Vorwürfe gegen Bregenzer Winzer: Schützt er seine Trauben auf Kosten der Wildvögel?

Darum geht's:
- VGT erhebt schwere Vorwürfe gegen Bregenzer Winzer
- Täglich sterben laut den Tierschützern Vögel in den Netzen des Winzers
- Winzer betont, dass Netze zum Schutz der Ernte dienen
Tierschützer schlagen Alarm: Vögel sterben in Weinbauern-Netzen
Der VGT ortet einen neuen Tierschutzskandal in Bregenz. In den Netzen eines Weinbauern sterben laut den Tierschützern täglich Vögel, dennoch wurden die Netze bisher nicht entfernt. Tierschützer haben den Sachverhalt beobachtet und den VGT informiert. Dieser erstattete umgehend Anzeige wegen Gefahr im Verzug bei der zuständigen BH. "Gleichzeitig haben die unbekannten Tierschützerinnen, die den Vorfall beobachtet haben, die noch lebenden Vögel aus den Netzen befreit", berichtet der VGT.

"In den Netzen befanden sich mehrere Arten, darunter Stare, Rotkehlchen und auch Falken. Und täglich kommen neue dazu", so der Verein. Es sei anzunehmen, dass der Winzer von den sterbenden Vögeln bei den Reben wisse, so die Tierschützer. "Weil sich anscheinend täglich sehr viele Tiere verfangen und die Weinstöcke von ihm regelmäßig überprüft werden. Diese Netze sind laut einer kundigen Person nicht fachgerecht angebracht, ob bewusst oder unbewusst, steht offen zur Spekulation", schildert der VGT in einer Aussendung.


VGT Campaignerin Sandy P. Peng hat das Bildmaterial gesichtet: "Es ist geradezu widerwärtig, wie achtlos hier mit dem Leben höchst sensibler Tiere umgegangen wird", verdeutlicht sie. "Die Vögel sterben in den Netzen einen extrem qualvollen Tod, sie versuchen bis zur totalen Erschöpfung, sich zu befreien." Auf den Fotos seien auch zahlreiche Tiere zu sehen, die den Kampf verloren hätten. "Wir sind schockiert über das skrupellose Vorgehen dieses Weinbauern und appellieren an die Behörde, diesem Fall mit voller Härte nachzugehen
", so Peng. "Der VGT hat Anzeige wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz, das Vorarlberger Naturschutzgesetz (Gesetz über Naturschutz und Landschaftsentwicklung), sowie gegen die Vorarlberger Naturschutzverordnung, die unter anderem der Umsetzung der EU-Vogelschutzrichtlinie dient, erstattet."

Winzer wehrt sich: "Wir machen das nicht vorsätzlich"
Beim ins Kreuzfeuer geratenen Weinbauer handelt es sich um Sepp Möth. Auf die Vorwürfe angesprochen, äußert sich der Winzer klar und deutlich. Er betont, dass die Netze dazu dienen, die Trauben vor Vögeln zu schützen, was eine gängige Praxis im Weinbau ist. Der Tod der Vögel sei nicht beabsichtigt, und er sei bereit, mit den zuständigen Behörden zusammenzuarbeiten, um eine Lösung zu finden. "Die Bezirkshauptmannschaft ist dran. Wir sind auch dran, sind uns aber dahin gehend keiner Schuld bewusst."
"Es lässt sich über die Anbringung diskutieren, aber wir sind Landwirte. Ich muss auch darauf achten, dass ich meine Ernte schütze. Wir machen das nicht vorsätzlich, sondern als Schutz. Wir fangen die Vögel per se ja nicht bewusst. Dass sich manche verhängen oder verheddern, das ist klar." Man arbeite nicht bewusst gegen Vögel. "Man kann da verschiedene Waagschalen auftun: Jede Hauskatze frisst mehr Vögel zusammen, als wir jetzt mit diesen Netzen vielleicht einen Schaden verursachen. Also man muss es in der Verhältnismäßigkeit auch sehen", schildert der Winzer.

Netze werden bis Samstag entfernt
"Die Netze kommen zeitnah runter", erklärt Möth. "Wir sind mit der zuständigen Bezirkshauptmannschaft schon daran, hier dementsprechend eine Lösung zu erarbeiten – heute noch." Die Zahlen, die der VGT in den Raum stelle, würden so nicht stimmen, meint der Bregenzer gegenüber VOL.AT. Sie seien auch nicht belegbar. Vonseiten der Tierschützer sei von 20 bis 30 Vögeln die Rede. "Es sind ein bis drei am Tag", meint Möth. "Wenn sie sich verheddern, lassen wir sie frei. Wir waren vier Tage nicht da, das gebe ich zu." Dabei handle es sich um eine Ausnahme, es sei auch dem Feiertag am Mittwoch geschuldet.



"Wir sind an einer Lösung dran"
„Wir haben umgehend den Kontakt zum VGT gesucht“, erläutert der Winzer im Gespräch mit VOL.AT. „Es war jedoch niemand für eine sofortige Stellungnahme verfügbar.“ Die Tierschützer hätten eine direkte Konversation mit ihm abgelehnt. Die Darstellung der Fakten entspräche nicht der Wahrheit, so Möth.
Auch habe er Kontakt zur Rechtsabteilung der zuständigen Kammer aufgenommen. Über Allerheiligen und Allerseelen sei dort allerdings niemand erreichbar gewesen. „Es muss noch geprüft und betrachtet werden. Doch so einfach ist die Lage nicht. Wir betreiben keinesfalls bewusst Tierquälerei“, stellt er klar. „Wir setzen uns ernsthaft für den Schutz der Ernte ein. Natürlich kann man aus Tierschutzperspektive immer Verbesserungen vornehmen, jedoch muss auch der Kostenfaktor sowie die Handhabung berücksichtigt werden. Es ist nicht so einfach, wie es scheint. Man kann nicht einfach die Schuld zuweisen. Wir arbeiten an einer Lösung“, fügt er hinzu.
(VOL.AT)
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