Vater stiftete Sohn zu sieben Raubüberfällen an

Ein Vater steht unter der Anklage, seinen erst 14 Jahre alten Sohn in die Welt der Kriminalität eingeführt und gemeinsam mit ihm sowie einem 16-jährigen Freund des Jungen eine kriminelle Vereinigung gebildet zu haben. Den Anklagepunkten zufolge begingen die beiden Jugendlichen zwischen dem 18. März und dem 19. April sieben bewaffnete Raubüberfälle, bevor sie gefasst wurden.
Anklage wegen achtfachen Raubes
Neben den unmittelbaren Tätern musste sich auch der 34-jährige Vater vor einem Schöffensenat verantworten. Der Vater wird beschuldigt, aufgrund seiner prekären finanziellen Lage – er verdiente lediglich 500 Euro monatlich als Angestellter in einem Kebab-Lokal – den Tatentschluss bei den beiden Jugendlichen geweckt zu haben. Laut Staatsanwaltschaft stellte er ihnen Pistolen samt Munition und Sturmhauben zur Verfügung und lenkte das Fluchtfahrzeug. Er soll den Jugendlichen, die fünf Trafiken und zwei Tankstellen ausraubten und dabei insgesamt 5.625 Euro erbeuteten, auch wertvolle Ratschläge gegeben haben, zum Beispiel, auf die Hände der Angestellten zu achten, um sicherzustellen, dass diese keinen Alarmknopf betätigten. Die konkreten Raub-Termine sollen über WhatsApp-Video-Calls abgesprochen worden sein.
"Motiviert und angestachelt"
Der Staatsanwalt erklärte zu Beginn der Verhandlung, dass sich die Angeklagten gegenseitig „motiviert und angestachelt“ hätten. Der 34-Jährige hatte bereits im März 2018 Erfahrung mit Raubüberfällen gesammelt, als er mit einem Fleischermesser eine Tankstelle in Perchtoldsdorf überfiel und dabei knapp 1.900 Euro erbeutete. Bei diesem Überfall konnte er unerkannt entkommen, verlor jedoch einen Schal, mit dem er sich vermummt hatte. Ein DNA-Gutachten brachte nun ans Licht, dass er auch mit diesem Vorfall in Verbindung steht, was zu seiner Anklage wegen achtfachen Raubes führte.
Überredet weiter zu machen
Zu Beginn der Verhandlung wählten der 34-Jährige und sein Anwalt eine Verteidigungsstrategie, die von Nikolaus Rast, dem Rechtsbeistand des 16-Jährigen, als „Komödie“ bezeichnet wurde. Der Vater behauptete, die beiden Jugendlichen hätten ihn „dazu gebracht, das zu tun“, wie Rast anmerkte. Im Gegensatz dazu legte der 16-Jährige ein umfassendes Geständnis ab. Laut Rast kannten sich der 16-Jährige und der 14-Jährige seit ihrer Kindheit und hätten zusammen „mit Matchboxautos gespielt“. Sein Mandant sei im Frühjahr „in die Sache hineingezogen“ worden und habe nach dem ersten Überfall aufhören wollen, doch die beiden anderen hätten ihn überredet, weiterzumachen. „Er war so naiv, weiterzumachen“, sagte Rast.
Geständnis und Reue
Im Verlauf der Verhandlung änderten der 34-Jährige und sein Sohn ihre Haltung und legten ebenfalls Geständnisse ab, nachdem eine Schöffin den Vater direkt fragte: „Warum ziehen Sie Ihren Sohn in so etwas hinein? Ich würde alles tun, um ihn so weit wie möglich herauszuhalten.“ Am Ende entschuldigte sich der 34-Jährige kurz mit den Worten: „Es tut mir schrecklich leid.“ Sein 14 Jahre alter Sohn sprach ausführlicher: „Ich möchte mich bei allen Opfern entschuldigen. Wir haben nicht wirklich nachgedacht. Erst in der Haft haben wir realisiert, was die Opfer durchgemacht haben. Wir hätten das früher erkennen sollen. Dann hätten wir es nicht getan.“
Urteile
Er wurde wegen Bestimmung zum mehrfachen schweren Raub und für einen von ihm selbst verübten Überfall auf eine Tankstelle in Perchtoldsdorf zu acht Jahren Haft verurteilt. Der zu den Tatzeitpunkten 14-Jährige (mittlerweile 15) erhielt dreieinhalb Jahre Haft, davon ein Jahr unbedingt. Der 16-Jährige, der im Unterschied zu den beiden anderen Angeklagten von Anfang an ein Geständnis abgelegt und wesentlich zur Wahrheitsfindung beigetragen hatte, bekam zweieinhalb Jahre, davon zehn Monate unbedingt. "Wir haben es hier mit Schwerstkriminalität zu tun", betonte die vorsitzende Richterin Katharina Adegbite-Lewy in der Urteilsbegründung.
(APA)
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