KTM-Insolvenz: Fast drei Milliarden Euro Schulden

Nach Informationen von Creditreform und KSV1870 hat die KTM AG Schulden in Höhe von 1,8 Mrd. Euro gemacht. Auch die Tochterunternehmen KTM Components GmbH und KTM F&E GmbH haben Insolvenz angemeldet. Der AKV berechnet die Gesamtschulden auf nahezu 3 Mrd. Euro. Mehr als 3.600 Mitarbeiter sind davon betroffen.
Umstellung von Zwei- auf Ein-Schichtbetrieb und Produktionsstopp nach KTM-Insolvenz
Bereits im ersten Monat nach dem am Freitag eröffneten Sanierungsverfahren sollen laut AKV bei der KTM AG 200, bei der KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH 250 sowie bei KTM Components GmbH 50 Stellen gestrichen werden. Als Ursache für die Insolvenz wurde unter anderem auf gestiegene Standortkosten und auf die Rezession verwiesen. Konsumflaute und ein Nachfrageeinbruch hätten zu einem extremen Lagerbestand von rund 1 Mrd. Euro geführt. Der Motorrad-Überbestand liege aktuell bei rund 130.000 Stück, ergänzte der Kreditschutzverband KSV1870. Daher ist auch schon eine Verkleinerung der Produktion - Umstellung von Zwei- auf Ein-Schichtbetrieb - sowie ein Produktionsstopp für Jänner und Februar mitgeteilt worden.

KTM-Insolvenz: Laut ORF Bankschulden von 1,3 Mrd. Euro
Im Worst Case, der Liquidierung, betragen laut Creditreform und KSV1870 die Verbindlichkeiten 2,1 Mrd. Euro. Gelingt die Sanierung, sind es 1,8 Mrd. Euro an Passiva, wovon laut ORF 1,3 Mrd. Euro auf Bankschulden entfallen. Den Gläubigern wird im Sanierungsplan ein Quote von 30 Prozent zahlbar innerhalb von zwei Jahren angeboten. Kritisch äußerte sich der AKV zu dem in Finanznöte geratenen Unternehmen des Industriellen Stefan Pierer. So seien die letzten Jahre noch von Zukäufen und Investitionen geprägt, sodass man im Jahr 2023 noch Rekordumsätze verzeichnete. Vor diesem Hintergrund werden auch die nunmehrigen Insolvenz- und das Restrukturierungsverfahren zu hinterfragen sein. Konkret war etwa bei der KTM AG 2023 bei einem Umsatz von knapp 2 Mrd. Euro noch ein Nettogewinn von 109 Mio. Euro erzielt worden. Einfluss auf das am 25. November eingeleitete Europäische Restrukturierungsverfahren der KTM Mutter Pierer Industrie AG sehen die Kreditschützer nicht.

Schwere Situation nach KTM-Insolvenz für Mattighofen
"Für Mattighofen ist natürlich so eine große Insolvenz eines so großen Unternehmens ein riesengroßer Schlag", sagte die Leiterin des Arbeitsmarktservice Oberösterreich, Iris Schmidt, im Ö1-"Morgenjournal". Dadurch dürften auch Arbeitsplätze in anderen Betrieben der Region gefährdet sein. "Grundsätzlich sagt man, auf einen Industriemitarbeitenden fallen zwei weitere Arbeitsplätze. Ich hoffe nicht, dass das in dieser Dimension eintreten wird." Derzeit versuche man, Stiftungsmodelle für die Region und generell für Oberösterreich auszuloten, sagte Schmidt. Oberösterreich sei das Industriebundesland schlechthin und man sehe schon seit Monaten, dass die Unternehmen redimensionieren. Ein industrieorientiertes Land mit hohem Exportanteil sei von der Rezession besonders stark betroffen.
Landeshauptmann kündigt nach KTM-Insolvenz Runden Tisch an
Angesichts der Pleite wird in Oberösterreich kommende Woche eun Runder Tisch von Land, AMS, Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer stattfinden, kündigte Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) am Freitagabend via Aussendung an. "Gerade so kurz vor Weihnachten ist der heute (Freitag, Anm.) vom Motorradhersteller KTM AG eingebrachte Insolvenzantrag für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein besonders schwerer Schlag", so Stelzer. "Das Land Oberösterreich steht zur Unterstützung bereit, es gilt nun, alles zu tun, um den Betroffenen und ihren Familien Perspektiven zu geben." Das genaue Datum des Treffens, bei dem laut Stelzer die Unterstützungsmöglichkeiten erörtert werden sollen, blieb vorerst noch offen.
Nach KTM-Insolvenz: Harsche Kritik an Pierer von SPÖ und FPÖ
SPÖ-Chef Andreas Babler kritisierte, dass KTM trotz steigenden Schuldenstands "Dividenden in Millionenhöhe an die Aktionäre - allen voran an Pierer selbst - ausgeschüttet" habe. Pierer habe zudem "über 10 Mio. Euro an Corona-Hilfen in Form von Kurzarbeitsgeldern bekommen", während die Mitarbeitenden "nicht einmal die Löhne und Gehälter, die ihnen zustehen" erhalten würden. Ähnlich äußerte sich FPÖ-Wirtschaftssprecher Axel Kassegger, der darüber hinaus kritisierte, dass KTM-Vorstand Pierer im Wahlkampf 2017 alle an die ÖVP ergangenen Parteispenden verdoppelt habe. "Die KTM-Pleite ist ein Multiorganversagen im ÖVP-Universum auf Kosten der Mitarbeiter", so Kassegger.
(APA/Red)
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