Bierpartei verabschiedete sich von Spaßpartei-Image

Die Bierpartei will in den Nationalrat, und die Chancen stehen nicht schlecht. Umfragen prognostizieren der 2015 von Musiker Dominik Wlazny aka Marco Pogo gegründeten Partei seit Monaten zwischen fünf und sieben Prozent. Der Parteinahme steht nicht mehr für das Hopfengetränk, sondern ist jetzt Akronym für "Bin in einer Reformbewegung". Wofür die Partei steht, dürfte der potenziellen Wählerschaft aber nicht ganz klar sein.
Bierpartei zunächst Satireprojekt
War die Bierpartei in ihren Anfängen 2015 noch Satireprojekt und später mit nicht ganz ernst gemeinten Forderungen wie jener nach einem Bierbrunnen aufgefallen, ist seit der vergangenen Wiener Landtagswahl alles ein bisschen anders. Durch elf Mandate in Bezirksvertretungen ist man repräsentiert und damit fast schon gezwungen, sich auch seriöserer Anliegen als "Make Wien dicht again" zu widmen.
Mit Inhalten war die Partei bisher noch zurückhaltend. In Überschriften bekannt ist aber zumindest grundsätzlich, wofür sich die Partei einsetzen will, und das schon seit Wlaznys durchaus erfolgreicher Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl 2022, bei der er 8,3 Prozent und in Wien sogar Platz Zwei erreichte: Mehr Gleichberechtigung und eine "Heilung" des "kranken" Gesundheitssystems etwa. Ein erstes "Forderungspaket" seines "Menüs", wie das Wahlprogramm passend zum Parteijargon genannt wird, präsentierte Wlazny Mitte Juli. Dabei lag der Fokus auf demokratiepolitischen Änderungen, wie eine Zusammenlegung der Wahlsonntage auf Landes- und Gemeindeebene oder ein "Zukunftsministerium". Wie das finanziert werden soll? "Das kost' fast nix".
Wlazny über Junge: "Politikerverdrossen"
Peu à peu werden derzeit auf der Homepage weitere Forderungen veröffentlicht, etwa der Ausbau der Community Nurses, eine "effektive" Leerstandsabgabe oder mehr sozialer Wohnbau. Damit fischt die Bierpartei wohl eher im Wählerteich links der Mitte. 1986 geboren ist Wlazny deutlich jünger als die Spitzenkandidaten der Parlamentsparteien, als Musiker - bekannt wurde er als Frontmann der Band "Turbobier" - will er mit seiner Partei dann auch besonders bei den Jungen punkten. Diese seien "nicht politikverdrossen, sondern politikerverdrossen", betont er immer wieder.
Über die anderen Parteimitglieder, die sich für einen Sitz im Nationalrat bewerben, war lange wenig bekannt. Mitte August präsentierte Wlazny dann seine Mitstreiter und Mitstreiterinnen - stilecht in einem Biergarten am Fuße des Wiener Donauturms. Bekannte Gesichter waren nicht darunter, das war aber auch nicht anzunehmen. Unternehmer, Studentinnen, Arbeiter - "ganz normale Menschen" werden sich auf dem Wahlvorschlag finden lassen, versicherte Wlazny bereits mehrmals.
Wlazny-Auftritte betont lässig
Mit Misstrauen von außen beäugt wird, dass er mit seinem Vater den Bierpartei-Vorstand de facto familiär dominiert. Wlaznys Auftritte sind betont lässig. Gerne in T-Shirt, Lederjacke und engen Jeans, die Haare lang, die Aussprache meist im leichten Dialekt, wenn der auch nicht unbedingt authentisch klingt. So locker man sich gerne nach außen gibt, die Medienarbeit der Wlaznys ist rigider als die der Parlamentsparteien, kontrolliert, wo immer es möglich ist. Anzunehmen ist, dass Letzteres dem Wähler wohl ziemlich egal sein wird, und die Bierpartei die knapp 5.000 Stimmen oder 0,1 Prozent der Nationalratswahl 2019 um ein vielfaches übertreffen wird.
(APA/Red)
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