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„Auch Künstler sollen ihre Meinung vertreten – aber wenn ich eine Predigt brauche, gehe ich in die Kirche“

Dominik "Marco Pogo" Wlazny bei Toni Loitsch in den Nautilus Studios in Dornbirn.
Dominik "Marco Pogo" Wlazny bei Toni Loitsch in den Nautilus Studios in Dornbirn. ©MJ
Joachim Mangard (VOL.AT) joachim.mangard@russmedia.com
Dominik Wlaznys Bierpartei hat laut jüngster Umfrage in Wien die 12-Prozent-Hürde geknackt und liegt damit vor ÖVP, Grünen und Neos. VOL.AT traf den Musiker ("Marco Pogo"), Künstler, Unternehmer, Arzt, Politiker und Autor bei der Post-Produktion für das neue "Turbobier"-Album in den Dornbirner Nautilus-Studios.

VOL.AT: Sie sind ja öfters in Vorarlberg zu Gast, bei Toni Loitsch in den Nautilus-Studios Dornbirn. Wie steht es um das neue Turbobier-Album?

Marco Pogo: Aktuell schaue ich Toni mehr beim Arbeiten zu. Nein, Spaß beiseite, wir geben den Aufnahmen den letzten Schliff. Das Album trägt den Titel "Nobel geht die Welt zugrund" und wird im Jänner erscheinen. Inzwischen ist es das fünfte Album mit Toni und wir verstehen uns nach wie vor bestens, was sich auch im kreativen Prozess widerspiegelt.

"Where the magic happens": In den Dornbirner Nautilus Studios feilen Marco Pogo und Toni Loitsch am neuen Turbobier-Album. ©MJ

VOL.AT: Worauf dürfen sich die Turbobier-Fans freuen?

Marco Pogo: Eigentlich ist ja alles unter Verschluss, aber so viel sei verraten: Es ist ein hartes Album geworden, sowohl musikalisch als auch textlich. Unsere Welt ist im Wandel, vieles ist im Umbruch und das ist, was mich als Mensch, und auch als politisch interessierten Mensch, bewegt. Die Welt formiert sich neu und das ist auf vielen Ebenen spürbar. Themen, die uns derzeit alle bewegen, so auch mich, fließen in das Album ein. Ich bin prinzipiell immer ein optimistischer Mensch und versuche immer, das Glas halb voll zu sehen, auch wenn es meist schon fast leer ist. Ich glaube daran, dass wir als Menschheit noch eine Chance haben. Trotzdem möchte ich meine Stimme nutzen, um Kritik zu formulieren. Ich bin jetzt nicht mehr 25 und meine Aussagen, natürlich auch durch das, was ich abseits der Musik mache, werden gehört. Das macht es zum Einen etwas schwerer, ganz offen Dinge auszusprechen, aber ich weiß, dass viele Leute zuhören, wenn ich etwas sage. Trotzdem versuche ich, meine Gedanken einfach in der von mir gewohnt humoristisch Art und Weise den Leuten zu vermitteln.

VOL.AT: In Bezug auf Ihre politische Arbeit, wie sehen Sie die Verbindung zwischen Musik und Politik, insbesondere in der heutigen Zeit?

Marco Pogo: Grundsätzlich steht es jedem Künstler, jeder Künstlerin frei, sich zu gewissen Themen zu positionieren. Ich möchte nicht mit meiner Meinung hinter dem Berg halten, nur weil ich Gefahr laufen würde, dass ich drei Karten weniger für ein Konzert verkaufe. Man muss ja auch nicht immer einer Meinung sein, und das ist sogar gut so, denn nur so entsteht Diskurs.

Ausschnitte aus der internationalen Berichterstattung von "De Telegraaf" oder "Focus". ©Screenshot

VOL.AT: In Bezug auf die Bierpartei, wie sehen Sie die Zukunft der Partei, insbesondere nach dem jüngsten Erfolg in den Umfragen?

Marco Pogo: Man sieht, dass die Bierpartei ihre Aufgabe ernst nimmt. Das habe ich auch immer betont. Mein politisches Dasein als Dominik Wlazny betreibe ich ernsthaft. Jetzt freue ich mich auf das neue Album und die Tour durch Österreich, übrigens im März auch im Conrad Sohm in Dornbirn. Ob ich dann bei einer Wahl antrete, wird sich weisen.

