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Influenza: Impfmüdigkeit der Österreicher bleibt

Die Influenza-Durchimpfungsrate bleibt auf sehr niedrigem Niveau.
Die Influenza-Durchimpfungsrate bleibt auf sehr niedrigem Niveau. ©APA/dpa/Robert Michael
Die Durchimpfungsrate bei der Influenza-Impfung in Österreich bleibt weit unter den Empfehlungen der WHO.
Diese Durchimpfungsrate schafft Wien

Trotz des öffentlichen Influenza-Impfprogramms ist die Durchimpfungsrate im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht gesunken, wie eine aktuelle Berechnung des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller (ÖVIH) zeigt. Der ÖVIH bekräftigt daher seine Forderung nach Optimierungsmaßnahmen für die kommende Influenza-Saison.

Extrem niedrige Influenza-Durchimpfungsrate in Österreich im EU-Vergleich

Die altuelle Durchimpfungsrate (= von den Herstellern distribuierte Dosen bezogen auf die Gesamtbevölkerung laut Statistik Austria) für die Saison 2023/24 beträgt 13,35 Prozent. Zum Vergleich: In der Saison 2022/23 lag sie bei 13,62 Prozent. Die WHO und der EU-Rat empfehlen hingegen eine Durchimpfungsrate von 75 Prozent für vulnerable Gruppen wie zum Beispiel Personen über 65 Jahre.

Auch wenn diese gerade einmal von Dänemark erreicht wird, liegen nur wenige Länder so weit darunter wie Österreich. So schaffte unter anderem Deutschland in den letzten Jahren in dieser wichtigen Gruppe eine Durchimpfungsrate von über 40 Prozent.

Erstes öffentliches Impfprogramm ändert Durchimpfungsrate nicht

Die aktuelle Influenza-Saison hat gerade ihren Zenit überschritten. Wie viele Opfer sie gefordert hat, wird man erst im Nachhinein sehen. Welche schwerwiegenden Folgen die Influenza haben kann, sieht man allerdings gut an der Saison 2022/23, in der es mehr als 4.000 Todesfälle gab.

Die Influenza-Impfung wird im Österreichischen Impfplan für vulnerable Gruppen ausdrücklich empfohlen, ebenso wie für alle anderen, die sich schützen wollen. Für die Saison 2023/34 wurde erstmals ein öffentliches Impfprogramm für alle Bevölkerungsgruppen aufgelegt, in dem die Impfung allen Impfwilligen gegen Rezeptgebühr angeboten wurde. Begleitet wurde es von einer medialen Impfkampagne. "An der Durchimpfungsrate insgesamt hat dies leider nichts geändert", stellt ÖVIH-Präsidentin Renée Gallo-Daniel fest.

"Das öffentliche Influenza-Impfprogramm wurde angenommen, wie man an den Zahlen sieht", erläutert ÖVIH-Generalsekretär Christoph Jandl. "Nur eben nicht in ausreichendem Maß. Nun ist es wichtig, dass wir für die nächste Saison besser gerüstet sind. Der ÖVIH hat dazu kürzlich eine Stellungnahme veröffentlicht und im Rahmen des Aktionsplans Verbesserungsvorschläge im Bereich Impfversorgung auf den Tisch gelegt."

Verbesserungsvorschläge bei der Impfversorgung

Zu diesen Vorschlägen gehört unter anderem die Orientierung an der empfohlenen Durchimpfungsrate von 75 Prozent in vulnerablen Gruppen. Außerdem hätte sich gezeigt, dass es bei der Durchführung des öffentlichen Impfprogramms einige Herausforderungen, wie zum Beispiel bei der Distribution oder dem Bestellsystem, gab, so Jandl. Diese sollten bis zur nächsten Saison behoben werden.

"Außerdem ist es wichtig, dass die Impfwilligen leicht an eine Influenza-Impfung kommen, es also einen niederschwelligen Zugang gibt", erklärt Sigrid Haslinger, Vizepräsidentin des ÖVIH. Dafür wären unter anderem mehr Impfungen in Betrieben oder in Schulen nötig.

Kritik von Ärztekammer an Impfaktion

Kritik kam auch von der Ärztekammer: "In der aktuellen Influenzasaison hat die bundesweite Impfaktion organisatorisch und logistisch nicht zufriedenstellend funktioniert", konstatierte Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin und Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzte der Ärztekammer für Wien. "Impfstoffe waren teilweise für Ärztinnen und Ärzte nicht verfügbar beziehungsweise bestellbar. Zudem entpuppte sich die kostenlose Influenza-Impfung, für die ein Selbstbehalt fällig wird, als Hemmschuh." Am 1. Dezember seien in Wien etwa 180 Ordinationen ohne Impfstoff gewesen. "Es braucht für die kommende Saison dringend wieder die Sicherstellung einer Impfaktion, die einfach und wirklich kostenlos zur Verfügung steht, sowie ausreichend und gut verteilte Influenza-Impfstoffe, um den Bedarf zu decken", forderte Kamaleyan-Schmied.

ÖGK will bei Impfprogramm nachbessern

Selbstkritisch gab sich die ÖGK, die das Impfprogramm initiiert hatte. "Das in der heurigen Saison erstmalig österreichweit einheitlich umgesetzte und von Bund, Ländern und Sozialversicherung gemeinsam finanzierte Influenza-Impfprogramm war ein guter Start, muss aber für die nächste Saison in Teilbereichen nachgebessert werden", hieß es in einer Aussendung. So habe die Durchimpfungsrate nur in zwei Bundesländern verbessert werden können, so die ÖGK. In den anderen Bundesländern blieb sie demnach entweder gleich oder ging, wie in Wien, sogar zurück. "Hier muss an mehreren Schrauben gedreht werden, um das Influenza-Impfprogramm ab der nächsten Saison zu einem wirklichen Erfolg zu machen." ÖGK-Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmer-Obmann Andreas Huss: "Wir stellen fest, dass wir im Bereich Logistik bzw. Verteilung, bei den Impfstoffbestellmengen und Selbstbehalten nachbessern müssen. Auch die Impfstellen haben nicht überall gut funktioniert."

Impfstellen in Wien waren nicht ausreichend

Gerade in Wien seien die Impfstellen nicht ausreichend gewesen, weil viele niedergelassene Ärztinnen und Ärzte nicht an dem Programm teilgenommen hätten. Deshalb müsse man sich beispielsweise in Wien alternative Impfstellen überlegen. "Dabei muss auch das Thema Impfen in Apotheken wieder besprochen werden. Außerdem müssen wir bei den Betriebsimpfungen rasch in die Gänge kommen. Denn wir wissen, dass die Durchimpfungsraten in Betrieben mit Betriebsimpfprogrammen immer wesentlich höher sind, weil dort der Zugang unkompliziert und niederschwellig ist", betonte Huss. Er plädierte auch dafür, den Selbstbehalt ersatzlos zu streichen, und kündigte eine Prioritätenliste an, welche weiteren Impfungen in das kostenfreie Impfprogramm aufgenommen werden sollen.

(Red)

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