-Notdienst in Dornbirn oder Bregenz abgeholt werden.

Anpassung im Kleinwalsertal

Auch die Apotheken im Kleinwalsertal passen sich an. Sonntags sind sie künftig nur noch von 10 bis 12 Uhr geöffnet, statt wie bisher bis 12.30 Uhr. Dies wurde an die Zeiten des ärztlichen Notdienstes angepasst, der von 10 bis 11 Uhr verfügbar ist.

Erprobtes System wird evaluiert

Die neue Regelung wird zunächst ein Jahr lang getestet. „Die Taxiszustellung ist übrigens nicht neu. Sie wird seit 2018 im Kleinen Walsertal und seit über 10 Jahren in Wien praktiziert und hat sich als probates Mittel erwiesen, das einerseits die Versorgung der Bevölkerung mit dringend benötigte Medikamenten sicherstellt und anderseits die Landapotheken entlastet“, erklärt van Dellen. Ziel sei es, die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen und gleichzeitig die Apotheken zu entlasten. Nach einem Jahr soll die Regelung durch die Apothekerkammer evaluiert werden, um mögliche Verbesserungen einzuführen.

(VOL.AT)

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