Das Album befindet sich auf der Zielgeraden und wird den Titel "Nobel geht die Welt zugrund" tragen. ©MJ

VOL.AT: Sie sind in vielen verschiedenen Bereichen aktiv. Wie schaffen Sie es, sich zwischen Musik, Politik und Ihrem persönlichen Leben zu balancieren?

Marco Pogo: Es ist eine Herausforderung, aber ich liebe, was ich tue, und das hilft mir, motiviert und fokussiert zu bleiben. Auch wenn mein Tag ebenfalls nur 24 Stunden hat, versuche ich, jede Minute sinnvoll zu nutzen.

VOL.AT: Wieso gibt es in Vorarlberg kein TurboBier mehr?

Marco Pogo: Über den genauen Grund kann auch ich nur spekulieren. Ich war aber gestern selbst im Messepark und wollte mich schon am Bierregal ankleben. Aber ich glaube, das bringt nichts.

VOL.AT: Glauben Sie, dass Social Media die Diskussionen um gewichtige Themen verschärft hat?

Marco Pogo: Ja, auf Social Media geht es richtig zur Sache. Was man da manchmal an Kommentaren liest, beschäftigt mich sehr. Mir ist die Stimmung in den Kommentarspalten oft viel zu aufgeladen. Und Social Media ist da natürlich ein, wie sagt man, ein Honeypot, da kommen die Leute hin und da geht es einfach rund. Trotzdem ist und bleibt das Netz kein rechtsfreier Raum, das haben manche anscheinend noch nicht ganz begriffen.

Das Album wird im 2024 samt großer Tour durch Österreich veröffentlicht. ©MJ

VOL.AT: Gibt es für Sie eine klare Trennung zwischen Ihrem politischen und musikalischen Engagement, oder sehen Sie beide als miteinander verbunden an?

Marco Pogo: Für mich sind Musik und Politik zwei Wege, um mich und meine Gedanken und Ideen auszudrücken. Wichtig ist für mich aber auch eine gewisse Trennung, weil ich als Künstler den Leuten nicht meine persönlichen Gedanken aufzwingen möchte. Die Musik soll auch Spaß machen und nicht predigen. Wenn ich eine Predigt brauche, dann gehe ich in die Kirche.

VOL.AT: Abschließend, was können die Fans und die Öffentlichkeit in naher Zukunft von Marco Pogo und Turbobier erwarten?

Marco Pogo: Ich freue mich darauf, dass das neue Turbobier-Album erscheint und dass ich wieder auf Tour gehe. In meiner musikalischen Arbeit habe ich noch viele Ideen, die ich aufgrund der zeitlichen Enge bisher nicht umsetzen konnte. Ich bin in einer spannenden Phase meines Lebens und freue mich auf das, was vor mir liegt.

Toni Loitsch und Marco Pogo arbeiten am neuen Turbobier-Album in Dornbirn.

Produzent Toni "Meloni" Loitsch, Nautilus Studios, Dornbirn

"Die Zusammenarbeit mit Marco Pogo ist sehr amüsant. Man kann es nicht wirklich als Arbeit bezeichnen, eher eine Freundschaft mit gemeinsamer Musik. Es erinnert uns an die Zeiten, als wir 15, 16 Jahre alt waren und gemeinsam im Proberaum saßen, nur dass die Ergebnisse jetzt besser sind. Früher war vielleicht mehr das Biertrinken im Vordergrund, aber jetzt stehen wir gerne auf, um weiter am Tag zu proben. Wir machen gemeinsam Musik und tun das, was wir früher gerne getan haben, das ist der Grund, warum wir überhaupt damit angefangen haben.

Über die Jahre hat sich die Arbeit oder eher das Verhältnis zwischen uns entwickelt. Wir tauschen uns viel aus, unterhalten uns, haben vielleicht nicht immer die gleiche Meinung, aber menschlich hat sich nichts verändert. Es gibt natürlich Veränderungen, die man nach außen hin mitbekommt, dass man sich ein wenig mehr zurückzieht, aber der Mensch selbst bleibt unverändert.

Musikalisch, im Hinblick auf unser neues Turbobier-Album war es sehr spannend. In der Coronazeit, als es möglich war, haben wir Songs geschrieben. Wir haben überlegt, wird es ein Band-Album oder ein Marco-Pogo-Album. Dann sind wir relativ schnell auf den gleichen Nenner gekommen und haben gesagt, das wird das neue Turbobier-Album. Es braucht Energie, es braucht Power, und es braucht das Organische. Wir haben einen anderen Weg eingeschlagen, haben bandmäßig gearbeitet, haben live gespielt und geschaut, was da passiert."

(VOL.AT)

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