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Ein Schaf im Wolfspelz - Neue Idee zum Schutz vor dem Wolf

Über den Geruch, soll der Wolfdavon abgehalten werden Schafe zu attackieren.
Über den Geruch, soll der Wolfdavon abgehalten werden Schafe zu attackieren. ©Canva
Ein Testprojekt in der Schweiz versucht, die traditionelle Methode, Herdenschutzhunde, durch eine neue Innovation zu ersetzen.
"Wir wollen den Wolf nicht ausrotten"
Deswegen wird der Wolf zu einem Problem

Schafe tragen nun Dufthalsbänder, die einen synthetischen Wolfsgeruch abgeben, um die Raubtiere abzuschrecken.

Es ist nichts Neues, dass Schäfer auf Hunde zurückgreifen, um ihre Tiere zu schützen, doch dies bereitet große Schwierigkeiten auf ausgedehntem Weideland und unwegsamem Terrain, wie es in der Schweizer Schafalpe Gadriola der Fall ist. Hier, im Kanton Graubünden, wo 400 Schafe in kleinen Gruppen weiden, war auf traditionellem Weg kein ausreichender Schutz zu gewährleisten. Infolgedessen wurde ein vielversprechendes Pilotprojekt gestartet.

Ein Duft gegen räuberische Bestien

Einige der beweideten Schafe auf der Alpe Gadriola haben ein neues Accessoire - ein graues Kästchen an ihrem Hals, welches den Geruch von Wölfen nachahmt. Durch den Einsatz von synthetischen Pheromonen versucht man, die Wölfe zu täuschen und abzuschrecken. Die Idee stammt von Federico Tettamanti: "Wölfe markieren ihr Territorium mithilfe von Pheromonen, wie andere Tiere auch. Wir nehmen diese Duftstoffe und legen sie in die Box. Das Tier trägt das Halsband mit den Wolfspheromonen, damit es immer diesen Schutz um sich herum hat."

Alphirt Marko Maitz relativiert aber - Das SRF zitiert ihn: "Ob das eine Wirkung zeigt, kann man im Moment noch nicht sagen. Wir hoffen es, aber wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen."

Dieser Versuch wird aktuell auch auf weiteren Weiden in der Schweiz und in Italien mit insgesamt 650 Schafen durchgeführt. Bisherige Erkenntnisse deuten vielversprechend darauf hin, dass nur ein einziges Schaf von einem Wolf angegriffen wurde.

Wie schlau ist der Wolf?

Davide Staedler, Projektpartner von Tettamanti, ist Chemiker und stellt in seinem Labor in der Westschweiz die künstlichen Duftstoffe her. Per DNA-Analyse wurde das Wolfshormon entschlüsselt und reproduziert. Damit der Wolf nicht früher oder später merkt, dass der Geruch künstlich ist - diese Gefahr besteht nämlich - werden ständig neue Moleküle entwickelt und bei Bedarf die Rezeptur der Duftstoffe angepasst. Der Preis für eine Box mit "Wolfsduft" beträgt 25 Franken.

Zur Entwicklung und Optimierung der Dufthalsbänder wurden Tests in Österreich durchgeführt. Erste Ergebnisse zeigen, dass Wölfe das mit den Pheromonen behandelte Fleisch mieden. Verschwand jedoch der Duft, wurde das Fleisch sogleich von den Wölfen gefressen. Diese positive Resonanz lässt das Herdenteam auf der Alpe Gadriola hoffen, dass ihre Schafe endlich den nötigen Schutz erhalten.

Rudel von Wölfen in der Schweiz

Die Schweiz beherbergt derzeit 31 Wolfsrudel, wobei allein zwölf davon im Kanton Graubünden leben. Obwohl gezielte Maßnahmen zur Populationskontrolle durchgeführt wurden, wie etwa das Abschießen einiger Wölfe im letzten Jahr, hat sowohl die Wolfsbevölkerung als auch die Zahl der gerissenen Nutztiere - aktuell rund 1.500 in der gesamten Schweiz - zugenommen.

Das Pilotprojekt der Wolfsdufthalsbänder könnte somit eine entscheidende Innovation zum Schutz von Herdentieren darstellen und für viele Schäfer eine dringend benötigte Lösung bieten. Es bleibt abzuwarten, wie effektiv diese Methode auf lange Sicht ist und ob sie auch in anderen Teilen der Welt eingesetzt werden kann, wo Nutztiere Bedrohung durch Raubtiere ausgesetzt sind.

(VOL.AT)

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