Medizinische Neuheit im Wiener AKH: Hautkrebs-Diagnose in nur fünf Minuten

Jedes Jahr wird in Österreich bei rund 45.000 Menschen Krebs diagnostiziert. Bis 2030 wird die Zahl der Krebskranken um 15 Prozent von aktuell 400.000 auf 460.000 Personen steigen, wie die Statistik Austria errechnet hat. Das stellt eine enorme Herausforderung für das Gesundheitssystem und das medizinische Personal dar.
Die steigende Anzahl der Erkrankten, gepaart mit der angespannten Personalsituation lässt die Notwendigkeit für kostengünstigere Behandlungsmethoden dringender denn je erscheinen. Als einer der europaweiten Vorreiter gilt hier das AKH Wien, wo die Ex Vivo Konfokaler Mikroskopie (EVCM) während der Mohs-Chirurgie für Weißen Hautkrebs mithilfe des VivaScope 2500 in der Dermatologie seit vergangenem Herbst bereits zum Einsatz kommt und Krebs effektiver und kosteneffizienter behandelt werden kann.
Digitale Histologie: Beurteilung in Echtzeit
Das VivaScope 2500 Ex Vivo ermöglicht die histopathologische Beurteilung von frisch entnommenem Gewebe innerhalb von nur fünf Minuten. "Die gängigen analogen Alternativen sind physikalische Schnitte. Bei Paraffinschnitten braucht es jedoch 24 Stunden, bis ein Ergebnis vorliegt. Gefrierschnitte liefern zwar Ergebnisse innerhalb 20 bis 45 Minuten, sind jedoch weniger präzise und es entstehen Artefakte", so Dr. Roberto Banchi, Anwendungsspezialist und Head Of Global Application Team beim Medizintechnik-Unternehmen VivaScope.
Beim digitalen Schnellschnitt hingegen wird das Gewebe direkt nach der Entnahme mit einem fluoreszierenden Farbstoff eingefärbt und auf einem Glasplättchen platziert. Anschließend wird mit zwei Lasern unterschiedlicher Wellenlänge das Gewebe abgescannt, wodurch digitale Bilder generiert werden, welche die zelluläre Morphologie zeigen. Das Gewebe bleibt durch das neue Verfahren unversehrt und kann für eine spätere Analyse verwendet werden. "Das Vorliegen von aussagekräftigen Ergebnissen in Echtzeit spart wertvolle Ressourcen und wahrt Patienten vor weiteren Terminen mit langen Wartezeiten", informiert Dr. Banchi. Denn die Ex Vivo Technologie macht sofort deutlich, ob die entnommene Gewebeprobe von ausreichender Qualität ist, um diese beurteilen zu können. Ist das nicht der Fall, kann sofort eine weitere Entnahme erfolgen. Dass sich die Technologie auch für die telemedizinische Anwendung eignet, ist laut dem Experten vor allem für ländliche Regionen von Vorteil, wo nicht standardmäßig ein Pathologe im Haus anwesend ist.
AKH Wien setzt bei Dermatologie auf VivaScope Technologie
Erstmals in Österreich kommt das digitale Verfahren am Wiener AKH zur Anwendung, wo ein VivaScope 2500 Mitte Oktober 2023 in Betrieb genommen wurde. "Wir unterstützen die Einrichtung bereits im Bereich der Dermatologie. Das VivaScope Gerät wird hier mitunter verwendet, um Schnittrandkontrollen noch während der OP durchzuführen", erklärt der Anwendungsspezialist. "Oft wird die kritische Hautstelle beziehungsweise der Tumorrand mit einem zu großen Sicherheitsradius entfernt, um auf Nummer sicher zu gehen", erläutert Dr. Banchi weiter. Mit dieser Technologie soll dies nun vermieden werden: "Weil die Schnittrandkontrolle schon während der OP erfolgt, kann der Arzt entsprechend handeln und gegebenenfalls mehr Gewebe entnehmen. Die betroffene Stelle kann danach sofort verschlossen werden. Der Patient muss nicht nochmal operiert werden und gesundes Gewebe wird verschont", so der Experte weiter. Produziert werden diese innovativen Mikroskope des Münchner Unternehmens VivaScope teilweise in Österreich. Neben einem Produktionsstandort in den USA stellt auch die Firma Wild in Völkermarkt (Kärnten) Komponenten für VivaScope her.
Wiener AKH in Pionierrolle: Studie bestätigt effizientere Hautkrebs-Behandlung
Eine aktuelle Studie unter der Leitung von Prof. Dr. Jan Gutermuth am Universitätsklinikum Brüssel kommt zu dem Schluss, dass mit dieser Innovation nachweislich eine präzisere und schnellere Bewertung der Tumorausdehnung und der Resektionsränder möglich ist, was zu einer erheblichen Effizienzsteigerung führt. Die Kosten für Kliniken werden mehr als halbiert, die durchschnittliche Eingriffszeit pro Verfahren konnte von 135 auf 75 Minuten reduziert werden und es kommt zu schnelleren Terminvergaben.
(Red)
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