Ärger über "grüne Pläne" in der Silvretta Montafon: Das sagen die Gäste des Dorfcafé Gaschurn

Nachdem am Donnerstagmorgen die Pressekonferenz der Grünen gemeinsam mit der Silvretta Montafon an der Bergstation der Valiserabahn stattgefunden hat, ist VOL.AT ins Dorfcafé Gaschurn gefahren und hat sich dort umgehört, was die Menschen im Tal zu dem Vorhaben sagen. Was dabei schnell deutlich wird: Kaum einer kann dort nachvollziehen, was die Entscheider für den nachhaltigen Wintertourismus geplant haben. Und die Wut darüber ist mitunter groß.
Wirt feuert die Diskussion an
Nicht alle sind begeistert, dass am Abend die Presse das gemütliche Bier stört. Nicht alle sind bereit, Aussagen zu treffen und anschließend namentlich dafür einzustehen. Siegfried "Siggi" Kessler, Wirt des "Kiosk" bricht deshalb gleich zu Beginn das Eis und macht eine Ansage in die Runde "Antwortet fleißig, dann finden auch die verschiedenen Meinungen hier Erwähnung in der Presse", animiert er seine Gäste. Er selbst findet es eine gute Idee, sich bei einem Bier am Abend zu einem solchen Thema umzuhören. "Nach zwei, drei Bier kommen die Leute auch ins Reden. Und dann herrscht hier absolute Ehrlichkeit."
Reini aus Schruns ist an dem Abend zu Besuch in Gaschurn. Er trifft sein "Göttikind". Zu den Vorhaben, das Skifahren in der Silvretta Montafon grüner zu gestalten, hat er eine klare Meinung: "Umweltschutz ist mir wichtig. Das, was aber hier derzeit veranstaltet wird, hat damit wenig zu tun, sondern ist eher Augenreiberei." Insbesondere die Windinitiativen würden ihn ärgern. "Wir haben in Vorarlberg bereits viel Strom, der durch erneuerbare Energien produziert wird. Die Wasserkraft spielt speziell hier im Montafon eine entscheidende Rolle. Warum sollen wir dann Windräder auf die Berge setzen und noch weiter die Landschaft verbauen?", gibt er zu bedenken.

"Wir wollen unverbaute Berge sehen"
Auch eine Touristin, die seit vielen Jahren ins Montafon kommt, kann es sich optisch nicht vorstellen, zwischen Windrädern auf den Bergen zu wandern oder im Winter Ski zu fahren. "Das ist doch das, was es ausmacht, die Berge auch zu sehen. Windräder würden da stören. Ich bin nicht gegen Windräder allgemein, aber hier gehören sie nicht hin", stellt Sabine Will klar. Über die Optik und die weitere Verbauung der Natur ärgern sich die meisten Kiosk-Besucher an dem Abend. "Den Speichersee für die Beschneiung haben sie uns nicht bauen lassen, obwohl er für den Fortbestand des Skifahrens und unseren Wirtschaftsstandort so wichtig gewesen wäre, Windräder, die sich aber erst nach vielen Jahren amortisieren, sind kein Problem. Das ist für mich vollkommen unverständlich", stellt ein Gaschurner klar.

Ärger über die Leistbarkeit
Beim Blick in die Unterlagen der Pressekonferenz ärgert sich ein anderer über die Formulierung "Skifahren leistbar gestalten". Leistbar sei es bereits jetzt nicht mehr. "Und wie man durch Investitionen, sprich das weitere Ausgeben von Geld, im Anschluss leistbares Skifahren garantieren möchte, ist mir rätselhaft", heißt es.

Ein Hotelbetreiber, der ebenfalls vor Ort ist und regelmäßig selbst zum Skifahren an den Berg geht, berichtet, immer mehr Stammgäste wären mit dem Preisleistungsverhältnis nicht mehr einverstanden. "Die argumentieren, dass in Ischgl teilweise günstigere Preise vorherrschen - das ist aber eben auch Ischgl", gibt er zu bedenken. Weitere Investitionen "in Energiemodelle, die eh keinen Ertrag bringen" seien in seinen Augen deshalb "vollkommen sinnfrei" und "grüne Ideologie".

Reini spricht außerdem die nachhaltige Anreise ins Skigebiet an. Zwar könne man nun mit Elektroautos ins Tal fahren, die veraltete Montafonerstraße sei aber weiterhin ein Nadelöhr "gegen das nichts getan wird". Alternativen wie die Anreise mit der Bahn findet er wenig praktikabel. Beinah alle sind sich einig, es solle mehr in bestehende Infrastruktur investiert werden, die lokalen Betriebe gefördert werden und die Touristen für längere Urlaubsaufenthalte mit attraktiven Preis-Angeboten gelockt werden.
(VOL.AT)
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